Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Singen, bis die Stimmbänder glühen
Der neue Chor in Hiltensweiler probt zum ersten Mal.
HILTENSWEILER - Die erste Probe des neu gegründeten Chors im Dorftreff in Hiltensweiler hat für großes Interesse gesorgt. Punkt 20 Uhr scharten sich am Donnerstagabend 25 Sänger jeglichen Alters um Chorleiterin Gisela Scharnagl. Diese begrüßte die ersten Angekommenen auf ungewöhnliche Weise: Sie sang ihre Namen.
Schnell war zu erkennen, dass es sich bei der quirligen und fröhlichen Dirigentin um eine ausgebildete Sängerin handelt. Die Diplom-Musikerin hat an der Hochschule für Musik in München studiert und war viele Jahre als Opernsängerin an Theatern und Opernhäusern engagiert. Sechs Jahre verbrachte sie in Griechenland auf Rhodos, wo sie eigene Produktionen schuf und Konzerte gab. Da sie alleinerziehend war, zog sie sich von Oper und Theater zurück und leitete nach ihrer Rückkehr in die Heimat verschiedene Chöre im Bodenseeraum, Allgäu und in Vorarlberg. Seit 2015 ist sie als Gesangslehrerin an der Musikschule Tettnang tätig und leitet Chöre in Eglofs, Vorarlberg und seit Donnerstag den Hiltensweiler Chor. Dort hatte man sie aufgrund eines Projektchors, den sie für zwei Benefizkonzerte übernommen hatte, kennen und schätzen gelernt.
„Wer hat noch nie in einem Chor gesungen?“, fragte sie in die Runde. „Ich habe noch gar nie gesungen“antwortete einer der Männer. „Du Unglücklicher, da wird es aber höchste Zeit“, sagte Scharnagl, deren Mann zur Verstärkung mitsang. Zum Einsingen hieß es dann „aufstehen und erst einmal auf einen Teller mit imaginärem Lieblingsessen summen“. Weiter ging es mit „mio, mio, mi – mia, mia, mi, i, e, a, o, u”, was schnell und locker „wie am Schnürchen“klappte.
Schon bald konnte begonnen werden, auf das Ziel, die musikalische Mitgestaltung des Gottesdienstes am Ostersonntag in der Kirche in Hiltensweiler, hinzuarbeiten. Sopran, Alt und Männerstimmen durften Passagen aus dem Lied „Heilig, heilig“zuerst getrennt üben, was recht gut gelang. Gemeinsam wurde es dann erheblich schwieriger. Die fünf Altstimmen hatten Mühe damit, ihre Melodie zu halten, da der Sopran stark in der Überzahl war und die sieben Männerstimmen klangen erstaunlicherweise zehnstimmig, wie Gisela Scharnagl lachend feststellte.
„Wir brauchen mehr Männer und mehr Altstimmen. Wer von den Sopranistinnen könnte zu „Alt“wechseln?“Da sich erst einmal niemand meldete, meinte sie: „Ich werde euch dazu bringen, dass die Stimmbänder glühen, dann klappt das schon.“Zwei „tiefere“Sopranistinnen entschieden sich dann doch zu wechseln, und zwei Männer stießen noch dazu, die mit einem „herzlich willkommenTusch“auf dem Klavier begrüßt wurden.
Scharnagl beschwor den Chor, nichts Schwäbisches zu singen, es heiße „heilich, heilich“. Schon bald klang das Lied recht harmonisch und man spürte deutlich den Spaß der Hiltensweiler am Singen. Ein großes Anliegen hatte die Chorleiterin noch: „Wir brauchen dringend männliche Chormitglieder, also runter vom Sofa und auf zum Singen in den Dorftreff.“
In einer Pause nahmen die Gründerinnen des Chors, Monika Emser und Simone Holitsch, die Gelegenheit wahr, einige organisatorische Dinge einfließen zu lassen. „Wir haben beschlossen, ein freier Chor zu sein, der nicht an die Kirche gebunden ist. Deshalb finanzieren wir unsere Unkosten über einen Mitgliedsbeitrag.“
Jeden Donnerstag ab 20 Uhr ist Chorprobe im Dorftreff.