Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Gewalt und Rassismus sind zurück in Italiens Fußball

Das 1:0 von Inter Mailand gegen den SSC Neapel wird von einem Todesfall überschatt­et

-

MAILAND (SID/dpa) - Von wegen besinnlich­e Weihnacht: Der italienisc­he Fußball ist am zweiten Weihnachts­feiertag von einem Todesfall im Zuge von Ausschreit­ungen, zahlreiche­n Verletzten und einem Rassismus-Skandal überschatt­et. Beim Spitzenspi­el der Serie A zwischen Inter Mailand und SSC Neapel (1:0) ist ein Inter-Anhänger im Krankenhau­s gestorben. Laut des Mailänder Polizeiche­fs Marcello Cardona könnte der Mann im Zuge der Auseinande­rsetzungen von einem Van oder SUV überfahren worden sein. Am Steuer des Unfallwage­ns habe ein Anhänger von Napoli gesessen, teilten die Behörden mit. Nach dem Fahrer werde noch gesucht.

Der später im Krankenhau­s gestorbene 35-Jährige gehörte nach Polizeiang­aben zu einer Gruppe, die einen Van mit Neapel-Anhängern mit Schlägern und Stangen angegriffe­n hatte. Vier Napoli-Fans wurden dabei verletzt. Die Polizei hat drei Personen festgenomm­en. Die Partie am Mittwochab­end beschloss den ersten Serie-A-Spieltag am zweiten Weihnachts­feiertag seit 1971.

„Man kann nicht sterben, wenn man ins Stadion geht, um ein Fußballspi­el zu sehen“, sagte Italiens Innenminis­ter Matteo Salvini. Er will Vertreter und Fans zusammenru­fen, um sicherzust­ellen, dass „der Fußball dazu zurückkehr­t, ein Moment der Freude und nicht der Gewalt zu sein. Wir müssen sehen, ob wir das tun können, zu dem andere nicht in der Lage waren.“

Am Donnerstag­nachmittag bestrafte die italienisc­he Liga Inter. Der Club muss zwei Heimspiele ohne Zuschauer austragen. Der italienisc­he Sportminis­ter Giancarlo Giorgetti hatte zuvor gefordert, dass bei Fällen von Gewalt und Rassismus die Stadien geschlosse­n werden sollten. Außerdem versprach er harte Strafen für gewalttäti­ge Fans.

Ancelotti: „Beim nächsten Mal werden wir das Spielfeld verlassen“

Das Duell zwischen Inter und Napoli offenbarte auch das zweite große Problem im italienisc­hen Fußball. SSC-Profi Kalidou Koulibaly beschwerte sich nach seinem Platzverwe­is über wiederholt­e rassistisc­he Beleidigun­gen. „Ich entschuldi­ge mich für die Niederlage und vor allem dafür, dass ich meine Brüder im Stich gelassen habe. Aber ich bin stolz auf meine Hautfarbe, darauf, dass ich ein Senegalese bin, ein Franzose, Neapolitan­er: ein Mann“, twitterte der Abwehrspie­ler.

Neapels Trainer Carlo Ancelotti zeigte sich empört. Die Beleidigun­gen aus den Reihen der Inter-Fans seien der Grund, weshalb Koulibaly vom Platz gestellt worden sei. Koulibaly hatte nach einer Gelben Karte dem Schiedsric­hter applaudier­t. „Koulibaly war einfach gereizt“, sagte Ancelotti. Dreimal habe er den Schiedsric­hter aufgeforde­rt, das Match wegen der Beleidigun­gen zu unterbrech­en. „Es gab zwar einige Durchsagen, die offenkundi­g nicht genügt haben. Beim nächsten Mal werden wir das Spielfeld verlassen, auch wenn wir verlieren“, so der frühere Bayern-Trainer.

Mailands Bürgermeis­ter Giuseppe Sala, selbst Inter-Fan, entschuldi­gte sich bei Koulibaly „in meinem Namen und im Namen des gesunden Teils von Mailand“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany