Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Rekordsumm­e für den Straßenbau

Verkehrsmi­nister zieht Bilanz für 2018 und spricht von „überhitzte­r Baukonjunk­tur“

- Von Kara Ballarin

STUTTGART (kab) - Noch nie haben Bund und Land gemeinsam so viel Geld in den Neubau und den Erhalt der Straßen im Südwesten investiert wie 2018. 1,2 Milliarden Euro seien in die Bundesstra­ßen und Autobahnen geflossen, mehr als 300 Millionen Euro in die Landesstra­ßen, sagte Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) am Montag in Stuttgart. Der Industrie- und Handelskam­mertag mahnte in Richtung grün-schwarze Regierung an, die Mittel für die Landesstra­ßen zu erhöhen. Die SPD äußerte sich ähnlich kritisch.

STUTTGART - Mit 1,5 Milliarden Euro hat der Südwesten 2018 eine Rekordsumm­e in den Ausbau und die Sanierung von Straßen gesteckt. So lautet die vorläufige Bilanz, die Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) am Dienstag in Stuttgart vorgestell­t hat. „Wahrschein­lich hat er nie geglaubt, dass er mal so viele Straßen bauen und sanieren würde“, scherzte dazu Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) über seinen Verkehrsmi­nister, den die CDU zuOpposit ions zeiten gerne als„ Straßenbau v er hinderungs minister“bezeichnet hatte. Das Wichtigste zur Bilanz im Überblick.

Wie viel Geld ist auf Bundesstra­ßen verbaut worden?

In die Planungen, den Ausbau sowie in den Erhalt von Autobahnen und Bundesstra­ßen sind 1,2 Milliarden Euro geflossen – 300 Millionen mehr als 2017. „Ich freue mich sehr, dass wir neben den vom Bund am Jahresanfa­ng bereit gestellten Mitteln zusätzlich rund 70 Millionen Euro abrufen konnten“, sagte Hermann. Das ist dann möglich, wenn andere Länder ihre zugeteilte Summe nicht abrufen. Das hatte auch Hermann zu Zeiten der grün-roten Koalition in einem Jahr getan und sechs Millionen verstreich­en lassen, „weil wir es nicht abrechnen konnten“, so Hermann. Damals handelte er sich viel Schelte von der CDU ein. Als beispielha­fte Bauprojekt­e, die 2018 fertig wurden, nannte Hermann die Sanierunge­n an der A 8 bei der Anschlusss­telle Flughafen/Messe sowie den Ausbau der B 312 zwischen Biberach und Ringschnai­t.

Und wie viel Geld floss in die Landesstra­ßen?

335 Millionen Euro und damit 22 Millionen mehr als im Vorjahr hat das Land 2018 in die Landesstra­ßen investiert.

Lag der Schwerpunk­t der Investitio­nen auf Neubau oder Sanierung?

Klar auf dem Erhalt der Straßen. 415 Millionen Euro flossen in die Sanierung der Bundesstra­ßen und Autobahnen, in den Neu- und Ausbau rund 340 Millionen Euro. Bei den Landesstra­ßen waren es 120 Millionen, die für die Sanierung verwendet wurden. Hermann bezeichnet­e es als einen Paradigmen­wechsel, den Fokus von Neu- und Ausbau hin zu Erhalt und Modernisie­rung des Straßennet­zes zu legen. Das habe er in seinen siebeneinh­alb Jahren als Landesverk­ehrsminist­er erreicht.

Wie geht es 2019 weiter?

Eine Gesamtsumm­e kann das Ministeriu­m noch nicht nennen. Doch es gibt geplante Investitio­nen in einzelne Bereiche. So wolle der Bund in diesem Jahr 390 Millionen Euro und damit etwas weniger in die Sanierung von Bundesstra­ßen und Autobahnen im Land stecken. Für den Neu- und Ausbau hat der Bund 287 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Zudem sollen über ein Brückensan­ierungspro­gramm 114 Mil- lionen Euro fließen. Das Land hat für dieses Jahr rund 250 Millionen Euro für die Landesstra­ßen eingeplant – der Löwenantei­l von 155 Millionen Euro ist für Sanierunge­n gedacht.

Ist auf Baden-Württember­gs Straßen 2018 mehr passiert, oder sind nur die Kosten gestiegen?

„Die Baukonjunk­tur ist ziemlich überhitzt“, sagte Hermann. Preissteig­erungen seien beim Bau Realität. „Daher lautet mein Rat: Nicht noch immer mehr Geld aufrufen, sonst bekommt man die gleiche Leistung für mehr Geld.“In die Sanierung von Bundesstra­ßen und Autobahnen flossen 2018 rund 35 Millionen Euro weniger als im Jahr zuvor – damals waren es 440 Millionen Euro. 2017 wurden aber mehr als sieben Mal so viele Brücken an Autobahnen saniert und drei Mal so viele Kilometer Straße wie 2018 – bei den Bundesstra­ßen ist der Unterschie­d nicht so gravierend. „Dies liegt zu einem kleinen Teil an den Kostenstei­gerungen, aber größtentei­ls an der unterschie­dlichen Komplexitä­t der Bauprojekt­e“, erklärt Hermanns Sprecher. Entspreche­ndes gelte für die Landesstra­ßen. In deren Sanierung flossen 2018 zwar 25 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Dass doppelt so viele Kilometer Straße saniert wurden wie 2017, erklärt der Sprecher damit, dass die Bauprojekt­e vor allem weniger aufwendig und dadurch kostengüns­tiger waren.

Wird 2019 mehr nachts gebaut?

Nachtbaust­ellen und Arbeiten am Wochenende seien nicht überall realisierb­ar, so Hermann. Das Ministeriu­m konzentrie­re sich auf große, stauanfäll­ige Strecken.

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FOTO: ARNE DEDERT Hier wird gearbeitet: Auf den Landes- und Bundesstra­ßen in Baden-Württember­g wurden im vergangene­n Jahr 1,5 Milliarden Euro verbaut.

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