Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Zwischen Floskeln und Tatsachen
Nach zwei Derbyniederlagen empfangen die EV Lindau Islanders am Freitag den SC Riessersee
LINDAU - Die von den EV Lindau Islanders nach ihren Heimspielen im Eisstüble veranstalteten Pressekonferenzen sind für Fans und Journalisten ein Ort, um gemeinsam die Geschehnisse des Abends auf dem Eis nochmals Revue passieren zu lassen. Trainer beider Mannschaften, die zuvor über zwei Stunden hinweg um den Puck kämpften, äußern sich zum Spielverlauf und sonstigen Dingen rund um ihre Schützlinge und den Verein und beantworten Fragen der versammelten Medienvertreter. Oftmals sind die abgegebenen Statements durchzogen von Floskeln, Phrasen oder Anspielungen. Manchmal werden den Zuhörern jedoch auch tiefere Einblicke ins eigene Seelenleben gewährt.
„Von Spiel zu Spiel denken“
Nicht anders war es am Mittwochabend nach der vierten Derbyniederlage der Islanders gegen die Memminger Indians. Auf die Frage, ob letztere, nach einem völlig verkorksten Saisonstart, ihre Ziele als Tabellensechster nach oben korrigieren würden, meinte Indians-Cheftrainer Sergej Waßmiller lapidar: „Wir denken von Spiel zu Spiel. In der Oberliga reicht es nicht aus, nur gutes Eishockey zu spielen.“
Auch sein Lindauer Kollege hält sich in seinen Äußerungen mitunter gerne an Allgemeinplätze: „Wir sind immer am Suchen“, sagte Chris Stanley zur personellen Situation und möglichen Zugängen, speziell nach der Verletzung von Anthony Calabrese. Der EVL-Verteidiger und Topscorer in Reihen der Islanders werde, so der Lindauer Spielertrainer, am Freitag aus den USA zurückkehren und nächste Woche einen Termin beim Arzt wahrnehmen. Bis Ende Januar werde sich dann entscheiden, ob Calabrese in der anstehenden Meisterrunde wieder einsteigt.
Ansonsten, so Stanley weiter, könne Lindau momentan niemanden Neues vermelden. Wer jüngst bei den Heimspielen aufmerksam durch die Eissportarena im Lindauer Eichwald blickte, konnte allerdings bemerken, dass der EVL auf dem Transfermarkt womöglich schon längst fündig geworden ist. Denn wiederholt verfolgte Tyler Brower auf der Trainerbank das Spiel der Islanders.
Der 25-jährige Verteidiger, im Besitz eines deutschen und US-amerikanischen Passes und laut dem Eishockeyportal „Eliteprospects“letztmalig vor fünf Jahren bei Thunder Bay North Stars (Kanada) unter Vertrag, nehme am Training teil, bestätigte EVL-Vorsitzender Bernd Wucher. Womöglich gehen die Lindauer Verantwortlichen also jetzt schon auf Nummer sicher, sollte Anthony Calabrese doch längerfristig ausfallen.
Ob und wann Chris Stanley als Spieler dauerhaft zurück hinter die Bande kehren wird, ließ der EVLTrainer auf Nachfrage am Mittwoch offen. Konditionell könne er den Anforderungen auf dem Eis jedenfalls ganz gut gerecht werden. „Auch wenn ich im Sommer nur ein bisschen Spaß im Fitnessstudio hatte“, scherzte der 39-Jährige bei der Pressekonferenz. Um wenig später wieder den Fokus auf die Mannschaft zu lenken. „Wir haben die Tage viel und hart gearbeitet.“Das war auch notwendig gewesen, um gegen Memmingen am Ende einen Punkt mitzunehmen. Zumal die nächste Herausforderung schon vor der Tür steht: Am Freitagabend (19.30 Uhr) kommt der SC Riessersee nach Lindau.