Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Gisela Hecht zeigt abstrakte Malerei
Meckenbeurer Künstlerin bei erster Ausstellung der Galerie Plattform 3/3 unterm Dach des Kulturhauses Caserne
FRIEDRICHSHAFEN - Trotz widriger Wetterverhältnisse hat sich die Galerie Plattform 3/3 im Kulturhaus Caserne am Freitagabend recht gut gefüllt. Die Vernissage mit Malerei der Meckenbeurer Künstlerin Gisela Hecht war auch etwas Besonderes. Zum einen ist es die vorletzte Ausstellung, die noch die langjährige ehrenamtliche Leiterin Erika Lohner in die Wege geleitet hat.
Zum anderen ist es die erste Ausstellung unter dem Dach der Kulturhaus Caserne gGmbH. Für den Weiterbetrieb der Galerie ist nun Sylvio J. Godon verantwortlich, der auch die Vernissagerede gehalten hat. Einigen noch als Redakteur der „Schwäbischen Zeitung“bekannt und im Kulturhaus Caserne für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich, bringt er wichtige Voraussetzungen für die Galeriearbeit mit.
Gisela Hecht hat zuletzt 2013 in der Weihnachtsausstellung Häfler Künstler im Graf-Zeppelin-Haus ausgestellt, im Jahr zuvor in einer Einzelausstellung im Kulturhaus Mühle in Oberteuringen. Unter dem Motto „Linie – Fläche – Abstrakt“zeigt sie nach fünfjähriger Pause wieder ihre farbenfrohen, lauten und leisen Bilder. Sie ist sich selbst treu geblieben, hat sich aber natürlich weiterentwickelt. „Ich wollte wissen, was hinter der Abstraktion steckt“, sagt sie, doch man müsse erst gegenständlich malen, ehe man sich ganz der Abstraktion widmet. Auf manchen Bildern meint man noch Reste des Gegenständlichen zu sehen, wobei wohl jeder etwas anderes zu erkennen glaubt, je nachdem, welche Muster er in seinem Inneren gespeichert hat. Um dem Betrachter seine Freiheit zu lassen, gibt Gisela Hecht ihren Bildern keine Titel. Die Betrachter sollen aus dem Alltag entführt werden in eine unbekannte Welt.
Gisela Hecht arbeitet in Mischtechnik mit Acryl, Ölpastellkreide und Tusche. Eine Welt voller Geheimnisse erwartet den Betrachter, verschiedene Ebenen treffen aufeinander, überlagern sich, lassen bisweilen den Malprozess verfolgen. An Graffiti erinnern Zeichnungen, die hellgrau und zackig über einem Bild schweben, man könnte auch an Reste von Höhlenzeichnungen denken. Viele der Flächen sind dunkel und lassen die darüber liegenden Ebenen miteinander korrespondieren. Man mag beim Blick auf die Bilder die Gedanken schweifen lassen und wird kaum nachvollziehen, was die Künstlerin dabei empfunden hat, denn sie malt nicht vorrangig Emotionen, sondern geht von Themen aus der realen Welt aus. Erst wenn sie sich damit intensiv beschäftigt habe, setze der kreative Prozess ein, „von der leeren Leinwand zur Linie und zur Fläche“.
Die Abstraktion macht es dem Betrachter schwer, aber auch besonders spannend. Man mag sich gefangen nehmen lassen von einem abstrakten Muster in Pastelltönen und stellt schnell fest, dass es weit mehr als dekorativ ist. Zeit zum Besuch bleibt leider nur am Wochenende. Am Rande sei vermerkt, dass die junge Fagottistin Luna Kohler mit ihrer Musik einen gekonnten Kontrapunkt zu den Gemälden setzte.