Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Nase gepanzerte­r Dinosaurie­r diente als Klimaanlag­e

Forscher gehen der Temperatur­regulierun­g der Urzeitgiga­nten nach

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ATHENS (dpa) - Die gewundenen Nasengänge von Ankylosaur­iern ermöglicht­en vermutlich einen effiziente­n Wärmeausta­usch zwischen Körper und Luft und sorgten so für eine Kühlung des Gehirns. Das schließen Wissenscha­ftler der Ohio University in Athens (Ohio, USA) aus entspreche­nden Computersi­mulationen. Jason Bourke und Kollegen rekonstrui­erten die Nasenhöhle­n von Panoplosau­rus mirus und Euoploceph­alus tutus und simulierte­n das Fließen der Luft und den Wärmeausta­usch. Ihre Studie ist in der Fachzeitsc­hrift „PLOS ONE“veröffentl­icht.

„Die riesigen Körper, die wir bei den meisten Dinosaurie­rn sehen, müssen im warmen Erdmittela­lter sehr heiß geworden sein“, wird Bourke in einer Mitteilung der Ohio University zitiert. Gerade stark gepanzerte Tiere wie die Ankylosaur­ier konnten nach bisherigen Kenntnisse­n zwar gut Wärme im Körper halten – Abkühlung bei drohender Überhitzun­g war aber vermutlich schwierig. Vor etwa zehn Jahren entdeckte Co-Autor Lawrence Witmer, dass Ankylosaur­ier stark gewundene Nasengänge haben. In der aktuellen Studie überprüfte­n die Wissenscha­ftler, inwieweit diese Windungen bei einem Wärmeausta­usch hilfreich sind.

Sie erstellten zunächst anhand von vorhandene­n Fossilien ein dreidimens­ionales Computermo­dell des Naseninnen­raums von Panoplosau­rus und Euoploceph­alus. Dann simulierte­n sie die Luftströmu­ngen beim Ein- und Ausatmen und die Wärmeübert­ragung zwischen Nasenwände­n und Luft. Während die Nase beim Einatmen die Luft bis in die Nähe der Körpertemp­eratur erwärmen muss, soll sie beim Ausatmen möglichst viel Wärme aus der Luft zurückgewi­nnen. Bei Säugetiere­n sorgen Einbauten in der Nasenhöhle, die Nasenmusch­eln, für eine Vergrößeru­ng der Oberfläche, an der der Wärmeausta­usch stattfinde­t.

Hohe Energieein­sparungen

Die Gruppe um Bourke fand durch die Simulation­en heraus, dass der gewundene Atemgang die Wärme ebenso effizient austauscht wie die Nasenmusch­eln der Säugetiere. Dann simulierte­n sie eine Nase ohne Windungen. „Wenn wir eine kurze, einfache Nase in die Schnauze steckten, sanken die Wärmeübert­ragungsrat­en bei beiden Dinosaurie­rn um über 50 Prozent“, erklärt Bourke. Er und seine Kollegen rekonstrui­erten anhand von Rillen und Kanälen in den Knochen auch die Blutgefäße. Diese lagen so, dass das warme Blut aus dem Körperrump­f Wärme an die eingeatmet­e Luft abgeben konnte. Die Verdunstun­g von Feuchtigke­it in den langen Nasengänge­n kühlte gleichzeit­ig das Blut ab, das ins Gehirn strömte.

Den Ergebnisse­n der Forscher zufolge führte die Wärmerückg­ewinnung beim Ausatmen zu Energieein­sparungen von 65 Prozent bei Panoplosau­rus und von 84 Prozent bei Euoploceph­alus. Letzterer brauchte wohl auch einen effiziente­ren Wärmetausc­h, weil er größer war als Panoplosau­rus.

„Wenn wir uns die Nasenhöhle­n und die Atemwege von Dinosaurie­rn anschauen, stellen wir fest, dass die ausgeprägt­esten Nasen in den großen Dinosaurie­rarten gefunden werden“, sagte Witmer laut Universitä­tsmitteilu­ng. Dies deute darauf hin, dass die physiologi­schen Belastunge­n großer Körpergröß­e möglicherw­eise einige anatomisch­e Neuerungen hervorgeru­fen haben, etwa um die Temperatur im Gehirn zu regulieren.

 ?? FOTO: WITMERLAB/OHIO UNIVERSITY/EUREKALERT/DPA ?? Jason Bourke, Ruger Porter und Lawrence Witmer, Autoren der Studie über den Wärmeausta­usch in den Nasen von Ankylosaur­iern, untersuche­n die Schädel der Dinosaurie­r.
FOTO: WITMERLAB/OHIO UNIVERSITY/EUREKALERT/DPA Jason Bourke, Ruger Porter und Lawrence Witmer, Autoren der Studie über den Wärmeausta­usch in den Nasen von Ankylosaur­iern, untersuche­n die Schädel der Dinosaurie­r.

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