Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Stromnetz nach Schneechaos wieder weitestgehend intakt
Störungsfreier Betrieb bereits seit Sonntag – Auch Neukirch betroffen
NEUKIRCH (sz) - Die von den Schneemassen in Mitleidenschaft gezogenen 20 000 Volt-Leitungen der Netze BW im westlichen Allgäu sind weitestgehend wieder intakt. Dafür haben in den letzten Tagen die Monteurteams der EnBW-Tochter gesorgt, die zur Behebung von Stromausfällen stellenweise fast rund um die Uhr im Einsatz waren. Am Donnerstag konnte im Kreuzthal das letzte von fünf Notstromaggregaten wieder abgezogen werden, teilte das Unternehmen mit.
Die heftigen Schneefälle hatten seit Dreikönig in Oberschwaben und auf der Alb zu erheblichen Schäden an den Stromnetzen geführt. Von den Störungen besonders stark betroffen war zunächst die Region zwischen Wangen und Ravensburg, anschließend das Gebiet um Isny. Auch die Gemeinde Neukirch war betroffen. Mancher Haushalt und Betrieb wurde dabei auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Um die Versorgung wiederherzustellen waren die Bereitschaftsteams der Netze BW stellenweise rund um die Uhr und vielfach auf Schneeschuhen im Einsatz. Vor allem im Raum Waldburg hatten einmal mehr Landwirte mit Schleppern und Spezialfahrzeugen die Monteure des Bezirksservice Allgäu spontan unterstützt.
Leitungskontrollen und -reparaturen gestalteten sich mit Anstieg der Schneehöhen zunehmend heikel: Wälder waren mitunter kaum begehbar, Wege nicht mehr zu befahren. Verdächtiges Knacken der unter der Schneelast ächzenden Bäume führte die Gefahren vor Augen, heißt es weiter. Dennoch konnten die meisten Störungen relativ zügig behoben werden, was auch am generellen Aufbau der Mittelspannungsnetze in Form offener Ringe liegt: So lassen sich gestörte Abschnitte zwischen zwei Ortsnetzstationen meist relativ rasch freischalten. Die Stationen selbst, von denen aus die Haushalte und Betriebe in Niederspannung beliefert werden, können dann durch Schaltmaßnahmen noch vor dem Beginn einer Reparatur wieder ans Netz gehen.
Besonders schwierig war die Situation im tief verschneiten Kreuzthal, wo die Freileitungen teilweise auf über 1000 Metern Meereshöhe verlaufen. Schneebruch hatte dort zeitweise zur Unterbrechung beider Anbindungen an das regionale Mittelspannungsnetz geführt. Zudem ist eine Reihe abgelegener Gehöfte und Weiler lediglich per Stichleitung versorgt. Dort hatte die Netze BW mithilfe des THW fünf Notstromaggregate aufgestellt und betrieben.
Im Laufe der Woche gelang es, die meisten 20 000 Volt-Leitungen wieder instandzusetzen. Zu einem Aussiedlerhof musste ein provisorisches Ortsnetzkabel gelegt werden, weil die beschädigte Stromtrasse bis auf Weiteres unzugänglich bleibt. Im Laufe des Donnerstags konnte schließlich das letzte Aggregat wieder abgezogen werden. Für Entspannung hatte am Sonntag das Tiefdruckgebiet mit Sturmböen und Regen gesorgt, das die Gefahr von Schneebruch weitgehend beseitigte.
Aktuell kann das 20 000 Volt-Netz weitestgehend wieder im Normalzustand betrieben werden. Neben der Zuleitung zum Kreuzthaler Aussiedlerhof ist nur ein Abschnitt im Amtzeller Osten für Reparaturen vorläufig unzugänglich. Dort verfügt die Ortschaft Pfaffenweiler jedoch über einen zweiseitigen Anschluss und kann versorgt werden.