Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Rendite mit gutem Gewissen
Die Nachfrage nach ethischen Geldanlagen nimmt zu – Banken bieten Investments mit sozialem, ökologischem oder kulturellem Mehrwert
FRANKFURT - Die Zahl der Anleger, die ihr Vermögen nicht nur im Hinblick auf die größtmögliche Rendite, sondern nach ethischen Maßstäben anlegen wollen, wächst. Doch noch immer gibt es nur wenige Banken, die sich dem Leitbild des fairen und nachhaltigen Umgangs mit Geld verschrieben haben und die mit den Einlagen ihrer Kunden Projekte und Unternehmen mit sozialem, ökologischem oder kulturellem Mehrwert unterstützen. Dazu gehören die Bank GLS, die Ethik-Bank und die TriodosBank. Ethisch im Sinne von „ökologisch“ist die Umwelt-Bank. Und schließlich sind auch noch einige kirchliche Institute am Markt, die alle den Anspruch haben, das Geld ihrer Kunden nach ethischen Grundsätzen zu verwalten und anzulegen. „Ethisch“, „nachhaltig“, „sozial“oder „fair“– diese Begriffe sind nicht verbindlich festgelegt, jede Bank kann diesen Ansatz also anders auslegen. Deshalb sollte man bei einem Geldinstitut nachfragen, welche Grundsätze es genau befolgt.
Klaus Gabriel, Geschäftsführer des Corporate Responsibility Interface Center (CRIC), eines Vereins zur Förderung von Ethik und Nachhaltigkeit bei der Geldanlage, unterscheidet zwischen „vermeiden“und „fördern“. Für die Anleger sind also bestimmte Dinge tabu wie etwa Rüstungsoder Waffenproduktion, Kinderarbeit und Atomkraft. Dazu gehört dann auch, dass man von solchen Aktivitäten nicht finanziell profitieren möchte über Zinsen oder Dividenden. Stattdessen suchen diese Anleger Möglichkeiten, Unternehmen zu fördern, die eben verantwortlich und nachhaltig wirtschaften.
Die größte dieser Banken ist die Bochumer GLS-Bank. Sie vergibt vor allem Kredite in den Bereichen Klimaschutz und erneuerbare Energien, Soziales & Bildung als auch an kirchliche und karitative Einrichtungen. Die Ethik-Bank, 2002 als Tochtergesellschaft der thüringischen Volksbank Eisenberg gegründet, hat ähnliche Präferenzen bei der Kreditvergabe, ebenso die Triodos-Bank. Die Umweltbank jedoch fördert ausschließlich ökologische Projekte. Die kirchlichen Banken ziehen den Kreis noch etwas enger.
Von den vier nicht-kirchlichen Banken bietet nur die Umweltbank kein Girokonto an. Die drei anderen haben unterschiedliche Gebührenmodelle zur Führung eines Online-Girokontos. Bis Ende 2016 kostete das bei der GLS-Bank 24 Euro im Jahr, inzwischen mehr als 60 Euro. Hinzu kommt nach einer Auflistung der Verbraucherzentrale ein monatlicher Bankbeitrag der GLS von 5 Euro. Wer also nur das Girokonto nutzt, den kommt das recht teuer zu stehen. Die reinen Kontoführungsgebühren sind bei der Ethikbank am höchsten, dafür ist die Bankkarte dort kostenlos. Das günstigste Girokonto bietet die Triodos-Bank an. Auch Online-Überweisungen oder die zusätzliche Mastercard werden unterschiedlich berechnet.
Umweltdebatten wecken Interesse
Das Interesse an ethischen Banken habe in den vergangenen Monaten zugenommen, sagt Christoph Lützel, Sprecher der GLS-Bank. Er führt das etwa auf die Diskussion um den Hambacher Forst im Herbst zurück oder auf die zunehmende Kohlendioxid-Belastung durch die Industrie. „Manche wollen deshalb zu einer Bank wechseln, die „dunkelgrün“ist“, sagt er. Ähnlich wie bei konventionellen Banken können die Kunden auch bei den ethischen Banken nicht auf hohe Sparzinsen hoffen. Doch verweisen die Banken inzwischen auch auf Aktienfonds, die GLS hat einen eigenen aufgelegt, andere Institute bieten ihren Kunden zumindest Depots an. Für die Geldanlage stehen inzwischen einige Fonds zur Verfügung, die nach unterschiedlichen ethischen Kriterien investieren. Das seien immer noch weniger als fünf Prozent der 18 000 Fonds, die sie regelmäßig teste, heißt es bei der Stiftung Warentest.
Wie gut die abschneiden, zeigt sich erst auf mittlere Frist. Die beiden einzigen, die schon länger am Markt sind, sind der UBS MSCI World Socially Responsible und der iShares Dow Jones Global Sustainability Screened, die sich nach entsprechenden Indizes richten. „Die halten wir für gut, auch weil sie breit streuen, also in viele verschiedene Unternehmen investieren“, erklärt Sara Zinnecker vom VerbraucherRatgeber Finanztip.
Dass man mit nachhaltigen Geldanlagen jedoch auf Rendite verzichtet, das stimmt nicht immer: So blieben zwar in den vergangenen fünf Jahren die nachhaltigen ETF hinter dem herkömmlichen MSCI-WorldInvestment zurück, heißt es bei der Stiftung Warentest: Doch in den vergangenen drei Jahren habe der UBSETF auf den MSCI World SRI um 0,4 Prozent pro Jahr besser abgeschnitten als das klassische Investment des iShares-ETF, also Indexfonds, auf den MSCI World.