Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Vollere Portemonna­ies

Verbrauche­r dürften 2019 mehr Geld zur Verfügung haben – Arbeitnehm­er profitiere­n vom guten Arbeitsmar­kt

- Von Erich Reimann

DÜSSELDORF (dpa) - Trotz wachsender Unsicherhe­it in der Weltwirtsc­haft: 2019 verspricht für die meisten Bundesbürg­er finanziell ein gutes Jahr zu werden. Die Löhne der meisten Arbeitnehm­er dürften angesichts des weitgehend leer gefegten Arbeitsmar­ktes noch einmal kräftig steigen. Und auch Senioren können mit einer spürbaren Rentenerhö­hung rechnen.

Für den Konjunktur­experten Roland Döhrn vom Rheinisch-Westfälisc­hen Institut für Wirtschaft­sforschung (RWI) steht bereits fest: „Die meisten Verbrauche­r werden mehr Geld in der Geldbörse haben.“Gestützt wird diese Einschätzu­ng auch vom Herbstguta­chten der führenden deutschen Wirtschaft­sforschung­sinstitute. Danach dürften die effektiven Monatsverd­ienste der Beschäftig­ten 2019 um rund 3,1 Prozent steigen. Das liegt deutlich über der erwarteten Preissteig­erungsrate von 2,0 Prozent. Geringverd­iener werden davon profitiere­n, dass der gesetzlich­e Mindestloh­n zum Jahreswech­sel von derzeit 8,84 Euro auf 9,19 Euro pro Stunde steigt.

Hinzu kommt, dass sich der Staat beim Zugriff auf das zusätzlich verdiente Geld zumindest ein Stück weit zurückhält. Die Einkommens­grenzen für alle Steuersätz­e steigen 2019 um 1,84 Prozent. Damit soll die Inflation ausgeglich­en werden. Der Grundfreib­etrag in der Einkommens­steuer erhöht sich außerdem für Ledige auf 9168 Euro – das ist ein Plus von 168 Euro gegenüber dem Vorjahr. Für Verheirate­te gilt der doppelte Betrag.

Doch nicht nur Arbeitnehm­er dürften 2019 mehr Geld im Portemonna­ie haben. Auch die rund 21 Millionen Rentner können im Sommer mit einer Erhöhung ihrer Bezüge um mehr als drei Prozent rechnen, wie die Vorstandsv­orsitzende der Rentenvers­icherung, Annelie Buntenbach, vor einigen Wochen verriet.

Auch eine ganze Reihe anderer Neuregelun­gen sollten sich positiv auf die Finanzlage der Bürger auswirken. Dazu gehören die Senkung des Beitrages zur Arbeitslos­enversiche­rung von drei auf 2,5 Prozent und die Rückkehr zur gleichmäßi­gen Aufteilung der Beitrage zur Krankenkas­se zwischen Arbeitgebe­rn und Arbeitnehm­ern.

Damit wird künftig auch der bisher von den mehr als 56 Millionen Kassenmitg­liedern allein zu zahlende Zusatzbeit­rag zu gleichen Teilen zwischen ihnen und ihren Arbeitgebe­rn aufgeteilt. Arbeitnehm­er und Rentner sparen so etwa 6,9 Milliarden Euro jährlich.

Und auch wer Sozialhilf­e oder Arbeitslos­engeld II bezieht, bekommt ab dem 1. Januar 2019 zumindest etwas mehr Geld. Jedoch sind die Aufschläge bescheiden: Die Regelsätze erhöhen sich um fünf bis acht Euro. So erhalten Alleinsteh­ende künftig 424 statt 418 Euro. Das Kindergeld steigt ab dem 1. Juli: Zehn Euro gibt es dann monatlich für jedes Kind mehr.

Doch einiges wird auch teurer. So steigt der Beitrag zur Pflegevers­icherung zum Jahreswech­sel von 2,55 auf 3,05 Prozent des Bruttoeink­ommens. Gutverdien­er müssen sich außerdem auf höhere Beiträge zur Sozialvers­icherung einstellen. Denn auch 2018 erhöht sich wieder die sogenannte Beitragsbe­messungsgr­enze, bis zu der in der Kranken-, Pflegeund Rentenvers­icherung Sozialbeit­räge gezahlt werden müssen. Der vom Arbeitnehm­er zu tragende Höchstbeit­rag zur gesetzlich­en Krankenver­sicherung steigt dadurch nach Berechnung der Verbrauche­rzentrale NRW beispielsw­eise von 323,05 Euro im Monat auf 331,24 Euro im Monat.

Doch überwiegen nach Einschätzu­ng der Verbrauche­rzentrale letztlich für die Bundesbürg­er die guten Nachrichte­n. Ihr Fazit: „Unterm Strich bringt das Jahr 2019 für fast alle mehr Geld.“

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FOTO: DPA Euromünze in einem Geldbeutel: Die Löhne der meisten Arbeitnehm­er steigen 2019.

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