Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Rüdiger von Schroeder ist im Alter von 90 Jahren gestorben
Der erste evangelische Pfarrer in Kressbronn war auch Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande
KRESSBRONN - Nur wenige Tage nach seinem 90. Geburtstag ist Rüdiger von Schroeder, der erste evangelische Pfarrer in Kressbronn, verstorben. Vor knapp zwei Jahren war dem emeritierten Pfarrer für seine herausragenden Verdienste im Baltikum und seine Vermittlerfunktion zwischen Deutschen und Letten das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen worden. Zwölf Jahre hat Rüdiger von Schroeder insgesamt in Kressbronn gewirkt – und welche Bedeutung die Seegemeinde für den Geistlichen, der in den vergangenen Jahren in Friedrichshafen lebte, noch immer hatte, zeigte sein Wunsch, die Ordensverleihung seinerzeit an seine ehemalige Wirkungsstätte zu legen.
Die Kressbronner Zeit habe seinen Weg entscheidend geprägt, denn damals war es seine nicht einfache Aufgabe, die wenigen Einheimischen und vielen Zugewanderten zu einer Gemeinde zusammenwachsen zu lassen. 1928 in Riga geboren, trat Rüdiger von Schroeder nach Abschluss seines Studiums in Langenargen seine Der erste evangelische Pfarrer in Kressbronn, Rüdiger von Schroeder, ist im Alter von 90 Jahren verstorben.
erste Vikarstelle an und wurde 1959 der erste Pfarrer der damals neu gegründeten evangelischen Kirchengemeinde Kressbronn.
Nach dem sprunghaften Anstieg der Zahl evangelischer Christen nach dem Zweiten Weltkrieg war 1947 in Kressbronn eine eigene evangelische Kirchengemeinde entstanden, die jedoch bis in die 50er-Jahre eine unselbstständige Filiale der Langenargener Pfarrei blieb. Kressbronn habe deshalb etwas Besonderes für ihn, weil er nicht nur den Bau und die Einweihung der evangelischen Kirche 1957 sowie den Umbau des Betsaals zum Gemeindehaus erlebt, sondern in dieser Zeit auch seine Frau geheiratet habe.
Zwölf Jahre in Kressbronn
Bis 1968 blieb von Schroeder in der Seegemeinde: „Natürlich habe ich noch deutliche Erinnerungen an Kressbronn, es waren ja zwölf Jahre, ich habe heute noch viele Kontakte dorthin“, blickte der emeritierte Pfarrer vor zwei Jahren im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“zurück. Das Wirken in Deutschlands Süden war ihm nicht in die Wiege gelegt worden, denn die stand 1928 in Riga. Als Elfjähriger musste der „Baltikumsdeutsche“mit seiner Familie „heim ins Reich“nach Posen umsiedeln und entkam als Flakhelfer knapp der Umklammerung Posens. Zusammen mit seiner Mutter kam der 17-Jährige nach dem Tod des Vaters auf Umwegen 1945 nach Stuttgart. Ein starker Glaube hatte ihm durch die schwere Zeit geholfen, so begann er ein Studium der Theologie, das er 1955 in Tübingen abschloss. In Uhldingen hatte er seine spätere Frau gefunden und sich daher gewünscht, im Süden eingesetzt zu werden – so begann sein Weg als Geistlicher in Langenargen.
Auch in seinem Ruhestand setzte sich Rüdiger von Schroeder für die Menschen ein – insbesondere durch die wichtige Aufbauarbeit als Prediger und Seelsorger in lettischen Gemeinden, als Brückenbauer zwischen Deutschen und Letten. Seit 1999 betreute Rüdiger von Schroeder auch ehrenamtlich beim Kinderhilfswerk „Children for a better world“Projekte in Estland und Lettland. Doch trotz seiner herausragenden Leistungen für das Gemeinwesen blieb er bescheiden: „Warum gerade ich, wo es doch so viele gibt, die sich ohne großes Aufsehen einsetzen? Viele haben sich aufgemacht – da bin ich einer von vielen“, sagt er anlässlich der Verleihung des Verdienstkreuzes.