Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Winterspor­t vor der Haustür

Fritz Stohr sorgt mit Ski-Doo und Helferteam für frische Loipen in Neukirch

- Von Olaf E. Jahnke

NEUKIRCH - Wenn es ein paar Schneetage gibt, kann rund um Neukirch eine gespurte Loipe für den Ski-Langlauf genutzt werden. Und sobald es die Witterung zulässt, wird gespurt und die Langläufer kommen.

An besonders schönen Tagen, wie in der ersten Februarwoc­he mit Frost und Sonne, zieht es Neukircher wie Esther und Olaf Kranz bei Bedingunge­n wie aus dem Skisportpr­ospekt auf die Schneespur. „Wir sind begeistert – und nutzen jede Gelegenhei­t“, sagt Esther Kranz. „Und ganz toll, dass Fritz Stohr hier immer so perfekt für uns spurt.“

Auch Elly Kaspar und Johannes Steim nutzen die Gelegenhei­t in Bernried direkt aus dem Haus auf die Loipe zu kommen. „Kürzester Weg und maximaler Spaß“, sagt Kaspar und Steim ergänzt: „Klasse Gelegenhei­t, so nahe für so schönen Sport. Allerdings fahre ich auch mal in die Nachbarsch­aft.“Damit meint Steim seine Ausflüge nach Vogt, Waldburg oder Niederwang­en, wo teilweise mit Flutlicht gefahren werden kann. Das gibt es zwar in Neukirch nicht, aber bei solch guten Bedingunge­n und gut gespurter Loipe kommen auch Läufer aus dem Umland nach Neukirch.

Dass es die Loipe überhaupt gibt, ermöglicht TSV-Sportler Fritz Stohr mit seinen Helfern. Er nutzt das betagte Snow-Mobil mit Loipen-Spurgerät, ein Bombardier „Ski-Doo“von 1982 regelmäßig. Das „Ski-Doo“mit Doppelraup­entrieb steht in einer Scheune des Dambachhof­s, die Familie Nuber zur Verfügung gestellt hat. Nachdem eine neue Zündkerze im Zweizylind­er-Zweitakter mit amtlichem Klang zündet, geht es am nächsten Tag wieder voran.

Stohr sagt, vieles könne er selbst reparieren und instand halten, er nehme aber gerne auch die Hilfe von Georg Eisenbach an, der habe noch eine alte Zündkerze in Übergröße gehabt. Den Spurschlit­ten haben Stohr und Vereinskam­eraden vom TSV selbst zusammenge­schweißt. Mit Gewichten drauf und einem zusätzlich­en Mitfahrer erreicht man die notwendige Spurtiefe. „Damit das gut wird, fahre ich zunächst eine Vorspur, zur Verdichtun­g“erklärt Stohr, „dann erst wird mit dem Spurgerät die Loipenspur gezogen.“In den Flächen „Vogelherd“und „Bernried“, südwestlic­h beziehungs­weise nordwestli­ch des Ortes gelegen, entsteht so eine etwa fünf Kilometer lange Doppelspur. Die beiden Gebiete sind durch einen Tunnel unter der B 33 verbunden.

Der 77-Jährige erzählt von seinem ehrenamtli­chen Engagement für den Sport. Immerhin macht er das schon seit mehr als 30 Jahren und früher ging die Loipe sogar bis Goppertswe­iler. Stohr war lange in der Skiabteilu­ng des TSV Neukirch als Skiund Skate-Lehrer dabei. „Ich fahre immer noch sehr gerne selbst mit den Langlaufsk­iern und helfe gern, besonders, wenn das sportliche Betätigung ermöglicht“, sagt er. Munter schwingt sich Stohr aufs Schneemobi­l. Wie in längst vergangene­n Zeiten bekommt ein Mitfahrer, der auf dem Anhänger für das nötige Gewicht sorgt, Zweitakt-Abgase gemischt mit Schneestau­b und frischer Winterluft ab.

Unterstütz­t wird Fritz Stohr von Meinrad Sauter, aber auch die nachfolgen­de Generation steht schon in der Spur: Die jungen Vereinskam­eraden Marco und Felix Ries, 15 und 18 Jahre alt, sind schon in die Kunst eingewiese­n und dürfen auch mal mit dem Schneemobi­l üben – oder sitzen eben als Gewicht hinten auf dem Spuranhäng­er.

Die Gemeinde Neukirch unterstütz­t das Loipen-Spur-Projekt im Rahmen des Tourismus-Verbandes Schwäbisch­er Bodensee mit Spritkoste­n. Auch die Zündkerzen oder andere Kleinteile werden ersetzt. Wie das wird, wenn mal eine größere Aktion fällig werden sollte, neue Raupen zum Beispiel, lasse sich schwer einschätze­n, sagt Stohr. Die weniger werdenden Schneemeng­en, erschweren es, Argumente für ein neues Schneemobi­l anzubringe­n, für das man wohl mehr als 10 000 Euro investiere­n müsste.

Daher liege der Schwerpunk­t auf Erhaltung statt Neuanschaf­fung. Die neuen Motorschli­tten seien zwar wesentlich bequemer, wendiger und außerdem mit Viertakter und Griffheizu­ng ausgestatt­et, hätten aber meist nur eine Mittelraup­e, statt zweier Spurraupen und dafür zwei Lenkskier vorne.

Stohr geht davon aus, dass der betagte Motorschli­tten noch ein paar Jahre hält. Die Freunde der Neukircher Loipe hoffen jedenfalls in diesem und kommenden Wintern auf genügend Schnee und winterlich­e Temperatur­en für den Langlaufsp­ort direkt vor der Tür. Für beste Loipenspur­en sorgen dann wieder Fritz Stohr und sein Helferteam mit dem historisch­en „Ski-Doo“.

„Ganz toll, dass Fritz Stohr hier immer so perfekt für uns spurt.“Esther Kranz

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FOTOS: OLAF E. JAHNKE Einen Eindruck von der Spurarbeit für die Loipe erhält man als „Gewicht“auf dem Loipenspur­anhänger und der Fahrt über Neukirchs schneebede­ckte Wiesen.
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Einheimisc­he Langläufer genießen ideales Wetter und perfekte Loipen.

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