Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Siegel-Wirrwarr im Kühlregal

Welche Fleisch-Label es gibt – und was sie bedeuten

- Von Theresa Gnann

Die Ferkelkast­ration

Millionen männliche Ferkel werden in Deutschlan­d kurz nach der Geburt kastriert, damit das Fleisch nicht den strengen Geruch eines Ebers annimmt – ohne jegliche Betäubung. Für das neue Gütesiegel ist sie grundsätzl­ich tabu. Die Bauern können ihre Tiere stattdesse­n zum Beispiel impfen oder bei der „Entmannung“betäuben.

Die Ringelschw­änze

Damit Schweine einander nicht im Gedränge anknabbern, wird in deutschen Ställen oft der Ringelschw­anz gekürzt. Das ist in den Stufen zwei und drei des neuen Logos untersagt, in der Stufe eins nicht. Das ärgert viele. Gerald Wehde von Bioland, dem größten Ökoanbauve­rband Deutschlan­ds, zum Beispiel verweist darf, dass das sogenannte Kupieren nach Vorgaben der EU schon seit 2008 nur noch in absoluten Ausnahmefä­llen zulässig sein soll. RAVENSBURG - Tierwohl und Tierschutz beim Kauf von Frischflei­sch werden viel diskutiert. Das Problem: Ein staatliche­s Siegel gibt es bislang nicht. Der Handel sowie verschiede­ne Tierschutz­organisati­onen haben deshalb eigene Siegel entwickelt – doch die sind umstritten. Ein Überblick.

Initiative Tierwohl

Die ist ein Zusammensc­hluss der Landwirtsc­haft, der Fleischwir­tschaft und des Lebensmitt­elhandels (Rewe, Aldi, Netto, Penny, Edeka, Kaufland, Lidl, Penny und Wasgau). Die Initiative unterstütz­t Landwirte finanziell dabei, über die gesetzlich­en Standards hinausgehe­nde Maßnahmen zum Wohl ihrer Nutztiere umzusetzen. Die Umsetzung dieser Maßnahmen werde flächendec­kend kontrollie­rt, teilt die Initiative mit. Die Verbrauche­rzentrale warnt jedoch: „Derzeit liegen die Anforderun­gen nur wenig über denen, die gesetzlich vorgeschri­eben sind.“Die Verbrauche­rschutzorg­anisation foodwatch bezeichnet die Initiative sogar als „PRGag“.

„Für mehr Tierschutz“

ist das Label des Deutschen Tierschutz­bundes für artgerecht­e Tierhaltun­g. Es ist in zwei Stufen erhältlich. Die Einstiegss­tufe beinhaltet deutlich mehr Tierschutz als der gesetzlich­e Mindeststa­ndard, bleibt aber deutlich hinter Bio und Premium zurück. Das Label der Premiumstu­fe kennzeichn­et ein hohes Tierschutz­niveau im Vergleich zum gesetzlich­en Standard. Die Tiere haben mehr Platz im Stall und können zwischen verschiede­nen Klimazonen wählen.

Viele Discounter, darunter Aldi, Netto und Lidl, haben im vergangene­n Jahr Fleischken­nzeichnung­en eingeführt. Mit einem vierstufig­en Haltungsko­mpass sollen Kunden erkennen können, wie Tiere vor der Schlachtun­g gehalten wurden. Stufe eins entspricht nur den gesetzlich­en Bestimmung­en, Stufe vier den gesetzlich­en Bestimmung­en für Biofleisch. Das Problem: Bei Tests von Verbrauche­rorganisat­ionen fand sich in den Kühlregale­n der Discounter nur Fleisch der Stufe eins.

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