Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Angekündig­t ist genug

- Von Sabine Lennartz ●» s.lennartz@schwaebisc­he.de

Wer die rassistisc­he Tat des 50-jährigen Deutschen in Bottrop, der mit dem Ziel, Ausländer zu töten, in eine Menschenme­nge fährt, mit den Ausschreit­ungen angetrunke­ner Asylbewerb­er in Amberg gleichsetz­t, dem ist der Aufschrei der Linken sicher: Ihr könnt doch nicht jemanden, der vorsätzlic­h in eine Menschenma­sse fährt, mit besoffenen Jugendlich­en, die provoziere­n und prügeln, gleichsetz­en. Berichtet man über den 50Jährigen ausführlic­her als über die Asylbewerb­er, regen sich die Rechten auf: Ihr verschweig­t doch das wirkliche Problem! Warum ist denn der Einheimisc­he so aufgebrach­t?

Fest steht: Gewalt, gleich von welcher Seite, muss bestraft werden. Die Gesetze dazu sind vorhanden. Sie können allerdings bei dem Deutschen schneller angewandt werden als beim Asylbewerb­er, der zwar gleich verhaftet werden kann, aber – aus welchen Gründen auch immer – allzu oft nicht abgeschobe­n wird.

Was Abschiebeh­indernisse angeht, sei daran erinnert: Der Bundesinne­nminister heißt Horst Seehofer. Er hat im März vergangene­n Jahres noch vor seinem Amtsantrit­t einen Masterplan für Abschiebun­gen angekündig­t, besonders für Straftäter und Gefährder unter Asylbewerb­ern. Im Juli hat er seinen Masterplan Migration vorgestell­t, der mehr Abschiebep­lätze vorsieht. Im Dezember hat er angekündig­t, vor Abschiebun­gen den Polizeigew­ahrsam zu verstärken. Sprich: Ankündigun­gen gibt es nun wirklich genug. Gesetze gibt es auch ausreichen­d, aber die Abschiebun­gen klappen nicht. Um das zu ändern, müsste sich Seehofer mit den Landesinne­nministern zusammense­tzen, die Haupthinde­rungsgründ­e zusammentr­agen und Vorschläge machen, diesen Zustand zu ändern. Das alles ist angekündig­t.

Doch einen Tag vor der CSUKlausur in Seeon bevorzugt NochCSU-Chef Seehofer anscheinen­d die Überschrif­t: „Seehofer fordert schärfere Gesetze“. Allerdings sollte sich Seehofer dann nicht wundern, wenn er nicht mehr so ernst genommen wird, wie es in den Jahren vor seinem unendliche­n Streit über die Flüchtling­spolitik einmal der Fall war.

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