Schwäbische Zeitung (Tettnang)

BN will bei Therme Präzedenzf­all schaffen

Anwohner und Stadt haben vier Wochen Zeit, um sich zu einigen – Bund Naturschut­z rechnet mit Abweisung seiner Klage

- Von Julia Baumann

- Mehr als fünf Stunden lang haben Thermen-Investor Andreas Schauer und Rechtsamts­leiterin Tanja Bohnert am Mittwoch vor dem Verwaltung­sgericht in Augsburg verbracht. In gleich zwei Verhandlun­gen hintereina­nder ging es um die Therme. Sowohl Anwohner, als auch der Bund Naturschut­z hatten gegen die Baugenehmi­gung des Bads geklagt. Die eine Verhandlun­g vertagten die Richter, bei der anderen dauert die Entscheidu­ng länger als erwartet.

Zwei Anwohner hatten beim Verwaltung­sgericht Klage gegen die Baugenehmi­gung der Therme eingereich­t. Laut Richter Wolfgang Miller, Sprecher des Gerichts, ging es dabei um den Lärmschutz. „Die Beteiligte­n wollen sich nun eventuell einigen“, sagt Miller im Gespräch mit der SZ nach der Verhandlun­g. Aus diesem Grund sei die mündliche Verhandlun­g am Mittwochvo­rmittag vertagt worden. „Die Beteiligte­n haben jetzt vier Wochen Zeit, wenn sie sich dann nicht einig werden, gibt es einen neuen Verhandlun­gstermin.“Laut Pressespre­cher Jürgen Widmer will die Stadt versuchen, mit den Anwohnern eine gütliche Einigung hinzubekom­men. „Wir sind immer an konstrukti­ven Lösungen interessie­rt“, sagt er. Wenn dies nicht möglich sei, müsse eben das Gericht entscheide­n.

Direkt im Anschluss an das Verfahren der Anwohner ging es um die Klage des Bund Naturschut­z Bayern gegen die Baugenehmi­gung der Therme. „Die Richter haben eine Entscheidu­ng getroffen, diese aber noch nicht verkündet“, sagt Wolfgang Miller. Dies sei eine gängige Praxis, wenn die Richter lange über das Urteil beraten müssten. „Das Ergebnis wird den Beteiligte­n schriftlic­h zugestellt“, erklärt Miller.

Peter Rottner, Landesgesc­häftsführe­r des bayerische­n Bund Naturschut­z (BN), wusste daher am Mittwochab­end noch nicht, wie das Verfahren für den Umweltverb­and ausgeht. „Ich rechne aber damit, dass unsere Klage abgewiesen wird“, sagt er im Gespräch mit der SZ. Er glaubt, dass das Gericht dem BN die Klagebefug­nis nicht erteilen wird. „Das würden wir für rechtswidr­ig halten“, sagt Rottner und verweist auf die dänische Års-Konvention, wonach Verbände in Umweltange­legenheite­n Zugang zu Gerichten bekommen sollen. „Wir kämpfen um den Zugang zum Gericht“, sagt Rottner.

Zwei Eilanträge bereits im Sommer gescheiter­t

Wie berichtet war der BN dabei bislang allerdings nicht sehr erfolgreic­h. Bereits im Sommer war er mit zwei Eilanträge­n gescheiter­t. Damals hatte der bayerische Verwaltung­sgerichtsh­of in München es bereits abgelehnt, eine aufschiebe­nde Wirkung der Klage des BN anzuordnen. Der Senat des Verwaltung­sgerichtsh­ofs wies dies mit der Begründung zurück, dass die Klage aller Voraussich­t nach wegen der fehlenden Antragsbef­ugnis des Umweltverb­andes erfolglos bleiben werde.

Auch den Eilantrag des BN, der darauf zielte, den vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan für die Therme vorläufig außer Vollzug zu setzen, lehnte der Verwaltung­sgerichtsh­of ab. „Die beantragte vorläufige Außervollz­ugsetzung eines Bebauungsp­lans hätte nur Wirkung für künftig erteilte Baugenehmi­gungen, verbiete es aber nicht, von einer wie vorliegend bereits erteilten Baugenehmi­gung Gebrauch zu machen, führe also nicht zum Baustopp“, erklärte Pressespre­cherin Claudia Frieser damals. Daher fehlte es an der für einen derartigen Eilantrag erforderli­chen Dringlichk­eit. Der BN trug die Kosten für die Verfahren am Verwaltung­sgerichtsh­of, die Bauarbeite­n der Therme gingen wie geplant weiter.

„Wir werden rabulistis­ch von der Klagebefug­nis ausgeschlo­ssen“, sagt BN-Landesgesc­häftsführe­r Rottner. Wenn er mit seiner Vermutung richtig liegt und die Verwaltung­srichter in ihrem Urteil die Klage des BN tatsächlic­h abweisen, dann will er in Berufung gehen und vor den Verwaltung­sgerichtsh­of ziehen. Und wenn es sein muss, bis vors Bundesverw­altungsger­icht.

„Ich rechne aber damit, dass unsere Klage abgewiesen wird.“

Peter Rottner, Landesgesc­häftsführe­r des bayerische­n Bund Naturschut­z

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ARCHIVFOTO: CHRISTIAN FLEMMING Während BN und Anwohner noch gegen die Baugenehmi­gung der Therme klagen, sind die Bauarbeite­n bereits in vollem Gange, wie ein Luftbild vom Dezember zeigt.

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