Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bodo: E-Card-Einsatz im Bus lässt auf sich warten
Bilanz nach Bodo-Beitritt des Kreises Lindau fällt positiv aus – doch fehlende Lesegeräte in Bussen nerven Kunden
KREIS LINDAU (ee) - Seit einem Jahr gehört der Landkreis Lindau zum Verkehrsverbund Bodo. Die erste Bilanz fällt nach Ansicht von BodoProkurist Bernd Hasenfratz durchaus positiv aus: „Wir haben das größte Projekt unserer Geschichte erfolgreich umgesetzt.“Wobei er weiß, dass die neue Verbundpartnerschaft im einen oder anderen Bereich noch verbessert werden könnte. So ist auch Hasenfratz enttäuscht, dass sich Kunden im Kreis Lindau noch immer nicht mit ihrer E-Card in den Stadt- und Regionalbussen ein- und ausbuchen können.
Unbürokratisch und einfach: So soll nach Ansicht von Hasenfratz öffentlicher Nahverkehr funktionieren. Bei den Abo-Karten für Berufspendler, Schüler und auch Senioren laufe das gut, ist er überzeugt. Durch das klare Tarifsystem würden Pendler heute teils sogar günstiger fahren als vor dem Bodo-Beitritt des Landkreises Lindau.
Gut angenommen wird nach seinen Worten auch das Abomobil63: Mit dieser Karte können Senioren für 45,70 Euro einen ganzen Monat lang per Bus und Bahn kreuz und quer durchs Verbundgebiet fahren, das von Lindau und Oberstaufen über Isny und Leutkirch bis Bad Wurzach reiche, Bad Saulgau im Norden umfasse und entlang des Bodensees bis nach Sipplingen gelte.
Parallel zu den Vertragsverhandlungen mit dem Kreis Lindau hat der Bodo an einer weiteren Neuheit gearbeitet: das elektronische Ticket namens E-Card. Es ermöglicht jenen, die gelegentlich Bus und Bahn nutzen, einfaches Ein- und Ausbuchen, ohne nach Kleingeld und Tarifen zu schauen: Der Verkehrsverbund lädt die gelbe Karte per Bankeinzug elektronisch auf, abgerechnet werden die Fahrten monatsweise.
Bodo ist bundesweit erst der dritte Verkehrsverbund, der diese Karte eingeführt hat. Auf 5000 Nutzer habe man für 2018 gehofft, sagt Hasenfratz – und freut sich riesig, dass seine Kollegen kurz vor Weihnachten die 10000. Karte verschickt haben. Denn die Karte ist nicht nur papierloser Fahrschein: Wer mit ihr etwas häufiger als nur gelegentlich unterwegs ist, bekommt nach zehn Fahrten zehn Prozent Rabatt auf den Preis des regulären Einzelfahrscheins und ab der 21. Fahrt sogar 20 Prozent Nachlass.
Der Bodo-Vertreter muss aber zugeben, dass die Menschen im Kreis Lindau bisher noch sehr wenige ECards bestellt haben – dies mit triftigen Grund: Weder in den RBA-Bussen noch im Lindauer Stadtbus gibt es Lesegeräte für die Karte. Bei der Regionalbus Augsburg (RBA) hoffen die Verantwortlichen, die neue Technik bis Sommer 2019 eingebaut und installiert zu bekommen. Beim Lindauer Stadtbus wird es wohl noch länger dauern: „Wir erwarten den Einbau der Geräte erst gegen Ende 2019“, schreibt Stadtwerke-Chef Thomas Gläßer auf Nachfrage.
„Das ist zweifelsohne unschön“, gesteht Hasenfratz im SZ-Gespräch. Der Verkehrsverbund erstatte daher zu viel gezahlte Fahrscheinkosten – wenn etwa beim Umsteigen vom Zug in den Stadtbus ein weiterer Fahrschein gekauft werden muss – unkompliziert zurück, und das „einschließlich Porto“, wie Hasenfratz sagt. „Und wir akzeptieren das auf allen Kanälen“: Kunden könnten also auch die Bustickets mit dem Handy fotografieren und das Ganze per Smartphone an den Bodo senden.
Immerhin gebe es jetzt bei den Lesegeräten an den Bahnhöfen so gut wie keine Ausfälle mehr, fügt Hasenfratz an: In den ersten Monaten hatten etliche dieser Terminals nicht funktioniert. „Nach einem Krisengespräch“mit dem Hersteller habe es dann ein Software-Update gegeben und seitdem auch mehr Stabilität.
Der Beitritt des Kreises Lindau hat dem Verkehrsverbund selbst auch Aufwind gebracht: Die Zahl der Fahrgäste ist in diesem Jahr von knapp 35 auf 40 Millionen gestiegen.
Damit mögliche ÖPNV-Nutzer zwischen Nonnenhorn, Maierhöfen und Scheidegg den Bodo noch besser wahrnehmen, lässt der Verkehrsverbund derzeit an verschiedenen Stellen zusätzliche Infovitrinen aufstellen. Wobei Hasenfratz davon ausgeht, „dass der Verbundtarif in den Köpfen der Menschen angekommen ist“: Denn es gebe kaum noch Nachfragen deswegen.
In den Köpfen der Verkehrsverbundsverantwortlichen geht es unterdessen schon wieder weiter: Den Beitritt Lindaus vor zwölf Monaten bezeichnet Bernd Hasenfratz „als Brückenkopf nach Vorarlberg“– denn es wäre doch schön, wenn beispielsweise Skifahrer aus Nonnenhorn eines Tages mit ihrer E-Card grenzüberschreitend bis auf die Skihänge im Montafon fahren könnten.