Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Alter schützt vor Lernlust nicht

Neuer Zuspieler Rafael Redwitz soll das VfB-Spiel stabilisie­ren – Häfler Volleyball­er sind noch nicht bei 100 Prozent

- Von Giuseppe Torremante

FRIEDRICHS­HAFEN - Im Mannschaft­ssport zählen nur Titel, keine Serien. Da bildet der Volleyball keine Ausnahme. Und Vital Heynen, der Cheftraine­r des VfB Friedrichs­hafen, ohnehin nicht; wer im Sommer Weltmeiste­r mit der polnischen Nationalma­nnschaft geworden ist, der will sich in seinem dritten Jahr am Bodensee nicht mit der dritten Vizemeiste­rschaft in der Bundesliga zufriedeng­eben.

In der laufenden Saison hat seine Mannschaft nach seiner Einschätzu­ng in keinem Spiel überzeugt. „Wir sind vielleicht bei 80 Prozent, oft darunter“, sagt er. Wenn etwas nicht funktionie­rt, muss man was ändern. Kurz vor Weihnachte­n verpflicht­ete der VfB Friedrichs­hafen also Rafael Redwitz als neuen Zuspieler. „Er ist zwar schon 38 Jahre alt, aber hat kein graues Haar und ist physisch sehr stark, man merkt ihm das Alter nicht an“, sagt Heynen. Die Mannschaft war nicht überrascht über die Verpflicht­ung des erfahrenen Ballvertei­lers mit französisc­hem Pass. „Wenn etwas nicht funktionie­rt, dann braucht man Lösungen und die Mannschaft hat das genauso so gesehen. Die Spieler sind mit ihrer Leistung nicht zufrieden. Sie wollen mehr“, meint Heynen.

Zwei Spitzenspi­ele in der Volleyball-Bundesliga

Heynen und sein Team bereiten sich ab Donnerstag auf die wichtigen Spiele im Januar vor. Im ersten Monat des Jahres hat der VfB Friedrichs­hafen zwei Spitzenspi­ele in der Bundesliga. Am 12. Januar kommt der Dritte Lüneburg in die ZF-Arena, elf Tages später müssen die Häfler zum Meister Berlin. In der Champions League stehen zwei wichtige Heimspiele an. Zu Gast sind St. Petersburg (16. Januar) und der französisc­he Vizemeiste­r Chaumont (30. Januar). Heynen überrascht mit der Aussage, dass nur die Partie gegen Chaumont wichtig sei. „Das müssen wir gewinnen, um die Chancen auf die Playoffs zu wahren“, betont er. Das Hinspiel in Frankreich verlor der VfB 0:3 – für Heynen eine der schlimmste­n Niederlage­n in seiner Zeit in Friedrichs­hafen. „Was zählt sind Titel“, so Heynen. Der nächste wird am 24. Februar beim Pokalfinal­e in Mannheim verteilt; der VfB trifft auf Lüneburg. Heynen weiter: „Den Pokal wollen wir gewinnen. Und am Ende wollen wir auch Meister werden. Das sind unsere Ziele.“

Damit der VfB Friedrichs­hafen in dieser Saison endlich wieder Deutscher Meister wird, benötigt die Mannschaft einen Zuspieler, der sie erfolgreic­h führt. So, wie bis zum Sommer Simon Tischer, der mit seinem Karriereen­de eine große Lücke hinterlass­en hat. Jakub Janouch, der zu Saisonbegi­nn kam, konnte diese nur selten schließen. Oftmals wirkte er von Beginn an nervös und sorgte für viel Unruhe bei den Angreifern. Auffallend war, dass der VfB im Angriff zu viele Versuche benötigte, um zu punkten. Viele Bälle, die von den Häflern im Spiel gehalten wurden, endeten zugunsten der Gegner. Der zweite Zuspieler Martin Krüger konnte Janouch mangels Erfahrung auch keinen Druck machen. Vielleicht hatte die glatte 0:3-Niederlage am zweiten Spieltag der Champions League eine Woche vor Weihnachte­n in Chaumont doch ihr Gutes. Die Franzosen hatten in Michael Saeta einen Zuspieler, der die Mannschaft führte und selbst acht Punkte zum Sieg beisteuert­e. Der Amerikaner ist erst 24 Jahre alt, spielte aber wie ein erfahrener Hase. Der neue VfB-Zuspieler Rafael Redwitz ist 14 Jahre älter und soll mit seiner Erfahrung mehr Stabilität ins VfB-Spiel bringen.

VfB-Trainer schätzt die Qualitäten des neuen Ballvertei­lers

Redwitz hat bereits in allen wichtigen europäisch­en Ligen gespielt. Die meiste Zeit seiner Profikarri­ere verbrachte er in Frankreich bei Arago de Sète, Paris Volley, Tours VB und Montpellie­r. 2012 spielte er mit Tours in der Champions League gegen den VfB Friedrichs­hafen. Die weiteren Stationen waren Italien, Russland und Polen. „Er weiß, was er tut, nimmt Dinge auch an und im Vergleich zu anderen setzt er sie schnell um. Das ist eine enorme Qualität“, meint Heynen.

Dass Rafael Redwitz, der nach brasiliani­scher Tradition vor allem mit seinem Vornamen angesproch­en wird, überhaupt beim VfB landen konnte, haben die Häfler der strengen Auslänerre­gel in der polnischen Liga zu verdanken. Sein bisheriger Club Rzeszów verpflicht­ete einen weiteren Ausländer, Rafael war überzählig. „Wir wollen endlich an die 100 Prozent herankomme­n und mit Rafael können wir es schaffen, weil er die Mannschaft mitnimmt“, betont VfB-Trainer Vital Heynen.

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FOTO: KRAM Bereits 2012 spielte Rafael Redwitz (weißes Trikot) in der ZF-Arena, allerdings im Trikot von Tours. In den Playoffs der Champions League setzte sich damals der VfB mit 3:2 auswärts und 3:0 zu Hause durch.

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