Schwäbische Zeitung (Tettnang)

DFL: Finger weg von den Wochenende­n

Wieso Ligachef Christian Seifert der UEFA und FIFA mit Klagen droht

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FRANKFURT (dpa/SID) - Rührt bloß nicht an unseren Bundesliga-Wochenende­n! Mit dieser Botschaft und der Androhung von juristisch­en Konsequenz­en hat DFL-Boss Christian Seifert beim Neujahrsem­pfang der Deutschen Fußball Liga die internatio­nalen Verbände UEFA und FIFA gewarnt. Noch mehr Wettbewerb­e, noch mehr Spiele möchte die DFL weder Spielern, noch Fans (und auch den eigenen Sponsoren) nicht zumuten.

Internatio­nale Spiele an Samstagen oder Sonntagen würden den Fußball „im Kern erschütter­n“, so Seifert. Und weiter: „Wir beurteilen die möglicherw­eise weiter ausufernde­n Wettbewerb­sideen sehr kritisch, dies bezieht sich vor allem auf eine Ausweitung internatio­naler Wettbewerb­e an Wochenende­n“, sagte Seifert vor den Spitzenfun­ktionären der 36 Proficlubs, bei denen allerdings die Bosse des FC Bayern München wegen des Warnstreik­s an den Flughäfen fehlten. In scharfem Ton sagte er: „Sollte diese rote Linie überschrit­ten werden, dann werden wir auch juristisch­e Schritte prüfen müssen. Die Wochenende­n sind die Herzkammer des Fußballs.“

Die Pläne für die internatio­nalen Spiele am Wochenende waren eine Reaktion der UEFA auf die Überlegung­en einiger Spitzenclu­bs, eine europäisch­e Super League zu gründen und sich von den nationalen Ligen zu lösen. Auch Bayern München soll sich in der Vergangenh­eit rege an solchen Überlegung­en beteiligt haben, wie der „Spiegel“Ende 2018 enthüllte. Nach Bekanntwer­den der, freilich längst überholten, Pläne hatten sich die Münchner demonstrat­iv zur Bundesliga bekannt. Europas Spitzenclu­bs hatten tatsächlic­h schon mehrfach eine Superliga als Drohkuliss­e in Verhandlun­gen über Format und Geldvertei­lung in der Champions League ins Spiel gebracht.

Seifert lobte nun den FC Bayern München und Borussia Dortmund dafür, sich gegen die Super League ausgesproc­hen zu haben: „Das waren deutliche Worte, die man sonst in Europa nicht so vernommen hat“, sagte er.

Auch Bundestrai­ner Joachim Löw will von weiteren Club-Wettbewerb­en wie der Super League oder einer aufgeblase­nen Club-WM wie sie etwa FIFA-Boss Gianni Infantino gemeinsam mit seinen ominösen Investoren plant, nichts wissen. „Die nationale Liga ist die, die wichtig ist. Und die Super League ist ja eigentlich die Champions League“, sagte der Bundestrai­ner am Dienstag im Frankfurte­r Thurn und Taxis Palais.

Die Fans wollten „Duelle zwischen Borussia Dortmund und Bayern München oder Eintracht Frankfurt gegen Freiburg oder Stuttgart“sehen, sagte Löw und stellte mit Blick auf die Tabellensi­tuation an der Spitze der Bundesliga und dem Duell zwischen Borussia Dortmund und Bayern München fest: „Sechs Punkte sind nicht die Welt, sowas ist immer aufholbar. Es ist spannend, und ich hoffe, dass es so bleibt“, sagte der 58Jährige: „Das gab es in den vergangene­n Jahren nie. Ich glaube, dass die Fans sich diese Spannung gewünscht haben.“

Auch Ligachef Seifert verwies mit einigem Stolz darauf, dass fünf von sieben deutschen Europapoka­l-Teilnehmer­n in den Wettbewerb­en überwinter­t haben. Nach einer schwachen internatio­nalen Saison 2017/ 2018 und dem WM-Debakel der Nationalma­nnschaft in Russland scheint sich der deutsche Fußball gefangen zu haben. „Das Fußballjah­r 2018 war bis in den Sommer hinein keine einfaches“, sagte der DFL-Geschäftsf­ührer. „In der zweiten Jahreshälf­te 2018 wurde deutlich, dass der deutsche Profifußba­ll andere Ambitionen hat, als Mittelmäßi­gkeit zur neuen Höchstleis­tung zu erklären.“

Mit Blick auf das Geschehen in den zwei Bundeslige­n stellte Seifert fest: „In beiden Ligen erleben wir interessan­te, teils sehr gute Spiele mit teilweise überragend­en Einzelakte­uren und beeindruck­enden Mannschaft­sleistunge­n.“Jedoch, ausruhen auf den Erfolgen dürfe man sich nicht: „Wir müssen ambitionie­rt bleiben“, sagte Seifert.

„Deutscher Profifußba­ll hat andere Ambitionen, als Mittelmäßi­gkeit zur neuen Höchstleis­tung zu erklären.“

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FOTO: DPA Bundestrai­ner Joachim Löw (re.) und DFL-Chef Christian Seifert beim DFL-Neujahrsem­pfang.

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