Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Neue Pläne für das Antarktis-Gewächshau­s

Gemüsezuch­t soll per Fernsteuer­ung funktionie­ren

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BREMEN (dpa) - Eisige Einöde und Temperatur­en von bis zu minus 45 Grad: Ein Jahr lang hat der Raumfahrti­ngenieur Paul Zabel Gemüse unter Extrembedi­ngungen in der Antarktis angebaut. Möglich gemacht hat das ein neuartiges Gewächshau­s, das in der Zukunft auch Raumfahrer auf Mond und Mars versorgen könnte. Inzwischen ist Zabels Mission als Antarktis-Gärtner beendet. Auch das Gewächshau­s macht zurzeit eine Pause. Doch im neuen Jahr soll dort wieder frisches Grünzeug sprießen – diesmal allerdings ferngesteu­ert.

Etliche Kilo Salat, Gurken und Tomaten konnte Zabel in den vergangene­n Monaten in dem Spezial-Container ernten. Dort wuchsen die Pflanzen auf einer Anbaufläch­e von 13 Quadratmet­ern ohne Erde, Tageslicht und Pestizide. Wie gut das funktionie­rt hat, wollen die Forscher in den kommenden Monaten auswerten. Die Ergebnisse sollen voraussich­tlich im Mai vorliegen. Für Projektlei­ter Daniel Schubert vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bremen ist das Experiment jetzt schon ein Erfolg. „Unsere Erwartunge­n haben sich erfüllt. Wir haben genug Essen für alle produziert.“Dank des Gewächshau­ses bekamen die Polarforsc­her der 400 Meter entfernten Neumayer-IIIStation regelmäßig frisches Gemüse auf den Teller. Im antarktisc­hen Winter sind sie von der Außenwelt abgeschnit­ten und müssen normalerwe­ise monatelang von Vorräten leben. Kulinarisc­h waren Salat und Co. also eine absolute Bereicheru­ng, aber hatte das auch eine positive Wirkung auf ihre Stimmung? Um das herauszufi­nden, hat die Besatzung in den vergangene­n Monaten spezielle Fragebögen ausgefüllt, die ebenfalls bis Mai ausgewerte­t sein sollen.

Im Januar werden sechs Forscher erneut in die Antarktis fliegen, um das Gewächshau­s umzubauen. „Wir werden alles rausreißen“, sagte Schubert. Das Team soll außerdem kaputte Geräte reparieren und neue Instrument­e installier­en. Danach soll es neue Pflanzen säen – diese sollen aber erstmal auf dem Trockenen bleiben. „Wir werden versuchen, den Container komplett aus Bremen zu steuern“, sagte Schubert.

Mit einem Knopfdruck aus dem Kontrollra­um sollen die Samen dann später Wasser bekommen, keimen und selbststän­dig gedeihen. Die Polarforsc­her sollen erst für die Ernte das Gewächshau­s betreten müssen. Ähnlich sehe das Szenario bei einer echten Raumfahrtm­ission aus, erläuterte Schubert. Während die Astronaute­n auf dem Weg zum Mars sind, könnte man von der Erde aus dort bereits die Gemüsezuch­t starten. „Wenn die Astronaute­n ankommen, soll das Gewächshau­s schon in voller Blüte stehen.“

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FOTO: DPA Ein Jahr lang haben Forscher Gemüse in diesem Gewächshau­s in der Antarktis angebaut. Jetzt ist das Experiment beendet.

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