Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schluss mit der Bevormundu­ng

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Heute werden die Deutschen wieder mal richtig die Sau raus und es krachen lassen. Raketen und Böller im Wert von 100 bis 150 Millionen Euro werden in die Luft gejagt. Die Feinstaubb­elastung, die entsteht, soll 15 Prozent des Jahresauss­toßes aller Fahrzeuge auf deutschen Straßen entspreche­n. Und allein in München müssen 50 Tonnen Feuerwerks­abfall eingesamme­lt und entsorgt werden.

Das ist natürlich alles sehr bedauerlic­h – aber halt alternativ­los. Oder sollen wir uns künftig etwa damit zufriedeng­eben, dass die „Bild“dreimal „Rumms“titelt? Die Verschwend­ung von Geld, das man für Menschen spenden könnte, deren Bedarf an Knallerei und Feuerzaube­r für alle Zeiten gedeckt ist, ist ebenso unumgängli­ch wie die Umweltvers­chmutzung: Das alte Jahr muss irgendwie vertrieben werden, wir können doch nicht ewig 2018 schreiben. Und außerdem hat so ein Silvestert­ag ja auch finanziell sein Gutes: Mit Sicherheit werden wesentlich mehr als 150 Millionen Euro in die deutsche Alkoholind­ustrie investiert. Dadurch ist sichergest­ellt, dass Ärzten und Polizei die Arbeit nicht ausgeht. ●

Und überhaupt: Es muss doch endlich mal Schluss sein mit der Bevormundu­ng. Schlimm genug, dass man auf der Autobahn kaum noch irgendwo 220 fahren darf. Es kommt noch so weit, dass wir bei allem, was wir tun, erst mal darüber nachdenken sollen, ob dadurch andere in ihrem Wohlbefind­en eingeschrä­nkt werden. Das kann niemand wollen; es ist doch besser, wenn wenigstens ein paar Leute Spaß am Leben haben als gar niemand. Me first, hat der Donaldist gelernt. Ich zuerst! (hü)

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FOTO: DPA Wir lassen’s krachen, das alte Jahr muss weg.

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