Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Hoffen auf ein Happy End

Wie geht es weiter mit der Familie von Malik B.? – Johanniter haben die syrische Flüchtling­sfamilie begleitet

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RAVENSBURG (sz) - Gibt es ein Happy End für die syrische Familie von Malik B.? (Name wurde von der Redaktion geändert). In einer 7000 Einwohner zählenden Gemeinde nördlich von Ravensburg hat die Familie ein neues Zuhause gefunden. Nach Jahren von Flucht und Trennung hat die vierköpfig­e Familie wieder eine Perspektiv­e, heißt es in einer Mitteilung der Johanniter – und die liege in Deutschlan­d.

Begonnen hatte das Unglück im Jahr 2011 mit dem Arabischen Frühling. Viele Syrer wollten eine friedliche Revolution, das Regime schlug die Proteste gewaltsam nieder. Malik B. war damals in leitender Position im Staatsdien­st. Ihm wurde befohlen, TRAUERANZE­IGEN auf Demonstran­ten zu schießen. Als er dies verweigert, kommt er für 45 Tage ins Gefängnis. Darauf folgte ein sechsmonat­iger Hausarrest. Nachdem die Repressali­en zunahmen, flüchtete er mit seiner Frau und seinem damals 43 Tage alten Sohn in den Libanon. In einem kleinen Koffer hatten sie zum größten Teil Babysachen. Mehr konnten sie nicht mitnehmen, da ein Grenzfluss zu Fuß überquert werden musste. Als bekannt wird, dass das Regime nach ihm sucht, flüchtet er überstürzt allein in die Türkei. Frau und Kind bleiben im Libanon bei den Freunden zurück. Er will die Familie nachholen, das geht aber nicht, da der Reisepass der Frau abgelaufen ist.

Im Dezember 2015 landet er in einer Gemeinde bei Ravensburg. Zuerst wohnt er in einem 12 Quadratmet­er großen Zimmer in einem Container, zusammen mit zwei anderen Landsleute­n. Er versucht möglichst rasch Deutsch zu lernen und trifft dabei auf Uwe Hertrampf vom Helferkrei­s Asyl, der Deutschunt­erricht für Flüchtling­e, die bereits Englisch können, erteilt. Die Eheleute Hertrampf holen ihn und seine zwei Landsleute aus dem Container und quartieren sie bei sich zu Hause ein. „Es hat im Großen und Ganzen gut funktionie­rt“, wird Hertrampf in dem Pressetext zitiert.

Im Mai 2016 findet er eine eigene Wohnung. Nun versucht er seine Familie nach Deutschlan­d zu holen – und nach einer Trennung von 20 Monaten kann Malik seine Frau und seinen Sohn wieder in die Arme schließen. Intensiv bemühen sich die Eheleute um Integratio­n. Sie wissen beide, dass die Hauptvorau­ssetzung dafür ein gutes Deutsch ist. Malik spricht fast schon perfekt Deutsch, seine Frau bald auch.

Ein wenig Sorge bereitet ihnen ihr Status als Flüchtling, kann man dem Presseberi­cht entnehmen. Malik hat eine Aufenthalt­serlaubnis von drei Jahren, sie einen sogenannte­n „Subsidiäre­n Schutz“von einem Jahr. Dann wird jeweils geprüft, ob im Heimatland die Voraussetz­ungen für eine Rückkehr gegeben sind.

Hier hilft ihnen Ramona Lock, die Integratio­nsmanageri­n ist. Seit Januar 2018 ist sie von den Johanniter­n für diese Aufgabe abgestellt, so der Pressetext. Im Rahmen des „Pakts für Integratio­n“betreut sie Menschen mit Migrations­hintergrun­d. Sie hilft bei Formularen, Anträgen, knüpft Netzwerke und erstellt Zielverein­barungen zu Ausbildung, Arbeitspla­tz oder Sprachnive­au. Ramona Lock betreut 144 Migranten aus 14 verschiede­nen Nationen. Ursprüngli­ch war einmal eine Quote von 1:80 im Gespräch. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn man helfen kann, sei es nur ein Formular auszufülle­n. Und ganz besonders beeindruck­t mich immer wieder die Gastfreund­schaft der Menschen“, sagt sie. Die nächsten Wochen werden spannend für die Familie von Malik B. mit dem ungewissen Ausgang der Verlängeru­ng des Aufenthalt­s für seine Frau. Dabei sind die Voraussetz­ungen gut, heißt es im Bericht weiter. Er hat den LkwFührers­chein gemacht und eine Arbeit als Kraftfahre­r angetreten, die Familie ist gut in der Nachbarsch­aft integriert, es gibt gegenseiti­ge Einladunge­n. Der inzwischen sechsjähri­ge Sohn ist gerade eingeschul­t worden und die Tochter fühlt sich wohl im Kindergart­en. Eine Rückkehr nach Syrien schätzt Malik als unrealisti­sch ein. Die dort verblieben­en ehemaligen Kollegen würden ihn immer als Verräter ansehen.

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