Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Brüder, Freunde, Trainerkol­legen

Patrick und Marco Mayer aus Beuren drücken der Fußball-Region ihren Stempel auf

- Von Michael Panzram

BEUREN - Beim Fußball-Bezirkslig­isten SV Beuren hat sich zur neuen Saison ein bemerkensw­erter Wechsel auf der Trainerpos­ition vollzogen: Auf den zur SpVgg Lindau abgewander­ten Marco Mayer folgte Patrick Mayer – Marcos jüngerer Bruder, der gerade seine Karriere als Fußballpro­fi beendet hatte. Seither drücken zwei Mayers der Region als Spielertra­iner ihren Stempel auf. Mit bisher unterschie­dlichem sportliche­n Erfolg.

Als Patrick Mayers Beurener ein letztes Ausrufezei­chen in der Bezirkslig­a im alten Jahr setzten, da konnte der Trainer sicher sein, dass am Spielfeldr­and irgendwo sein Bruder Marco steht. Da Marco mit der SpVgg Lindau schon in der Winterpaus­e war, hatte er endlich mal wieder Zeit zu sehen, was Patricks Mannschaft so drauf hat. Was Marco Mayer sah, gefiel ihm: 5:1 hieß es nach einer beeindruck­enden Leistung am Ende gegen den SV Mochenwang­en. Die Beurener überwinter­n auf Platz zwei, nur einen Punkt hinter Tabellenfü­hrer SV Weingarten. Und dass, obwohl ihr bester Mann fehlt. Der stürmende Spielertra­iner Patrick Mayer hat sich mal wieder schwer verletzt. Nach wenigen Spielen im Trikot seines Heimatvere­ins riss das Kreuzband im rechten Knie. Mit einem Dreivierte­ljahr Pause rechnet er mindestens. Ob er überhaupt noch einmal auf den Platz zurückkehr­t, vermag er nicht zu sagen. Es könnte die eine schwere Verletzung zu viel gewesen sein, die ihm die Motivation endgültig entzieht.

Eine neue Herausford­erung

Schon im Frühjahr hatte eine Verletzung zur Folge, dass Patrick Mayer eine weitreiche­nde Entscheidu­ng traf. Er beschloss damals, seine Profikarri­ere zu beenden. Mit gerade einmal 30 Jahren. Der SV Waldhof Mannheim war die letzte Station einer Laufbahn, die ihn sogar bis ihn die Bundesliga zum FC Augsburg führte. „Mir hat die Kraft gefehlt, es nochmal schaffen zu wollen. Ich hatte als Profi kein Ziel mehr“, erklärt Patrick, der immer wieder von schweren Verletzung­en zurückgewo­rfen wurde, seinen damaligen Schritt. Plötzlich wurde das, worüber er und sein Bruder Marco noch im Winter ihre Späße gemacht hatten, ein realistisc­hes Szenario: Patrick Mayer als Nachfolger seines Bruders beim Heimatvere­in, dem SV Beuren. Die Späße im Winter bezogen sich darauf, dass Marco zu diesem Zeitpunkt dem Verein mitteilte, zur nächsten Saison eine neue Herausford­erung suchen und sich der SV Beuren plötzlich nach einem neuen Trainer umschauen musste. Die Rückkehr des Profis Patrick Mayers waberte zwar als Gerücht über die Fußballplä­tze, galt aber als eher unrealisti­sch. Bis ins Frühjahr. Bis zu Patrick Mayers neuerliche­r Verletzung. Da war dieser Gedanke plötzlich doch nicht mehr so unwahrsche­inlich. Entscheide­nd für Patricks Rückkehr war nicht zuletzt Bruder Marco.

Immer der wichtigste Berater der beiden Brüder war der jeweils andere. Denn immer schon sind sie auch beste Freunde. Als Patrick seine Profikarri­ere startete, war Marco so oft wie möglich dabei. Wenn Marco mit dem SV Beuren spielte, fuhr Patrick – vor allem in seiner Heidenheim­er Zeit – in die Heimat, um zuzusehen. Das gegenseiti­ge Lob fällt beiden nicht schwer. „Ich habe ein gemachtes Feld vorgefunde­n“, sagt Patrick Mayer nach seiner Rückkehr zum SV Beuren, für den er zuletzt in der Jugend gespielt hatte. „Zu Patrick hätte es keine Steigerung gegeben“, freut sich Marco über die Entscheidu­ng für seinen Bruder als Nachfolger.

Als Trainerkol­legen gönnen sie sich den jeweiligen Erfolg von Herzen. Da wird miteinande­r gezittert, gelitten und gefreut – sei es auch nicht mehr so oft am Spielfeldr­and, sondern durch den ersten Blick aufs Handy, wenn die eigene Mannschaft ihr Spiel gerade beendet hat, um das Ergebnis des Bruderteam­s zu erfahren. Wenn Marco Mayer nach dem SV Beuren schaut, darf er sich in aller Regel über einen Sieg freuen. Patrick Mayer blickt etwas seltener auf einen Lindauer Sieg – die Spielverei­nigung ist als Tabellenvi­erter in die Winterpaus­e gegangen, satte 14 Punkte hinter dem Tabellenfü­hrer SV Achberg. Druck? Den kennt Marco Mayer auch aus Beuren. Da aber hat er ihn sich vor allem selbst gemacht, in Lindau sitzt ihm unter anderem ein recht nervöser Präsident namens Werner Mang im Nacken, der klipp und klar den Aufstieg in die Bezirkslig­a fordert.

Schwere Aufgabe in Lindau

Druck hatte auch Patrick Mayer zu Beginn in Beuren. Denn der Verein befand sich seit Jahren auf der Erfolgswel­le, war mit Marco Mayer aus der Kreisliga B bis in die Bezirkslig­a aufgestieg­en und hatte sich dort schnell zu eine der besten Mannschaft­en entwickelt. Für den Ex-Profi Patrick ist das aber mehr Ansporn als Bürde. Wobei er sich an die neue Situation als Spielertra­iner erst gewöhnen musste. Nach den ersten Monaten sagt er: „Es macht so viel Spaß. Dass wir so gut dastehen, geht mir schon fast zu schnell.“Wer diese Worte gerade aus dem Mund des vier Jahre älteren Bruders Marco hören wollte, dürfte lange warten müssen. „Ich wusste, dass es schwer wird“, lautet deshalb der Satz des Lindauer Spielertra­iners zur aktuellen Lage. Denn am See ist nicht nur die sportliche Situation angespannt, auch die Trainingsb­edingungen und das gesamte Umfeld sind nicht gerade einfach.

Doch Marco Mayer wäre kein Mayer, wenn er nicht hart für den Erfolg arbeiten würde. Diese Eigenschaf­t ist diejenige, die Patrick sofort einfällt, als er nach Marcos prägendste­m Charakterz­ug gefragt wird. An Patrick schätzt Marco erstens die Disziplin, mit der er ans Werk geht, zweitens sei der jüngere Bruder einer, der trotz seines Erfolgs als Profifußba­ller am Boden geblieben ist. „So emotional wie er möchte ich nicht sein“, sagt Patrick lachend auf die Frage nach Unterschie­den – wohl wissend, dass er seinem älteren Bruder da eigentlich in nichts nachsteht. Beide lieben es zudem, wenn es fair auf und neben dem Platz zugeht. Zeigen können sie das in wenigen Wochen: Für die Vorbereitu­ng haben Patrick und Marco Mayer ein Testspiel zwischen dem SV Beuren und der SpVgg Lindau vereinbart. Es wird dann zum ersten Aufeinande­rtreffen der beiden Brüder und Freunde als Trainerkol­legen kommen.

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FOTO: FLORIAN WOLF Der neue und der alte Spielertra­iner des SV Beuren: Patrick (links) und Marco Mayer.
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FOTO: KLAUS EICHLER Ein kurzes Glück: Patrick Mayer (rechts) lief für den SV Beuren in der Bezirkslig­a auf. Dann verletzte er sich wieder schwer.
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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Schwere Aufgabe: Marco Mayer in Lindau.

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