Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Wieso der Tour de Ski die Stars abgehen
Prestigeträchtige Langlauf-Veranstaltung für viele höchstens Zwischenstation in Richtung WM – Vier Rennen in Oberstdorf
TOBLACH (SID) - Die prestigeträchtige Tour de Ski ringt auch im nacholympischen Winter weiter um Anerkennung. Langlaufstars wie Therese Johaug, die in der laufenden Saison im Weltcup bei fünf Starts in Distanzrennen noch ungeschlagen ist, und Schwedens Topläuferin Charlotte Kalla verzichten mit Blick auf den Saisonhöhepunkt – die Nordische WM in Seefeld (19. Februar bis 3. März) – auf ihre Teilnahme an dem kräftezehrenden Wettbewerb.
Umso größere Steine dürften den Veranstaltern vom Herzen gefallen sein, als der norwegische Topstar Johannes Hösflot Kläbo sein Debüt bei der Tour bekanntgab. Der 22-Jährige geht bei der 13. Auflage erstmals an den Start und will in die Fußstapfen von Vorjahressieger Dario Cologna aus der Schweiz treten.
Auch 18 deutsche Teilnehmer sind dabei, wenn am Samstag im italienischen Toblach der Startschuss fällt. Für die Athleten des Deutschen Skiverbandes (DSV) steht dabei die Qualifikation für die WM im Vordergrund. „Die Tour ist eine Zwischenstation in Richtung WM“, gibt Teamchef Peter Schlickenrieder zu.
Viele Langläufer werden daher schon während der Tour aussteigen, um dem kraftraubenden Berganstieg beim Finale in Val di Fiemme zu entgehen. So auch der Schluchseer Janosch Brugger, der Anfang Dezember in Lillehammer mit dem ersten Sieg eines deutschen Skilangläufers seit fast vier Jahren für eine faustdicke Überraschung gesorgt hatte.
Auch der 21-Jährige sieht die Tour nur als „Zwischenstation“: „Weil ich jetzt schon weiß, dass ich nach Oberstdorf aussteigen werde, denn ich habe neben der Weltmeisterschaft, für die ich mich anbieten möchte, auch noch die U23-WM zu bestreiten“, sagte Brugger.
Der Fokus der deutschen Läufer liegt folglich gerade auf Oberstdorf – auf dem Tour-Heimspiel. „Die Distanzläufer sollen zum Heimweltcup ihre persönlichen Saisonbestleistungen erzielen“, fordert Schlickenrieder, der bei seinen Athleten eine Leistungssteigerung erkennen möchte.
Verzichten muss Schlickenrieder in Nicole Fessel und Steffi Böhler auf zwei arrivierte Läuferinnen. Die 37-jährige Böhler nahm bislang an allen zwölf Auflagen der Tour de Ski teil, wegen einer Muskelverletzung muss sie die vier Stationen in Südtirol (29. und 30. Dezember), Val Müstair/ Schweiz (1. Januar), Oberstdorf (2. und 3. Januar) und Val di Fiemme/ Italien (5. und 6. Januar) auslassen.
Mit dabei sind hingegen die Vorjahressieger Cologna und Heidi Weng (Norwegen). Ob sie ihre Titel in einem engen Favoritenfeld verteidigen können, ist noch nicht abzusehen. Bei den Frauen zählen neben Weng auch deren Landsfrau Ingvild Flugstad Östberg und die Österreicherin Teresa Stadlober zu den Favoritinnen, bei den Männern will sich auch der Weltcup-Führende Alexander Bolschunow (Russland) die Krone aufsetzen.
Die Entscheidung fällt traditionell erst am letzten Tag, wenn sich am schweißtreibenden Berganstieg auf dem Alpe Cermis zeigt, wer die größten Kraftreserven hat. Von denen, die dann definitiv noch dabei sein werden. Die Starter des Deutschen Skiverbandes, Frauen: Julia Belger (WSC Erzgebirge Oberwiesenthal), Victoria Carl (SC Motor Zella-Mehlis), Pia Fink (SV Bremelau), Laura Gimmler (SC Oberstdorf), Katharina Hennig (Oberwiesenthal), Sandra Ringwald (ST Schonach-Rohrhardsberg), Elisabeth Schicho (SC Schliersee), Anne Winkler (SSV Sayda). – Männer: Thomas Bing (Rhöner WSV), Lucas Bögl (SC Gaißach), Janosch Brugger (WSG Schluchsee), Jonas Dobler (SC Traunstein), Sebastian Eisenlauer (SC Sonthofen), Andreas Katz (SV Baiersbronn), Valentin Mättig (Oberwiesenthal), Florian Notz (SZ Römerstein), Max Olex (SC Partenkirchen), Thomas Wick (ZellaMehlis). – In Oberstdorf macht die Tour de Ski wie folgt Station: Mi., 2. Januar, 12 Uhr: Frauen, Massenstart, 10 km klassisch , 14 Uhr: Männer, Massenstart, 15 km klassisch; Do., 3. Jan., 13:05 Uhr: Männer, Verfolgung, 15 km frei, 15:15 Uhr: Frauen, Verfolgung, 10 km frei.