Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Neuanfang im Kloster

Söders Einstand bei der Klausur – Friedliche Signale in Richtung Berlin

- Von Sabine Lennartz

Bärendiens­t erwiesen

Doch „diese Idioten“hätten „den friedliche­n und engagierte­n Asylbewerb­ern einen Bärendiens­t erwiesen“, schrieb Cerny auf Facebook. Die Justiz müsse mit angemessen­er Härte reagieren und in der Folge auch die Asylbehörd­en beziehungs­weise Einrichtun­gen der Jugendhilf­e. Die Verhaftung der Jugendlich­en nannte er später in einem Interview ein wichtiges Signal. Damit sei klar, dass es sich bei der Tat nicht um eine Lappalie handele.

Peter Boehringer, AfD-Abgeordnet­er aus Amberg, meinte: „Vier lange Tage nach der Hetzjagd durch Asylbewerb­er mit 12 Verletzten im bislang ruhigen oberpfälzi­schen Amberg wachen sie nun doch langsam auf: Unisono fordern nun plötzlich einige bislang strikt Willkommen­s-besoffene Politiker die Abschiebun­g von Straftäter­n“, so Boehringer. Die AfD wolle dies schon lange.

Kritik an Seehofers Ankündigun­gen kam dagegen von den Grünen, den Linken und aus der FDP-Bundestags­fraktion. Der stellvertr­etende FDP-Fraktionsv­orsitzende Stephan Thomae erklärte, schon jetzt biete das Ausländerr­echt zahlreiche Möglichkei­ten. „Das eigentlich­e Problem sind die komplexen Abschiebeh­indernisse, die sowohl in der Person, im Verfahren, aber auch in den behördlich­en Strukturen vorliegen und sich nicht nur mit simplen Gesetzesve­rschärfung­en bekämpfen lassen.“

Die Grünen-Politikeri­n Irene Mihalic hat den neuen Vorstoß von Innenminis­ter Seehofer zu weiteren Asylrechts­verschärfu­ngen als „unerträgli­ch“kritisiert. Seehofer übersetze die schrecklic­hen Gewalttate­n von Amberg „in effektheis­cherische Vorschläge zur Verschärfu­ng des Asylrechts“, sagte die innenpolit­ische Sprecherin der Grünen-Fraktion am Mittwoch der Nachrichte­nagentur AFP. „Der Beitrag solcher Vorschläge zur Kriminalit­ätsbekämpf­ung ist gleich Null und es wird weiter Wasser umgeleitet auf die Mühlen der Rechtsextr­emisten.“Für den Fall in Amberg sei BERLIN - Ein letztes Mal wird Horst Seehofer am Donnerstag als CSUParteic­hef in Seeon vor die Landesgrup­pe treten. Seit Monaten nimmt Seehofer langsam Abschied von der Macht, als bayerische­r Ministerpr­äsident hat er bereits am 6. November an Markus Söder übergeben, als Parteichef wird er am 19. Januar abdanken.

Markus Söder wird nun der neue starke Mann der CSU, der Ministerpr­äsidentena­mt und Vorsitz vereint. In Berlin soll nach wie vor Alexander Dobrindt die Landesgrup­pe leiten. Dobrindt sieht „drei Kraftzentr­en“: Den „Club Kabinett“um Kanzlerin Merkel, den Club der Fraktionsv­orsitzende­n, dem er selbst angehört, und den Club der Parteivors­itzenden, dem jetzt Markus Söder beitritt.

Nach dem lange Zeit schwierige­n Verhältnis zwischen Horst Seehofer und Angela Merkel hat Markus Söder schon zum Jahresende klar gestellt, die Polizei und nicht der Gesetzgebe­r zuständig, teilte Linken-Parteichef Bernd Riexinger mit. „Wir brauchen keine Sondergese­tze für bestimmte Personengr­uppen.“

Gastrecht missbrauch­t

Der innenpolit­ische Sprecher der Unionsfrak­tion, Thorsten Frei, sagte dagegen: „Die Verschärfu­ng des Ausweisung­srechts und die bessere Durchsetzu­ng der Ausreisepf­licht sind zentrale Anliegen der Union.“Frei meint: Wer sein Gastrecht missbrauch­e, müsse sein Aufenthalt­srecht verlieren. „Wir wollen deshalb die Hürden, die einer Ausweisung entgegenst­ehen, absenken und können insbesonde­re mit Blick auf die dass er Partnersch­aft und Profil gleicherma­ßen sucht: „Wir wollen Politik aus einem Guss machen.“Als Freundscha­ftsgeste an die Schwesterp­artei wird die Einladung der neuen CDU-Vorsitzend­en Annegret Kramp-Karrenbaue­r nach Seeon gesehen. Die CDU-Chefin trifft am Freitag ein und wird sogar in Seeon übernachte­n, am Samstag zum Schluss der Klausur am Chiemsee spricht sie gemeinsam mit dem CSUSpitzen­kandidat für Europa, Manfred Durchsetzu­ng der Ausreisepf­licht noch deutlich mehr tun.“Beide Ziele seien im Koalitions­vertrag verankert, man werde sie jetzt gesetzlich umsetzen. „So, wie wir mit dem Fachkräfte­einwanderu­ngsgesetz eine Antwort auf die Frage geben, wen wir nach Deutschlan­d einladen, wollen wir auch eine klare Antwort auf die Frage geben, wer dieses Land verlassen muss und wie wir dessen Ausreisepf­licht durchsetze­n“, sagte Frei.

Horst Seehofer wird in Seeon am ersten Tag der Klausur seinen politische­n Bericht abgeben, bevor sein Nachfolger Markus Söder übernimmt. Erst einmal in Seeon bei der Aussprache, dann in zwei Wochen den CSU-Vorsitz. Weber, mit der Landesgrup­pe. Auch in der Europapoli­tik setzt die CSU versöhnlic­he Zeichen. War im letzten Jahr noch Ungarns umstritten­er Regierungs­chef Viktor Orban eingeladen, so sind es diesmal der Opposition­sführer im griechisch­en Parlament, Kyriakos Mitsotakis, und der Ire Leo Varadkar. Griechenla­nds Opposition­sführer könnte im nächsten Jahr zum neuen Regierungs­chef gewählt werden. Leo Varadkar, der Premiermin­ister von Irland, wird die Schwierigk­eiten mit dem Brexit erläutern. Außerdem kommen der Generalins­pekteur der Bundeswehr, Eberhard Horn, nach Seeon und der Bischof von Passau, Stefan Oster.

Allerdings will die CSU auch in diesem Jahr in der Flüchtling­spolitik ein klares Zeichen setzen. Sie will den Umgang mit straffälli­gen Flüchtling­en erheblich verschärfe­n und fordert, Täter sofort in Haft zu nehmen, wenn sie bereits in einem anderen EU-Land zu Bewährungs­strafen verurteilt wurden.

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FOTO: DPA Die CSU trifft sich ab heute im Kloster Seeon. Dort nimmt Horst Seehofer langsam Abschied vom Amt des CSU-Chefs.

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