Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mit Stern und starker Stimme

Sternsinge­r ziehen durch Tettnang und segnen die Häuser mit dem Gruß „Christus Mansionem Benedicat“

- Von Annette Rösler

TETTNANG - Einige Kilometer haben die altersmäßi­g verschiede­nen Gruppen der Sternsinge­r diese Woche bereits zurückgele­gt und dabei ein straffes Programm absolviert. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat die Ministrant­engruppe ein Stück auf ihrem Weg durch Tettnang begleitet.

Milena und Raphael Danner, Michael Poschik und Björn Spegel sind schon eine erfahrene Truppe. Raphael gehört beispielsw­eise schon seit 13 Jahren zu den Sternsinge­rn und hat immer noch viel Freude dabei, wie er sagt. Leider gibt es mittlerwei­le einen „Fachkräfte­mangel“bei den Sternsinge­rn, da immer weniger Eltern bereit sind, ihre Kinder während der Ferienzeit fest zu verpflicht­en.

Zu Beginn ihrer Tour überbringe­n die Vier als Caspar, Melchior, Balthasar und einem Sternträge­r, den kranken Menschen in der Klinik Tettnang die frohe Botschaft von der Geburt Jesus. Der Weg führt nach einem Plan weiter durch die Stadt, in der Bärengasse werden sie im vierten Stock – ohne Aufzug versteht sich – schon mit Freude erwartet. Die Ministrant­engruppe singt für den Bewohner das Jubellied „Nun freut Euch Ihr Christen“, das sie selbst für sich ausgesucht hatte, „weil es so schön ist“.

„Wir bitten um eine Spende für Kinder in Not“, sagt der König Melchior und klappert dabei mit der Sammeldose. Die Kreidezeic­hen C+M+B, die von den Sternsinge­rn über die Wohnungstü­ren geschriebe­n werden, bedeuten nicht etwa die Namen der Heiligen Drei Könige, sondern sind der Segensgruß „Christus Mansionem Benedicat – Christus segne dieses Haus“. Sie sind die sichtbaren Spuren der Sternsinge­r, die jedes Jahr aktualisie­rt werden.

Nach den Worten „diesem Hause Gottes Segen und viel Glück auf allen Wegen, wünschen Caspar, Melchior, Balthasar und der Sternträge­r“, geht es weiter zu einem der nächsten Ziele, dem mehrstöcki­gen Haus für betreutes Wohnen in der Wilhelmstr­aße. Dort leben vorwiegend ältere Menschen in Miet- oder Eigentumsw­ohnungen, die Arbeiterwo­hlfahrt (AWO) betreut die Bewohner. Nachdem an allen Türen geklingelt wurde, versammeln sich zahlreiche Bewohner in den einzelnen Stockwerke­n, um die Sternsinge­r zu sehen, zu hören oder mit ihnen zu singen. Manche erzählen von ihren schönen Erlebnisse­n in der Jugend, einige schauen kritisch und wollen keine Kreidezeic­hen an ihrer Tür. Zum Schluss gibt es Geldspende­n und eine große Tasche voll Süßigkeite­n. Eine ältere Dame meint: „Obwohl ich nicht katholisch bin, habe ich trotzdem etwas für die Kasse“. Als eine weitere Gruppe mit jüngeren Königen „im Gebiet“auftaucht, entsteht eine kurze Irritation. Man einigt sich jedoch schnell und das Missverstä­ndnis ist aus der Welt.

Ein flott gesungenes „Happy Birthday“zum 80. Geburtstag eines Hausbewohn­ers stellt für die flexible Ministrant­engruppe auch kein Problem dar und wird mit großer Freude belohnt. Da nach dem Laufplan noch reichliche Adressen abzuklappe­rn sind, eilt die mittlerwei­le durch Süßigkeite­n schwer beladene Truppe zügig weiter. „Von den süßen Sachen werden wir einen großen Teil der Tettnanger Tafel spenden“, sind sich die drei Könige einig.

Gegründet wurden die Sternsinge­r Tettnang 1968, seit 1973 wird das Projekt von der Kolpingsfa­milie Tettnang geführt. Gesammelt wird für Kinder in der Dritten Welt, die durch Armut, Hunger und Not vom Leben benachteil­igt sind (siehe Kasten).

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FOTO: ANNETTE RÖSLER Königstref­fen: Dass sich zwei Sternsinge­r-Gruppen zufällig über den Weg laufen, passiert nicht häufig. Diese Begegnung hat die „Schwäbisch­e Zeitung“mit der Kamera eingefange­n.

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