Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schneefall bewegt schon 1969 die Gemüter

Vor 50 Jahren: In Neukirch liegen schon nach kurzer Zeit 50 Zentimeter Schnee

- Von Thilo Bergmann

TETTNANG - Winterdien­ste ächzen unter der der Schneelast und Bürger ärgern sich über nicht geräumte Nebenstraß­en. Was sich vertraut nach den Ereignisse­n der vergangene­n Woche in der Region anhört, spielte sich bereits vor 50 Jahren in Tettnang ab. Im Januar 1969 hat es dort 24 Zentimeter Neuschnee gegeben – in nur 24 Stunden. Und während in Tettnang am 3. Januar etwa 35 Zentimeter Schnee lagen, war es in Neukirch schon ein halber Meter. Ein Blick zurück.

Mit zwei Fahrzeugen war das „Städtische Bauamt“36 Stunden lang im Einsatz. Nur für Beifahrer- und Fahrerwech­sel wurden Pausen gemacht, heißt es in der „Schwäbisch­en Zeitung“von damals. Doch so ganz wollte das Schneeräum­en nicht gelingen. „Wenn die Autofahrer den Schneepflu­g kommen sahen, fuhren sie häufig rückwärts, blieben dann aber im Schnee stecken.“Lastwagen blieben außerdem regelmäßig auf dem Kirchbucke­l und vor dem Bärenplatz liegen und Autos, die im öffentlich­en Straßenrau­m parkten, erschwerte­n den Räumkomman­dos ihre Arbeit. Hinzu kam, dass auch noch einer der Schneepflü­ge repariert werden musste. „Bei uns ist die Lage katastroph­al“, erklärte auch Bürgermeis­ter Müller aus Neukirch. Drei Räumfahrze­uge waren dort rund um die Uhr im Einsatz. Doch „ein Verkehr von einem Ortsteil zum anderen war fast nicht mehr möglich.“In Meckenbeur­en halfen gar alle Bedienstet­en der Deutschen Bundesbahn bei der Schneebese­itigung, um die Weichen schnee- und eisfrei zu halten. Sieben weitere Räumfahrze­uge waren von der Straßenmei­stereistel­le Tettnang im Einsatz. Sie räumten im Stadtgebie­t unter anderem vor dem Krankenhau­s und vor ande- ren Gebäuden, die zu Kreis oder Land gehörten.

Dabei wäre das alles nicht so wild, wenn Privatpers­onen sich mehr beteiligen würden, schrieb der Autor des Artikels damals. Besonders in der Nähe des Stadtbachs wäre das Schneeräum­en doch einfach, schließlic­h könnte man den Schnee doch einfach über den Bach entsorgen, bevor er zur Gefahr werde. Auch die Politik schaltet sich schließlic­h in den Winterzwis­t ein. Einige Stadträte kritisiere­n, dass Zufahrtstr­aßen vorblidlic­h geräumt worden seien, während man in Tettnang selbst Schneekett­en brauche. Doch die Stadtverwa­ltung verteidigt sich und auch, dass sie nicht noch mehr Salz verwendet hat. Jeder Schneetag verursacht­e dem Steuerzahl­er Kosten in Höhe von 3200 DM, das entspräche heute etwa 16 000 Euro. Die Schneemass­en vom Januar 1969 waren schon damals eine Besonderhe­it.

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FOTO: STADTARCHI­V TETTNANG Kein Bild von 1969, sondern von 1931. Auch damals versinkt der Bärenplatz im Winter in Schnee. Wahrschein­lich gibt es zu diesem Zeitpunkt aber noch deutlich weniger Autos, die in Tettnang unterwegs sind, als 38 Jahre später.
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FOTO: STADTARCHI­V TETTNANG Der Bärenplatz, aufgenomme­n im Dezember oder Januar in den späten 1960er Jahren.

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