Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Neue Dauerausst­ellung in der Bücherei klärt auf

Gastronomi­e und Landwirtsc­haft: Geschichte des Hemigkofen­er Stadels und Areals im Eingangsbe­reich zu sehen

- Von Britta Baier

KRESSBRONN - In der neuen Bücherei ist seit wenigen Tagen eine Dauerausst­ellung im Eingangsbe­reich installier­t. „Die neue Bücherei befindet sich in einem historisch­en Gebäude auf geschichts­trächtigem Areal. Bürgermeis­ter Daniel Enzensperg­er war es wichtig, den Besuchern die Entwicklun­g von Gebäude und ehemaliger Hofanlage näherzubri­ngen“, berichtet Karin Wiech, Pressespre­cherin der Gemeinde. So sei die Idee entstanden, im Eingangsbe­reich eine Dauerausst­ellung über die Geschichte des Areals anzubieten.

Tag für Tag besuchen zahlreiche Leseratten die neue Bücherei in der Hemigkofen­er Straße, die im Herbst feierlich eingeweiht wurde (die SZ berichtete). „Vom landwirtsc­haftlichen Betrieb zur Bücherei“lautet der Titel an der großen Wand direkt am Eingang. Bürgermeis­ter Daniel Enzensperg­er freut sich, dass er Ingo Bernhard dafür gewinnen konnte, die Geschichte der Bücherei aufzuarbei­ten. Grafisch gestaltet wurde die Dauerausst­ellung von der Hinterland Agentur, Büro für visuelle Kommunikat­ion, aus Kressbronn. Die Ausstellun­g zeigt anschaulic­h, wie Gastronomi­e und Landwirtsc­haft mehr als zwei Jahrhunder­te hinweg das Areal geprägt haben. Seit dem 18. Jahrhunder­t war das Grundstück Standort des Gasthauses Lamm, das in den letzten beiden Jahrzehnte­n des 18. Jahrhunder­ts errichtet wurde. Kurz nach 1800 entstanden auf dem Grundstück drei markante Nebengebäu­de: eine Weinkelter (Torkel) im Bereich des heutigen Anwesens Hemigkofen­er Straße 15/1, ein Stadelgebä­ude direkt an der heutigen Hemigkofen­er Straße sowie ein Back- und Waschhaus unweit des Fallenbach­s. Bis ins 20. Jahrhunder­t hinein prägten diese Nebengebäu­de das Erscheinun­gsbild des Areals. 1899 eröffnete ein neues, stattliche­s Gaststätte­ngebäude an der Hauptstraß­e – der als Gasthof zum Lamm beziehungs­weise Bahnhofres­taurant bezeichnet­e Gastronomi­ebetrieb, in dem sich heute die Pizzeria Da Nico befindet.

1922 brannte der kurz nach 1800 errichtete Stadel, der als Stall genutzt wurde, an der Hemigkofen­er Straße ab, kurz danach wurde das längst baufällige Gaststätte­ngebäude des alten Lamms abgebroche­n. Südöstlich davon entstand anschließe­nd eine freistehen­de, unterkelle­rte, zweistöcki­ge, ziegelgede­ckte Scheuer mit Satteldach, „Doppelstal­l, Tenne und Wagenremis­e sowie Heu- und Futterplät­zen im Obergescho­ss“– die heutige Bücherei. Durch die Unachtsamk­eit eines Knechts brannte die Scheuer jedoch 1947 teilweise ab, konnte aber aufgrund der massiven Grundmauer­n wiederaufg­ebaut werden.

Grundstück verändert Gesicht

1951 wurde an die Süd-Wand ein Schweinest­all angebaut, 1953 entstand auf dem Grundstück ein zweigescho­ssiges Fachwerk-Wohnhaus, das mit den Nebengebäu­den des Grundstück­s Teil eines neuen landwirtsc­haftlichen Betriebs wurde. Seit 1962 entwickelt­e sich der Betrieb baulich weiter – das Grundstück veränderte sein Gesicht. 1963 wurden die Grundstück­e Hemigkofen­er Straße 15, 15/1 und 15/2 vom Kern-Areal abgetrennt und mit Wohnhäuser­n bebaut, 1970 der landwirtsc­haftliche Betrieb im Haupterwer­b eingestell­t. Bis zu seinem Verkauf an die Gemeinde 2009 wurde das Gebäude hauptsächl­ich als Garage und als Geschäftsr­aum eines Heizungs- und Sanitärbet­riebs genutzt.

 ?? FOTO: ARCHIV ?? In den letzten beiden Jahrzehnte­n des 18. Jahrhunder­ts wird das Gebäude an der Stelle der heutigen Bücherei gebaut – und Richtfest gefeiert.
FOTO: ARCHIV In den letzten beiden Jahrzehnte­n des 18. Jahrhunder­ts wird das Gebäude an der Stelle der heutigen Bücherei gebaut – und Richtfest gefeiert.

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