Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ohne Grund im Krisenmodu­s

- Von Sabine Lennartz ●» s.lennartz@schwaebisc­he.de

Was für ein Jahr! 2018 war voller Wendungen und Krisen, ein Jahr der Tiefschläg­e für die großen Volksparte­ien, ein Jahr, das mit dem Rückzug Angela Merkels von der CDU-Parteispit­ze endet.

Dabei war 2018 innenpolit­isch weit besser als vielfach behauptet wird. Nach dem Scheitern der Jamaika-Verhandlun­gen wurde, wenn auch mit großen Mühen, erneut eine Große Koalition gebildet, die einiges umgesetzt hat: von der Rente bis zur Kita, vom Baukinderg­eld bis zur Rückkehr zur Parität bei den Krankenkas­senbeiträg­en. Vieles trägt die Handschrif­t der SPD, die aber überhaupt nicht davon profitiert, sondern aus dem Jahr 2018 heraustaum­elt wie sie hineingeta­umelt ist – verzweifel­t und regierungs­unwillig. Erst nach der Entscheidu­ng der Basis, Kopf über Herz zu stellen, ging die SPD in die Große Koalition. Ruhe, geschweige denn Zuversicht, sind deshalb nicht eingekehrt. Die Unzufriede­nheit mit der Parteispit­ze schwelt trotz neuer Chefin weiter, die SPD hat für jede Lösung eine Frage.

Auch die CSU hat ein stürmische­s Jahr hinter sich. Horst Seehofer hat die Große Koalition wiederholt an den Rand des Scheiterns gedrängt. Als Ministerpr­äsident ist er abgelöst, als CSU-Parteichef geht er in Kürze. Damit kehrt vorerst Ruhe ein in dem Dauerzwist der Schwesterp­arteien. Doch auch Angela Merkel, die immer ungerührt über dem politische­n Alltag thronte, musste die Notbremse ziehen und sich von der Parteispit­ze zurückzieh­en.

Nach diesem Schritt ist sie nicht nur persönlich befreiter denn je, sondern erfreut sich auch neuer Beliebthei­t. Aber ihre Partei ist nicht mit sich im Reinen. Die Richtungsk­ämpfe sind nicht beendet, die Frage, ob die CDU sich nicht zu sehr sozialdemo­kratisiert hat, ist nicht beantworte­t – man merkt es an täglich neuen Forderunge­n, Friedrich Merz mehr Bedeutung zuzuweisen.

Unter dem Strich war 2018 ein Jahr im pausenlose­n innenpolit­ischen Krisenmodu­s, ohne dass dazu aus sachlichen Gründen ein Anlass bestanden hätte. Es sieht leider nicht so aus, als ob sich dies 2019 ändern wird.

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