Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Studenten könnten im Tresor leben
Das ehemalige Volksbankgebäude soll als Wohnraum für Studenten dienen.
KEHLEN - Ein privater Investor will das ehemalige Volksbankgebäude Ecke Hügelstraße - Pestalozzistraße in Wohnraum umwandeln. Im Erdgeschoss in den ehemaligen Schalterräumen und im ersten Obergeschoss, wo bis zu den Pfingstferien Studenten des staatlichen Lehrerseminares saßen, soll jeweils eine große Wohnung mit vielen einzelnen Zimmern entstehen – eine Riesenwohngemeinschaft für Studenten. Im Keller sind zusätzlich drei Wohnungen geplant. Dort soll in der ersten Wohnung der ehemalige Tresorraum als Schlafzimmer dienen. Dicke Wände, keine Lüftung, kein Fenster – ob sich so ein Zimmer als Aufenthaltsraum eignet, müsse noch genauer geprüft werden, fanden die Mitglieder des Technischen Ausschusses, die am Donnerstag den Bauantrag „Wohnen in der Bank“begutachteten.
Die für den Bankbetrieb bereits vorhandenen Parkplätze bleiben erhalten. Die gesetzlichen Vorgaben für Stellplätze an einem Wohnheim sind damit eingehalten, erläuterte Patrick Gohl vom Bauamt. Ob der Parkplatz auch tatsächlich groß genug ist, werde sich zeigen, hieß es im Ausschuss. Parkplätze sind in der Hügelstraße ein Thema mit Konfliktpotential. Noch bis zum Auszug des staatlichen Seminars wussten Besucher der Hügelstraße an Seminartagen oft nicht, wo sie parken sollten. Immer mehr angehende Lehrer blockierten die Parkflächen.
„Das ist eine Stelle, die für den Bereich Kehlen wichtig ist“, wies Ausschussmitglied Karl Gälle auf die grundsätzliche Bedeutung dieser Entscheidung hin. Doch langfristige Pläne für das Quartier im Herzen Kehlens gibt es außer dem Wohnen in der Bank noch nicht. Durch den Umzug des Lehrerseminars nach Weingarten stehen in Kehlen auch das Dorfgemeinschaftshaus und das an die Volksbank angrenzende Gebäude in der Hügelstraße fast leer.
Familie Meschenmoser plant in der Hügelstraße 25/1, erst einmal keinen teuren Umbau. „Ich habe die Kelle mit 70 Jahren aus der Hand gelegt. Jetzt bin ich 80 und fange nicht nochmal an“, sagt Senior Josef Meschenmoser. Auch seine Töchter können sich derzeit nicht für teure Umbauten begeistern. Einen neuen Mieter für die leer stehenden Seminarräume hat Familie Meschenmoser noch nicht.
Auch beim Dorfgemeinschaftshaus ist noch alles in der Schwebe. Der Mietvertrag mit dem Seminar läuft aus, heißt es vonseiten der Gemeinde dazu. Im Bürgersaal im Untergeschoss soll künftig das Mittagessen für die gegenüberliegende Grundschule ausgegeben werden. Früher waren die Räume tagsüber vom Lehrerseminar genutzt worden. Das belegte auch Räume im Obergeschoss. Mit einem Nachmieter für diese Räume will sich die Gemeinde nach Angaben von Elmar Skurka erst einmal Zeit lassen: Im Feuerwehrgerätehaus wird umgebaut. Veranstaltungen, die dort geplant waren, können jetzt interimsweise im Oberschoss des Dorfgemeinschaftshauses stattfinden. Danach sieht man weiter.
Mit „Wohnen in der Bank“ist nun ein Anfang in Kehlen gemacht. Der technische Ausschuss stimmte dem Antrag einvernehmlich zu.
Ein immer wiederkehrendes Problem im technischen Ausschuss: Was dem einen erlaubt wird, muss auch für den Nachbarn möglich sein. Diskutiert wurde ein Projekt in Siglishofen, das von der Erschließungsseite aus, dem Angerweg, zweigeschossig aussieht. Weil das Gelände abschüssig ist, sieht die Rückseite des Gebäudes aber aus wie ein dreigeschossiger Bau. Erst kürzlich hatte der Ausschuss ein anderes Gesuch in der Nachbarschaft, „Am Kohlbach“, mit Hinweis auf den Bebauungsplan Siglishofen abgelehnt. Da beim neu eingereichten Projekt aber noch einige Punkte zu klären sind, musste der Ausschuss in seiner ersten Sitzung in diesem Jahr noch nicht in Sachen Siglishofen entscheiden.
Ebenfalls um die Bebauung eines Grundstücks in Hanglage ging es in Strass. Durch den Bau eines Swimmingpools wurde die Grundflächenzahl überschritten. Eine Befreiung von den Vorgaben des Bebauungsplanes Strassäcker war nötig. Diese erteilten die Ausschussmitglieder einvernehmlich. Der Pool darf gebaut werden.