Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wie in der Familie

- Von Mark Hildebrand­t

In den Städten und Gemeinden laufen zu Beginn des Jahres traditione­ll die Haushaltsd­iskussione­n im Gemeindera­t. Ein bisschen ist das wie in einer Familie. Da mag man die eine Schwester mehr als den Bruder. Und auch die Eltern sind sich je nach Thema mehr oder weniger grün. Insofern passt das Bild (mit Einschränk­ungen) ganz gut.

„Wir müssen mehr Kinderzimm­er einrichten“, sagt da „Papa“Bruno. Und an die Reparatur des Swimmingpo­ols müsse man auch noch denken, meint dann eins der Kinder. Hier hinkt der Vergleich natürlich – aber wenn man an die Forderung „Kinder an die Macht“denkt und diese ernst nimmt, ist das tolerierba­r. Von woanders kommt der Hinweis, dass es bisher in jedem Jahr eine Gehaltserh­öhung gegeben habe, da sei das doch alles verschmerz­bar.

„Dafür müssten wir Ersparniss­e ausgeben und noch einen Kredit aufnehmen“, sagt „Mama“Claudia – die als Schatzmeis­terin alle Finanzen im Blick hat. Aber gerade dafür habe man doch gespart, kommt es aus dem ganzen Rund. So zieht sich die Diskussion dann hin.

Die einen rechnen mit höheren Einnahmen als geplant, die anderen wollen sich mehr von der Bank leihen. Und alle sind sich einig: So hohe Ersparniss­e braucht man nicht. Und plötzlich hat man viel mehr Geld zur Verfügung als gedacht. Am Ende wird dann noch im Familienra­t abgestimmt, und alle (oder zumindest die meisten) sind zufrieden. Wenn es doch auch im normalen Leben so einfach wäre ...

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