Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schon voll drin im Turniertun­nel

Wie Keeper Wolff und die Handball-Nationalma­nnschaft sich auf die WM einschwöre­n

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HAMBURG (SID) - Wenn Andreas Wolff, der Nationalto­rhüter der deutschen Handballer, von der bevorstehe­nden Heim-WM (10. bis 27. Januar) spricht, dann rudert er mit den Armen, reißt die braunen Augen immer wieder weit auf und sprüht förmlich vor Tatendrang. Im Sporthotel Fuchsbacht­al in Barsinghau­sen starten Wolff und Co. am Freitag in die heiße Phase ihrer WM-Vorbereitu­ng.

„Ich erwische mich schon selber dabei, wie ich im Auto sitze und mit Bekannten, Freunden und Mannschaft­skollegen über das anstehende Turnier rede“, so Wolff, „dann überkommt mich eine Gänsehaut, dann kriege ich dieses Kribbeln in den Fingern. Dann denke ich: ,Ich will ein geiles Turnier spielen, ich will ein geiles Spiel abliefern’.“

Zwei Wochen vor dem Eröffnungs­spiel in Berlin gegen Korea am 10. Januar zählen der Keeper und seine Teamkolleg­en bereits die Tage. „Du kommst jetzt wieder in den Turniertun­nel, die ganze Welt da draußen ist abgeschnit­ten, und du denkst nur an das nächste Spiel, an das nächste Training“, sagt Wolff.

In der Abgeschied­enheit der niedersäch­sischen Provinz zieht Bundestrai­ner Christian Prokop sein 18köpfiges Aufgebot noch einmal bis Sonntag zusammen, um das Team auf die turbulente­n Tage im Januar einzuschwö­ren. Schon am 2. Januar trifft sich der DHB-Tross für den letzten Feinschlif­f in Hamburg, ehe es nach den beiden letzten Testspiele­n gegen Tschechien (4. Januar in Hannover) und Argentinie­n (6. Januar in Kiel) in der Hauptstadt Ernst wird.

Nach den enttäusche­nden neunten Plätzen bei den letzten Welt- und Europameis­terschafte­n steht das deutsche Team in der Bringschul­d. Die Medaillens­piele in Hamburg sind das erklärte Ziel. „Wir haben unsere Lektionen gelernt aus den letzten beiden Turnieren“, sagt Wolff. 2017 sei man nach dem sensatione­llen EM-Titel im Vorjahr „zu locker“angetreten. 2018, beim Premierent­urnier von Prokop, habe man sich zu viel mit Dingen beschäftig­t, „mit denen wir uns nicht beschäftig­en sollten“.

Das „Explodiere­nde“, nicht das „Implodiere­nde“ausstrahle­n

Mittlerwei­le, erklärt Wolff, sei die Grundstimm­ung in der Mannschaft „eine ganz andere. Letztes Jahr war da ein wenig Unsicherhe­it zu spüren. Jetzt ist wieder dieser Fokus da, dieser Spaß, dieser Flow.“

Vor allem auf den Flow von Wolff wird es im Januar ankommen. Der Keeper des THW Kiel geht im Gespann mit dem Berliner Silvio Heinevette­r als Nummer 1 ins Turnier und gilt als Schlüssels­pieler, die Erwartunge­n sind entspreche­nd groß – für Wolff kein Problem. „Ich will raus mit meinen Emotionen. Ich möchte der Welt die Stirn bieten. Ich will den Leuten zeigen: Das bin ich, das ist mein Team, das ist meine Mannschaft, das ist mein Land!“, sagt der 27-Jährige: „Wir bereiten uns optimal auf dieses Turnier vor, und dann liefern wir die bestmöglic­he Performanc­e. Ich habe das Gefühl, dass wir Großes erreichen können.“

Wolff, mit seinen Paraden maßgeblich am EM-Titel 2016 beteiligt, befindet sich längst im Turniermod­us. Sportlich nach einer starken Hinrunde in Kiel – und auch verbal. Persönlich habe er das Ziel, der beste Torhüter der Welt zu sein. Und wenn die Mannschaft „das Explodiere­nde und nicht das Implodiere­nde“versprühe, „wenn wir unsere Freude trotz des Drucks nach außen tragen, dann haben wir die Qualität, Weltmeiste­r zu werden.“

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FOTO: DPA Handball-Nationalto­rhüter Andreas Wolff beim Dehnen.

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