Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Sanierung wird Monate dauern
Mutmaßlicher Täter gesteht Brandstiftung – Stadtwerk am See schätzt Schaden auf eine siebenstellige Summe
FRIEDRICHSHAFEN - Nach den Bränden in der Häfler Innenstadt am Sonntagmorgen laufen die Ermittlungen weiter: Der mutmaßliche Täter hat gestanden, die Brände in der Tiefgarage und in dem Ladenlokal gelegt zu haben. Im Parkhaus beginnt die Räumung – der Schaden für die Sanierung schätzt der Betreiber, das Stadtwerk am See, am Mittwoch auf eine siebenstellige Summe. Ob die Tiefgarage noch in diesem Jahr wieder eröffnet, ist unklar.
Oberstaatsanwalt Wolfgang Angster von der Staatsanwaltschaft Ravensburg bestätigt, dass der 29jährige Deutsche pauschal eingeräumt habe, die Autos im Parkhaus am See sowie das Ladenlokal „Friedrich“an der Karlstraße angezündet zu haben. Der Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Täter stützt sich auf Brandstiftung, beziehungsweise schwere Brandstiftung. Im Fall des Brands am Stadtbahnhof wird nicht gegen den Mann ermittelt. Der 29Jährige sitzt derzeit in Untersuchungshaft.
Dazu, ob er in der Vergangenheit bereits Straftaten begangen hat, liegen der Staatsanwalt keine Informationen vor. „Es ist grundsätzlich möglich, dass der mutmaßliche Täter vor fünf, acht oder zehn Jahren eine Straftat begangenen hat, die wir heute nicht mehr einsehen können, weil sie aus dem System gelöscht wird. Der Vorgang ist dabei der gleiche wie bei Verkehrsvergehen“, sagt Angster. Er geht davon aus, dass sich der mutmaßliche Täter in rund zwei Monaten vor dem Gericht beim Prozessauftakt verantworten muss. Wie der mutmaßliche Täter die Autos und das Ladenlokal in Brand gesetzt hat, steht zum jetzigen Zeitpunkt nicht fest. Augenzeugen berichten, dass ihnen nicht aufgefallen sei, dass der Mann auffällige Gegenstände bei sich trug, als er versuchte, den Blumenkübel in das Schaufenster des Waffenladens zu werfen.
Brandwerkzeug ist unbekannt
Stadtbrandmeister Louis Laurösch war bei den Bränden selbst im Einsatz. Auch für ihn ist es nicht nachvollziehbar, wie der mutmaßliche Täter die Feuer gelegt hat. „Als wir dort ankamen, waren die Fahrzeuge bereits völlig ausgebrannt“, sagt er. Von anderen Bränden wisse er, dass nicht viel Werkzeug dazu nötig sei, ein Auto in Brand zu stecken. „Wir hatten schon einige Fälle, da reichte eine brennende Zigarette völlig aus, damit ein Auto ausgebrannt ist. Das Feuer breitet sich rasant über den Schaumstoff der Fahrsitze aus“, sagt Laurösch. Gerüchten, nach denen der 29-Jährige auch versucht hat, an anderen Stellen in Friedrichshafen Brände zu legen, bestätigt die Polizei nicht. „Uns liegen dazu keine Informationen vor“, sagt Markus Sauter, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz.
Drei Tage nach dem Brand sind im Parkhaus am See deutliche Spuren sichtbar. Die Elektrizität auf den oberen Etagen funktioniert nicht, das Parkhaus ist verrußt und besonders dort, wo Elektroautos standen, sind starke Brandrückstände sichtbar. „An den Stellen sind die Autos nahezu mit dem Boden der Tiefgarage verschmolzen“, sagt Norbert Schültke, Mobilitätsverantwortlicher beim Stadtwerk am See. Er geht davon aus, dass dort noch ein Träger zur Stabilisierung des Parkhauses aufgestellt werden muss. Der Bereich ist auch von oben auf der Karlstraße durch Absperrungen deutlich gekennzeichnet.
Die meisten Besitzer haben ihre Autos bereits aus dem Parkhaus am See abgeholt. Rund 27 Autos von den ursprünglichen rund hundert Wagen, die während des Brand dort abgestellt waren, standen am frühen Mittwochabend noch in der Tiefgarage. „Einige Fahrzeughalter müssen ihre Autos auch so lange stehen lassen, bis ein Sachverständiger der Versicherung der Halter ausrückt, um den Schaden zu begutachten“, sagt Schültke. Bei den entstandenen Schäden greifen die Versicherungen der jeweiligen Halter, nicht der des Betreibers.
In den kommenden Tagen werden weitere Gutachter die Schäden im Parkhaus begutachten. Schültke rechnet damit, dass sich der Schaden auf eine siebenstellige Summe belaufen wird – und das, obwohl das Stadtwerk am See erst vor rund einem Jahr die Generalsanierung des Parkhauses am See für rund zwei Millionen Euro abgeschlossen hatte.
Zurzeit wird auch das AltstadtParkhaus, das ebenfalls das Stadtwerk betreibt, saniert. „Wir haben dort gerade einen Bauabschnitt abgeschlossen und werden die Sanierung nun erst einmal unterbrechen, bis wir wissen, wann das Parkhaus am See wieder nutzbar ist. Dorthin können die Autofahrer nun ausweichen und parken“, sagt Schültke. Er ist sich nicht sicher, ob die Tiefgarage noch in diesem Jahr öffnet.