Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Parfümerie Balle schließt im April
Gründe für das Ende nach 22 Jahren in Tettnang sind vielseitig.
TETTNANG - Schönreden, das bringe nichts, macht Markus Balle deutlich. Der 52-jährige steht in seinem Trend House für italienische Mode an der Karlstraße und schaut auf die andere Seite. Dort betreibt er seit 22 Jahren die Parfümerie Balle. Ideale Lage, schönes Licht und hohe Fenster habe das Gebäude, schwärmt er. Doch damit ist bald Schluss. Markus Balle macht die Parfümerie dicht, es lohnt sich nicht mehr. Die Gründe sind vielseitig, einen Schuldigen kann er aber nicht benennen. Nur eben schönreden, das wolle er die Situation auch nicht. „Das hat man mal eine Zeit lang gemacht, aber das geht nicht mehr“, sagt er.
Zunächst sei da die Konkurrenz mit dem Onlinehandel. Sich im Internet Düfte zu kaufen, sei einfach und die Vergleichbarkeit von ebendiesen Produkten leicht, sagt Balle. Den Service mit der Beratung und das Einkaufserlebnis in Tettnang seien viele Kunden nicht mehr bereit zu zahlen. „Ich kann das verstehen“, sagt Balle, der aber durchaus stolz ist, wie manche seiner Kollegen sich online präsentieren.
Die Konkurrenz von Drogerieketten sei ein weiterer Punkt, der das Geschäft in den vergangenen Jahren verändert habe.
Viele Düfte dürften gar nicht in Drogeriemärkten verkauft werden, weil Lizenzen fehlen würden, sagt er. Dass das dennoch gemacht werde und oftmals mit Preisen, die deutlich unter der Preisempfehlung des Herstellers liegen, sei dem Kunden schwer zu vermitteln.
Fehlende Kurzzeitparkplätze direkt vor der Ladentür seien ein weiteres Problem. Kunden würden für einen Duft nicht erst ins Parkhaus fahren wollen, ist er sich sicher. „Die Karlstraße wurde nach dem Umbau hübscher, das entspricht einer gewissen Logik“, sagt er. Dass aber nun weniger Parkplätze zur Verfügung stehen, sei hinderlich. „Wir leben von Autofahrern, das muss man sagen, wie es ist“, sagt er und kritisiert auch die Parkgebühren, die erhoben werden. Grundsätzlich sagt er, habe die Karlstraße und vor allem Tettnang durchaus Vorzüge. Aber letztlich habe auch die Baustellenzeit ihren Tribut gefordert. Mit Blick auf eine mögliche Sanierung der Montfortstraße sagt er, dass es durchaus sein könne, dass auf die Händler dort eine schwere Zeit zukommen könnte. „Das Eis ist so schon sehr dünn“, sagt Inhaber Markus Balle.
„Man darf die Schuld nicht bei den Leuten suchen“, sagt er deutlich. Er schätzt seine Kunden, die Tettnanger Bürger und geht davon aus, dass die Abkehr von der Parfümerie für manche auch schwer zu verkraften sein wird. Nicht zuletzt könnte die Schließung der Parfümerie für ihn aber auch einen Rückgang von Stress bedeuten, hofft Balle.
Konzentrieren will der Geschäftsmann sich dann auf seinen Laden mit italienischer Mode und Accessoires an der Karlstraße direkt gegenüber.
Die festangestelte Mitarbeiterin aus der Parfümerie will Markus Balle dort weiterbeschäftigen. Im Modebereich sei das Einkaufserlebenis nämlich nach wie vor sehr wichtig, sagt er. Deshalb möchte er auch an seinem Trend House an der Karlstraße unbedingt festhalten.
„Man darf die Schuld nicht bei den Leuten suchen.“Markus Balle, Inhaber