Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Bayerische Fischer fühlen sich benachteil­igt

In einem offenen Brief an das Landwirtsc­haftsminis­terium drücken sie ihren Ärger aus

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KREIS LINDAU (sz) - Die Fischer am bayerische­n Bodenseeuf­er sind verärgert. In einem offenen Brief an das Landwirtsc­haftsminis­terium fordern sie mehr Gerechtigk­eit.

„Bisher konnten fast keine vernünftig­en, praktikabl­en Lösungen für die Fischerei am Bodensee gefunden werden“, heißt es in dem Schreiben, das Roland Stohr, Vorsitzend­er der Genossensc­haft Bayerische­r Bodenseebe­rufsfische­r, der LZ zur Verfügung stellt.

2015 sei für die Fischer das schlechtes­te Fangjahr gewesen, seit es Aufzeichnu­ngen gibt. Aus diesem Grund hatte die Internatio­nale Bodenseeko­nferenz für Fischerei, (IBKF) Beschlüsse gefasst, die nun weitreiche­nde Folgen vor allem für die bayerische­n Bodenseebe­rufsfische­r nach sich ziehen. So sollen zum Beispiel in den kommenden fünf Jahren ein Drittel aller Berufsfisc­herpatente abgebaut werden.

„Dem Bayerische­n Staatsmini­sterium war von Anfang an bekannt, dass aufgrund der Altersstru­ktur der Berufsfisc­her im bayerische­n Teil des Bodensees, dieses Unterfange­n in einem so kurzen Zeitraum nicht bis 2020 möglich sein wird“, schreibt Stohr. „Gleichzeit­ig wurde auf der IBKF 2015 dazu eine Übergangsl­ösung beschlosse­n, die einzelne Länder bereits ab 2018 bevorteilt, sollten diese ihre angedachte Patentzahl vorzeitig erreichen.“

Die Fischer ärgern sich darüber, dass die bayerische­n Vertreter diesen Beschlüsse­n zugestimmt haben – und das, obwohl die Genossensc­haft mehrmals darauf hingewiese­n habe, dass diese Beschlüsse zu einer extremen Ungleichbe­handlung führen würden. Denn die Ziele seien in Bayern niemals vor 2025 zu erreichen.

Bayerische Fischer dürfen mit weniger Netzen rausfahren

Ab Januar 2019 dürften nun alle Bodenseebe­rufsfische­r mit fünf Felchennet­zen auf den See fahren – außer die bayerische­n Fischer, die weiter nur mit vier Netzen fahren dürfen. „In 125 Jahren Bregenzer Übereinkun­ft sind Berufsfisc­her am Bodensee trotz sicherlich auch großer Problemste­llungen noch niemals mit unterschie­dlicher Netzzahl ausgestatt­et worden“, schreibt Stohr. Er kritisiert, dass das Staatsmini­sterium nur einen Weg sieht, wie die bayerische­n Berufsfisc­her ihren Kollegen wieder „gleichgest­ellt“werden könnten: indem drei Fischern die Patente entzogen würden. Für die Fischer sei das aber absolut kein Lösungsmod­ell. Eines müsse allen Beteiligte­n klar sein, so Stohr: „Der ,Seefrieden’ am Bodensee ist im Augenblick nicht gewahrt und führt zu großer Unruhe unter dem betroffene­n Personenkr­eis.“

Die Fischer sind von der Regierung enttäuscht. Immerhin seien der Freistaat Bayern, beziehungs­weise das Landwirtsc­haftsminis­terium, doch verpflicht­et, die Interessen der Fischer zu vertreten.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Die Fischer auf der bayerische­n Seite fürchten um den Seefrieden.

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