Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Josef Schmid verlässt frustriert Wasserburger Rat
Das Problem sei die fehlende Information – Es gibt keinen Nachrücker mehr
WASSERBURG - Im Sommer hatte er es bereits angedroht, jetzt macht Josef Schmid ernst: Er verlässt den Wasserburger Gemeinderat. Damit sind die Freien Bürger ein Mann weniger. Denn einen Nachrücker für Schmid gibt es nicht mehr. In der Vergangenheit gab es schlicht zu viele Austritte.
„Das Ehrenamt macht einfach keinen Spaß mehr“, begründet Schmid seine Entscheidung im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Als Ratsmitglied habe er immer das Gefühl gehabt, die Verwaltung enthalte ihm wichtige Informationen vor, die er für eine gute Entscheidungsfindung gebraucht hätte. „Wenn Du Deine Freizeit opferst, dann willst Du präzise Infos.“
Und da spreche er nicht nur für sich, sondern auch für die Wasserburger Bürger. „Letztes Jahr ist so viel hinter verschlossenen Türen entschieden worden“, sagt Schmid. Dabei müsse man mal offen darüber reden, warum sich einige Projekte in der Gemeinde immer wieder verzögerten.
Als Beispiel nennt Schmid die Verhandlungen um die Seekrone. Wie bereits mehrfach berichtet, hat der Gemeinderat nach langem, meist nicht-öffentlichem Hin und Her beschlossen, das Gebäude von Grund auf sanieren zu lassen. Wie Bürgermeister Thomas Kleinschmidt auf Nachfrage der SZ erklärt, sucht die Verwaltung dafür nun einen Investor. „Das haben Gemeinderäte schon vor einem halben Jahr vorgeschlagen. Und die kommen jetzt damit ums Eck. Das hätte man schon vor einem halben Jahr so machen können“, sagt Schmid, der auch die Arbeit der Verwaltung und des Bürgermeisters kritisiert: „Jeder normale Unternehmer wäre längst bankrott.“Und für einen Bürgermeister solle das Wohl der Gemeinde vor seinem eigenen stehen. Und nicht, wie in Wasserburg, umgekehrt.
Räte entlassen ihren Ex-Kollegen einstimmig
Bei der Sitzung am Dienstagabend entließen die ehemaligen Ratskollegen Schmid einstimmig von seinem Ehrenamt. Einen Nachrücker gibt es nicht, und so bleibt nicht nur Schmids Sitz im Gemeinderat, sondern auch seine Position als stellvertretendes Mitglied im Bauausschuss, im Arbeitskreis „Freiflächen Gestaltungsmaßnahmen Halbinsel“und als Jugendbeauftragter der Gemeinde unbesetzt. Einzig auf Schmids Position als Stellvertretung im Rechnungsprüfungsausschuss rückt Joachim Weber nach.
„Die Freien Bürger sind jetzt alle verschlissen“, sagt Josef Schmid. Er ist bereits der sechste Gemeinderat, der das Gremium nach der Wiederwahl von Bürgermeister Thomas Kleinschmidt verlässt. Thomas Baumgartner und Martin Gutensohn sind bereits kurz nach der Bürgermeisterwahl zurückgetreten. Beide hatten dies bereits während des Wahlkampfs für den Fall angekündigt, dass Kleinschmidt gewinnen sollte. Im September und Oktober 2017 folgten Tobias Holinski und Dorothea Böttger von den Freien Bürgern. Während Holinski private Gründe für seinen Rücktritt abgab, verwies Böttger auf private Verstrickungen des Bürgermeisters bei den Problemen um die Wasserburger Werft.
„Aber keiner hat den Mut, richtig was zu sagen“, bemängelt Schmid. Das habe ihn neben dem Verhalten des Bürgermeisters zusätzlich gestört. Spätestens als er nach Gemeinderatssitzungen nachts nicht mehr schlafen habe können, habe er beschlossen, dass es besser für ihn sei, den Rat zu verlassen. „Da schmeckt dir nicht mal mehr das Bier nach der Sitzung.“