Schwäbische Zeitung (Tettnang)

CDU-Chefin in der Offensive

Kramp-Karrenbaue­r legt Fokus auf Wahlen und Rente

- Von Sabine Lennartz

POTSDAM (sal) - Auf Personalde­batten ließ sich Annegret Kramp-Karrenbaue­r nicht ein. Auf die andauernde Diskussion über eine Kanzlerkan­didatur des im Rennen um den Vorsitz unterlegen­en Friedrich Merz ging die CDU-Vorsitzend­e nicht ein. Zum Abschluss der Klausur in Potsdam unterstric­h sie vielmehr, sich auf die Sacharbeit, die Finanzund Wirtschaft­spolitik sowie Sicherheit­sfragen, konzentrie­ren zu wollen. Außerdem forderte sie die Regierung auf, möglichst bald eine Grundrente zu schaffen – dies mit Blick auf die anstehende­n Wahlen im Osten. Koalitione­n mit der Linken oder der AfD schloss Kramp-Karrenbaue­r generell aus. Auch die Flüchtling­spolitik des Herbstes 2015 will die CDU-Spitze Anfang Februar in einem sogenannte­n Werkstattg­espräch aufarbeite­n – womöglich ohne Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

Von Merz gab es derweil Lob für die neue CDU-Chefin. Er begleite mit „großer Sympathie das, was sie tut“, sagte er im SWR. In den wesentlich­en Fragen sei er sich mit ihr einig.

POTSDAM - Die CDU will in diesem Jahr die Renten der Ostdeutsch­en genauer in den Blick nehmen. Viele von ihnen haben nach der Wiedervere­inigung 1990 ihre Arbeit verloren und dadurch keine Möglichkei­t, noch Zusatzrent­en aufzubauen. „Unterbroch­ene Erwerbsbio­grafien“heißt das im Amtsdeutsc­h.

Bei der Klausur in Potsdam wurde vor allem der Vorschlag des Thüringer CDU-Vorsitzend­en Mike Mohring diskutiert, eine Mindestren­te einzuführe­n für jene, die lange gearbeitet haben. Die sollte zehn Prozent über der Grundsiche­rung liegen.

Auch der Brandenbur­ger Spitzenkan­didat Ingo Senftleben machte sich für solch eine Rente stark. Er kenne Menschen, die 40 Jahre in der Landwirtsc­haft gearbeitet haben und bei denen die Rente trotzdem nicht zum Leben reiche, sagte er. Vor den Landtagswa­hlen in Brandenbur­g, Thüringen und Sachsen im Herbst will die CDU damit ein wichtiges Signal senden. CDUChefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r unterstütz­t den Vorschlag Mohrings und drängt jetzt die Bundesregi­erung, schnell zu handeln. Es bedürfe eines „konkreten Vorschlage­s aus dem Arbeitsmin­isterium“, sagte die CDU-Vorsitzend­e in Richtung Koalitions­partner SPD. Allerdings: Das gleiche Modell wie Mohring hat die SPD schon lange beschlosse­n und sogar in den Koalitions­vertrag mit der Union hineinverh­andelt.

Ein Sprecher von Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) sagte jetzt, man begrüße es, wenn die Pläne einer Grundrente Unterstütz­ung auch von der CDU-Vorsitzend­en Kramp-Karrenbaue­r bekämen. Die Vorarbeite­n liefen. Noch vor der Sommerpaus­e solle ein Konzept vorgelegt werden.

Die Skeptiker eines solchen Modells waren ohnehin nie bei der SPD, sondern bei der Union zu finden. Während der Arbeitnehm­erflügel der CDU sich durchaus mit dem Thema anfreunden konnte, lief der Wirtschaft­sflügel immer Sturm dagegen. Noch vor fünf Jahren wurde der Vorschlag der damaligen Arbeitsmin­isterin Ursula von der Leyen nach einer Lebensleis­tungsrente von großen Teilen ihrer Partei und der CSU strikt abgelehnt.

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FOTO: DPA Ingo Senftleben

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