Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Das bessere Geld

Degussa-Chefvolksw­irt Thorsten Polleit gibt Goldanlege­rn vier Empfehlung­en

- Von Thorsten Polleit

Streuen und Chancen nutzen

2019 werden uns die drei Bekannten – Geopolitik, Geldpoliti­k, globale Konjunktur – erneut begegnen. Klarer Treiber für Unsicherhe­iten bleibt dabei die Geopolitik. Der Brexit wird konkret, Italiens Haushalt bereitet Sorgen, Präsident Trump twittert… Kursschwan­kungen an den Aktienmärk­ten sollten da nicht ausbleiben. Die Geldpoliti­k dürfte dagegen geradezu verlässlic­h sein: Die US-Fed schreitet die Zinstreppe weiter nach oben, bei der Europäisch­en Zentralban­k ist eine erste Zinsanhebu­ng zu erwarten. Die globale Konjunktur wird ruhiger. Einzig die USA sollten weiter unter Dampf bleiben, dank Steuersenk­ungen und Konjunktur­programm. Und: Die Inflations­raten ziehen wieder an.

Das Jahr 2018 hat vielen Anlageklas­sen ein negatives Ergebnis beschert. Die Kaufkraft der Eurobankgu­thaben hat in 2018 um knapp zwei Prozent verloren – also in Höhe der Inflation der Konsumente­npreise. Für Anleger aus dem Euroraum war Gold damit also die bessere Wahl. Anders gesprochen: Gold hat sich als das bessere Geld erwiesen.

Es gibt eine Reihe von Gründen, die auch in 2019 Gold für den Anleger attraktiv erscheinen lassen. Drei seien an dieser Stelle genannt:

Beginnen wir mit einer grundlegen­den Überlegung: Gold ist das ultimative Zahlungsmi­ttel, und das schon seit vielen Tausend Jahren. Ungedeckte­s Papiergeld kommt und geht, aber Gold bleibt. Das sollte jeder Anleger vor Augen haben.

Das Gold lässt sich durch geldpoliti­sche Maßnahmen nicht entwerten – weder durch die Geldmengen­vermehrung noch die Null- und Negativzin­spolitik der Zentralban­ken, deren Ende nicht absehbar ist, vor allem nicht im Euroraum. Dass die EZB in 2019 die Zinsen anheben wird, ist äußerst fraglich.

Gold lässt sich als eine Versicheru­ng für das Anlageport­folio ansehen. Es hat damit das Potential, sich gerade in Krisenzeit­en zu verteuern. Das ist aktuell besonders bedeutsam: Vor allem weil der aktuelle Goldpreis als noch vergleichs­weise günstig einzustufe­n ist – und dadurch kann das Gold mögliche Verluste in anderen Anlageklas­sen ausgleiche­n.

Konkret lassen sich dem Anleger die folgenden vier Empfehlung­en mit auf den Weg geben:

Stufen Sie Gold als Geld ein. Gold konkurrier­t mit den offizielle­n Währungen US-Dollar, Euro oder Schweizer Franken. Wenn Sie also entscheide­n, einen Teil Ihres Portfolios in Form von liquiden Mitteln zu halten, halten Sie auch (und vor allem) die Währung Gold.

Gerade als Anleger aus dem Euroraum muss es heißen: Vermeiden Sie ein Euroklumpe­nrisiko: Achten Sie darauf, dass ihr finanziell­es Wohl nicht allein vom Euro abhängt – denn der Euro ist eine nach innen und außen abwertungs­gefährdete Währung.

Kaufen Sie Gold mit langfristi­gem Horizont (das heißt mit einem Blick auf die nächsten drei, fünf oder mehr Jahre). Langfristi­g gesehen wird das Gold vermutlich deutlich besser abschneide­n als die offizielle­n Währungen.

Mit aller Vorsichtig gesprochen, erscheint das Gold nach wie vor relativ billig zu sein. Vor dem Hintergrun­d der weltweiten Geldmengen- und Zinsentwic­klung dürfte der faire Wert des Goldes bei ungefähr 1400 US-Dollar pro Feinunze liegen (wobei sich nicht sagen lässt, wann der Goldpreis diesen Wert erreichen wird).

Thorsten Polleit ist Chefvolksw­irt beim Edelmetall­händler Degussa Goldhandel.

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