Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„In Spitzenzeiten komme ich sicherlich deutlich über 70 Wochenstunden“
Oliver Surbeck über seine neue Aufgabe als Vorsitzender der Kreisbrandmeister im Land
AMTZELL/KREIS RAVENSBURG - Oliver Surbeck, Kreisbrandmeister des Landkreises Ravensburg, ist vergangenen Sommer zum Vorsitzenden der Kreisbrandmeister in ganz Baden-Württemberg gewählt worden. Nun liegen die ersten Monate seiner neuen Tätigkeit hinter ihm. Welche Erfahrungen er bereits sammeln konnte und wie sein Alltag zwischen Landratsamt, den 120 Feuerwehrabteilungen im Kreis und der neuen Aufgabe nun aussieht, darüber hat Marlene Gempp mit ihm gesprochen.
Herr Surbeck, wie sieht Ihr Alltag als Kreisbrandmeister eigentlich aus?
Ich habe ja zwei Hüte auf: Hauptamtlich bin ich Leiter des Bereichs Brand- und Katastrophenschutz und den Kreisbrandmeister mache ich im Ehrenamt. Wenn ich abends das Landratsamt verlasse und zu meinen Feuerwehren rausgehe, zu Hauptversammlungen oder Fahrzeugsegnungen – dann mache ich das in meiner Freizeit. Für mich ist dies jedoch wichtig, da auch meine 4500 Feuerwehrangehörigen im Landkreis ihren Dienst ebenfalls komplett im Ehrenamt leisten, mit ausschließlich ehrenamtlichen Kommandanten. Da sollte ich als deren Fachvorgesetzter es doch auch so leben.
In der Summe ist die Funktion des Kreisbrandmeisters für mich ein echter Traumberuf, in dem ich fachlich, diplomatisch, strategisch und politisch sehr gut aufgestellt sein muss.
Ich bin unter anderem auch zuständig für die Schornsteinfeger, die Feuerwehrausbildung und die Zusammenarbeit mit Bürgermeisterämtern, dem Regierungspräsidium und dem Innenministerium. Diese Vielfalt ist aber auch das Schöne an meiner Aufgabe. Es gleicht kein Tag dem anderen.
Was steckt denn hinter Ihrer Arbeit im Bereich Brand- und Katastrophenschutz?
Mein Dienstsitz ist in Ravensburg im Landratsamt. Im Alltagsgeschäft bin ich als Sachverständiger zuständig für den Brandschutz für Kindergärten, Schulen, Altenpflegeheimen, Versammlungsstätten und Industrieanlagen. Dafür arbeite ich schon einige große Bauvorhaben an einem Tag durch und beziehe den Brandschutz von Anfang an mit ein. Gemeinsam mit den Baurechtsbehörden, Fachplanern, Architekten und Bauherren werden maßgeschneiderte Brandschutzkonzepte entwickelt, die dann in die Baugenehmigungen einfließen. Hier geht es konkret um Rettungswege, Löschwasserversorgung, Brandabschnitte oder auch Brandmeldeanlagen. Insgesamt ein sehr spannendes Betätigungsfeld, denn man kann hierdurch sehr viel mitgestalten und ein optimales Brandschutzkonzept für den Bauherrn entwickeln. Letztendlich ist der vorbeugende Brandschutz für mich die Symbiose meines Berufs als Bauingenieur, wie auch meines Berufs als Beamter des höheren feuerwehrtechnischen Dienstes.
Jetzt ist mit dem Vorsitz der Kreisbrandmeister im Land noch eine neue Aufgabe dazugekommen.
Ja, so kann man das sagen. Ich habe dafür die Leitung des Fachbereichs „vorbeugender Brandschutz“auf Landesebene abgegeben. Als ich vor 19 Jahren das Amt des Kreisbrandmeisters übernommen habe, war ich mit 32 einer der jüngsten im Land. Jetzt gehöre ich so langsam zu den Altgedienten, deshalb haben mich meine Kollegen im vergangenen Sommer in Heidelberg zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Das ist für mich eine neue Herausforderung nach knapp 20 Jahren als Kreisbrandmeister. Ich durfte in den ersten Monaten jetzt schon erleben, dass der berühmte Blick über den Tellerrand hinaus wichtig ist, auch für uns als Landkreis Ravensburg. Ich bekomme jetzt Einblicke in die Arbeitsweise des nationalen Brandschutzwesens, erfahre zum Beispiel: Wie machen es eigentlich die Hessen, wie machen es die Bayern? Ich war auch schon bei einer internationalen Sitzung in Vorarlberg dabei und wir haben uns mit den Kollegen aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein ausgetauscht. Diese neuen Eindrücke und Ideen zu bekommen, das war ganz spannend und wird auch der Arbeit in Ravensburg zugutekommen.
Ich bin auch Kümmerer für die Kollegen in Baden-Württemberg und Ansprechpartner bei Fragen, das ist ganz klar die Aufgabe als Vorsitzender der Kreisbrandmeister. Außerdem geht es auch noch darum, die jungen Kollegen beratend an die Hand zu nehmen.