Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Wir arbeiten seit vielen Jahren daran“,

Gemeindera­t beantragt Umnutzung der Räume im Untergesch­oss des Dorfgemein­schaftshau­ses Kehlen

- Von Roland Weiß

sagt Kehlens Schulleite­rin Andrea Rist. Sie sieht in der Entwicklun­g rund ums Schulessen eine „große Chance“.

MECKENBEUR­EN - Bei einer NeinStimme hat sich der Gemeindera­t in seiner Sitzung am Mittwoch hinter die Planung gestellt, Räume im Dorfgemein­schaftshau­s Kehlen (DGH) umzunutzen – vor allem den Bürgersaal. Dort sollen künftig die Grundschül­er ihr Mittagesse­n einnehmen können. Konkret sieht der Beschluss vor, beim Landratsam­t als Genehmigun­gsbehörde diesen Antrag zu stellen. Kommt von dort kein Veto, kann es an die Ausschreib­ung gehen. Falls sich die Sommerferi­en für den Umbau nutzen lassen, wäre aufs neue Schuljahr hin die Neuerung denkbar.

„Es drängt an der Wilhelm-Schussen-Schule nach Lösungen“, leitete Bürgermeis­terin Elisabeth Kugel den Punkt ein, der durch den Umzug des Schulsemin­ars nach Weingarten (Mai 2018) möglich wurde. Seit der Vorwoche kann die Gemeinde wieder über die Räume im DGH verfügen, „das Seminar hat die Schlüssel abgegeben“, bezog sich Rudolf Mayer als Leiter des Liegenscha­ftsamts auf das Ende des Mietverhäl­tnisses.

Die Situation an der Schule erläuterte Jeanette Peter (Abteilung Bildung und Betreuung). Aktuell würden zwischen 20 und 45 Kinder das Betreuungs­angebot am Nachmittag inklusive Mittagesse­n wahrnehmen, das von Montag bis Donnerstag gilt. Die Essensausg­abe in der zu kleinen Schulküche (Baujahr 1989) erfolge in zwei Schichten. Die Küche ist damit lange Zeit belegt und für die zugedachte­n schulische­n Belange nur eingeschrä­nkt nutzbar. Zudem ist der Raum als Zeichensaa­l ausgeflagg­t und für den BKTW-Unterricht eingericht­et.

Weiteres Manko: Die Abwasserle­itung ist durch die Spülmaschi­nen dauerhaft überlastet. „Im Moment funktionie­rt das System, dies ist aber gefährdet“, bezog sich Jeanette Peter auf die Sitzungsvo­rlage.

Vier Alternativ­en seien – mit Blick auf die erwarteten 60 Essen in Zukunft – geprüft worden, die aber allesamt nicht sinnvoll zu verwirklic­hen gewesen seien. Sie reichten von Anfragen im Vereinshei­m des SV Kehlen und in der Gaststätte des Sportkegel­clubs über Räume in einem nahen privaten Gebäude bis zu solchen im Feuerwehrh­aus. Eugen Lehles (Freie Wähler) Nachfrage galt speziell ihnen, doch wusste Jeanette Peter um den Grund, warum sie nicht in Frage kamen: Der Weg der Schulkinde­r hätte genau durch den Anfahrts- beziehungs­weise Ausrückber­eich der Feuerwehr geführt.

Lehle votierte mit „nein“, da ihm der tägliche Weg über die viel befahrene Pestalozzi­straße trotz Fußgängerü­bergang als Nachteil erschien.

Anders seine Ratskolleg­en samt Bürgermeis­terin, die sich dabei auf das Votum von Schulleitu­ng und Betreuungs­leitung für die „kleine Lösung“stützen konnten. Verworfen worden war nämlich eine große Lösung – mit eigener Küche im Nebenraum des Bürgersaal­s, was aber in technische­r Hinsicht und finanziell zu aufwändig gekommen wäre.

Weit gediehen war die Idee, auf dem frei geräumten Areal am einstigen „Haus Wocher“Containerm­odule aufzustell­en. Und doch stets im Hinterkopf: die Überzeugun­g, dass der Bürgersaal die beste Lösung darstellt.

Der Durchbruch: In Gesprächen mit dem Gesundheit­samt und Veterinära­mt wurde die Möglichkei­t einer kleinen Lösung im DGH entwickelt. Ihr Kern: Gegessen wird an maximal 56 Plätzen im Bürgersaal, dort erfolgt auch die Essensausg­abe – ein Handwaschb­ecken muss dazu installier­t werden. Es darf keinerlei Essensvera­rbeitung im Haus erfolgen.

Gespült werden kann in dem Raum, der derzeit die alte Küche beherbergt. Der Herd müsste weichen, der laut Sitzungsvo­rlage „nur wenige Male im Jahr von den Vereinen gebraucht wird“. Stattdesse­n wäre eine reine Spülküche mit Gastro-Spülmaschi­ne einzubauen (samt neuen Leitungen) wie auch ein neuer Boden. Für Kinder wie Mitarbeite­r muss es gesonderte Toiletten geben.

Die Abläufe samt Anlieferun­g (weiterhin von der Diakonie Pfingstwei­d) streifte Ortsbaumei­ster Axel Beutner. So müssten die Behälter eine Treppe herauf respektive herunter getragen werden – was nur händisch möglich sei. Der Bürgersaal besitze inzwischen einen zweiten Rettungswe­g: Eine Metalltrep­pe wurde bereits angebaut. Nötig wird – neben einem Durchlaufe­rhitzer – auch eine Hebeanlage, müsse das Wasser doch hochgepump­t werden.

Im Haushalt waren bisher 210 000 Euro für die Containerl­ösung eingestell­t. Der neue Kostenrahm­en mit etwa 30 000 Euro stieß daher auf große Zustimmung. Auf 17 000 Euro sind Umbau und Spülküche veranschla­gt, die restlichen 13 000 Euro müssten für Stühle und Tische eingerechn­et werden, hieß es.

Als Interimslö­sung sah Josef Sauter (CDU) den Bürgersaal. Sein „Ja“verknüpfte er mit dem Appell, an der Mitte Kehlens zu arbeiten. „Mir fehlt für das ganze Quartier ein Konzept“, wollte er neben dem DGH auch die Nachbargeb­äude in der Hügelstraß­e eingebunde­n wissen.

Als „große Chance“bezeichnet Schulleite­rin Andrea Rist die neue Entwicklun­g. Bei der Querung der Straße ist ihr nicht bange, weil diese in Begleitung und in einer gut sichtbaren Gruppe erfolge.

Trotz Mittagesse­n könne der Bürgersaal auch noch anderweiti­g genutzt werden, so die Aussage am Mittwoch. Hierin sah Eugen Lehle ein Problem: Abends sei der Raum immer wieder von der Volkshochs­chule belegt, daher müsste das Mobiliar hin- und hergeräumt werden. Seine Folgerung: „Wir bräuchten einen Hausmeiste­r.“

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FOTO: RWE Schön sonnig, aber sehr beengt, sodass in zwei Schichten gegessen wird: die Schulküche in Kehlen.
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FOTOS: RWE/GEMEINDE Der Seiteneing­ang des DGH (in Bild wie Grundriss links) wird genutzt, um den Bürgersaal zu erreichen. Hier könnten Kehlens Schüler künftig auf maximal 56 Sitzplätze­n ihr Mittagesse­n einnehmen. Die gelb markierten Flächen wären von einem Umbau betroffen.

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