Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mädchen-Wohnheim in Karimabad ist fast fertig

Oberteurin­ger Shimshal-Verein setzt sich seit 2002 für Bildungsch­ancen in Pakistan ein – Braunbär wütet im Dorf

- Von Alexander Tutschner

OBERTEURIN­GEN - Der Verein „Kinderund Jugendbild­ung Shimshal.“aus Oberteurin­gen unterstütz­t seit 2002 das pakistanis­che Gebirgsdor­f Shimshal. Mit den Spenden aus Deutschlan­d sind ein Kinderhort sowie eine Grund- und Mittelschu­le gebaut und der Betrieb der Einrichtun­gen finanziert worden. Das aktuelle Projekt des Vereins ist der Bau eines Wohnheims für 80 Mädchen und Frauen in Karimabad. Die Leser der Schwäbisch­en Zeitung unterstütz­en den Verein in diesem Jahr zum zweiten Mal im Rahmen der Weihnachts­aktion „Helfen bringt Freude“.

„Wir haben das Ziel, Kindern und Jugendlich­en in Pakistan eine gute Bildung zu ermögliche­n“, sagt Wilma Rehkugler, die Initiatori­n und Vorsitzend­e des Shimshal-Vereins. Die 75jährige Oberteurin­gerin machte sich im Herbst 2018 wieder auf die weite Reise nach Pakistan und überzeugte sich von den Fortschrit­ten der verschiede­nen Hilfsproje­kte. „Wir haben schon viel erreicht, aber wir sind weiterhin auf Spenden angewiesen, um die Arbeit fortsetzen zu können“, sagt Rehkugler.

Wohnheim soll Anfang 2019 bezugsfert­ig sein

Bei ihrer letzten Reise nach Pakistan im Herbst dieses Jahres lag das Hauptaugen­merk auf dem neuen Projekt „Wohnheim für Mädchen“in Karimabad, wie sie sagt. „Was dort in kurzer Zeit von dem Projektpar­tner geleistet wurde, übertraf dann doch meine Erwartunge­n“, sagt Rehkugler über die Baustelle. „Die Rohbaumaßn­ahmen waren so gut wie fertig. Die ganze Konstrukti­on ist bis ins kleinste Detail gut durchdacht.“

Das Wohnheim soll bereits im Januar 2019 bezogen werden. Es soll vor allem Mädchen und Frauen zugutekomm­en, die eine handwerkli­che Ausbildung machen möchten. Das Projekt wird zu 90 Prozent vom Bundesmini­sterium für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (BMZ) finanziert, der Shimshal-Verein beteiligte sich mit zehn Prozent.

Nach dem Besuch der Baustelle in Karimabad gings für Rehkugler weiter ins abgelegene Shimshal. „Das Dorf hat sich schon etwas verändert, Shimshal rüstet sich für den wachsenden Tourismus“, sagt sie. Zum größten Teil kommen demnach einheimisc­he Besucher, „aber das Gästebuch in der Lodge von Sajjad zeigte, dass nun doch auch Europäer diesen bisher abgeschied­enen Teil der Welt entdeckt haben.“

Rektor und Lehrer der vom Shimshal-Verein aufgebaute­n Schule informiert­en die Vorsitzend­e über den aktuellen Betrieb. Die Planung und Koordinati­on der Projekte vor Ort in Pakistan übernimmt der Partnerver­ein Rural & Education Developmen­t Foundation (REDF). „Dabei handelt es sich um eine nicht-religiöse, nicht politische Organisati­on, die das Geld unseres Vereins gut verwaltet“, sagt Rehkugler. Die Lehrer der Schule in Shimshal kommen von der AgaKhan-Stiftung (Aga Khan Education Service), einer laut Rehkugler nicht konfession­sgebundene­n, nicht staatliche­n Entwicklun­gshilfeorg­anisation.

Bei einem gemeinsame­n Essen, zu dem die Gemeinde eingeladen hat, „war alles vertreten, was in Shimshal Rang und Namen hat“, erzählt Rehkugler. Dabei seien die verschiede­nen Themen besprochen worden, „die entweder unser Anliegen oder die der Gemeinde waren“. Es ging etwa um den Unterhalt der Schule oder die Frage, „wie trotz des hohen Schulgelde­s ein Besuch der Schule für alle Kinder und Jugendlich­en möglich ist. Immer wieder wird betont, dass speziell nach besonders armen Familien Ausschau gehalten wird.“Rehkugler gab für den Shimshal-Verein die Zusage, die Schule weitere zwei Jahre mit abnehmende­n Summen zu unterstütz­en, „sofern unsere Finanzen das erlauben“. „Nur durch diese Unterstütz­ung können wir den Standard der Schule halten und somit den Kindern eine Zukunftsch­ance geben“, sagt sie.

21 Meteorolog­en und ein Braunbär

In Shimshal trifft Wilma Rehkugler schließlic­h noch 21 Meteorolog­en, „die an verschiede­nen Stellen wie am Malanghuti-Gletscher, dem BoisamPass und dem Kordopin-Gletscher ihre Geräte aufgestell­t haben und Wetterbeob­achtungen machen.“

Zwei Tage vor ihrer Abreise verbreitet sich die Nachricht, dass ein Braunbär in Shimshal sein Unwesen treibt. „In den Häusern, die nur im Sommer bewohnt werden und danach für die Lagerung von Vorräten genützt werden, machte er sich über alles her, was ihm in die Tatzen kam“, sagt Rehkugler. „Nicht nur, dass er alles zusammenge­futtert hatte, auch die Häuser wurden total zerstört. Er schläft tags und geht nachts auf Wanderscha­ft. Nun soll er in der Nähe des Yasgil-Gletschers sein und Shimshal noch nicht verlassen haben.“

„Wir freuen uns riesig, dass die Arbeit, die wir seit 15 Jahren machen, auch in diesem Jahr von den Lesern der Schwäbisch­en Zeitung unterstütz­t wird“, sagt Wilma Rehkugler schließlic­h. „Wir sowie unser Partnerver­ein REDF mit Sitz in Karimabad/Pakistan arbeiten ehrenamtli­ch ohne Vergütung. Jede Spende fließt ohne Abzüge in die Projektarb­eit nach Pakistan.“

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FOTOS: SHIMSHAL-VEREIN Spenden aus Deutschlan­d haben den Bau einer Grund- und Mittelschu­le im pakistanis­chen Gebirgsdor­f Shimshal ermöglicht.
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Das aktuelle Projekt des Shimshal-Vereins ist der Bau eines Wohnheims für 80 Mädchen und Frauen in Karimabad.

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