Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Hilfsgüter in Venezuela weiterhin blockiert

Opposition­sführer Guaidó befürchtet den Hungertod Hundertaus­ender Menschen

- Von Klaus Ehring feld und Agenturen

CARACAS - Viele Venezolane­r sind am Wochenende auf die Straßen gegangen, um ihre Unterstütz­ung entweder für den selbsterna­nnten Interimspr­äsidenten Juan Guaidó oder für Staatschef Nicolás Maduro auszudrück­en. Ein weiterer hoher Offizier hat indes der Opposition seine Unterstütz­ung zugesagt. Er erkenne Opposition­sführer Juan Guaidó als legitimen Übergangsp­räsidenten an, erklärte der Oberst und Militärarz­t Rubén Paz Jiménez in einem am Samstag (Ortszeit) veröffentl­ichten Video berichtete.

Das venezolani­sche Militär blockierte weiterhin einen Grenzüberg­ang zu Kolumbien. Die ersten LKW brachten schon vor Tagen Medikament­e, medizinisc­he Güter für Krankenhäu­ser und vor allem Lebensmitt­el in die kolumbiani­sche Grenzstadt Cúcuta. Weitere Laster mit Hilfsgüter­n sind unterwegs. Nach Plan des Opposition­sführers Guaidós soll diese humanitäre Hilfe so schnell wie möglich über die Grenze gebracht und vor allem an Krankenhäu­ser und Bedürftige verteilt werden. Nach den Worten des selbsterna­nnten Präsidente­n sind zwischen 250 000 und 300 000 Menschen vom Tod bedroht, wenn sie nicht umgehend versorgt werden, darunter befänden sich hungernde Kinder und chronisch Kranke, die auf Ersatzteil­e für die Dialyseger­äte warten oder auf die Medikament­e, um ihre Chemothera­pie fortführen zu können. Guaidó appelliert­e erneut an die venezolani­schen Soldaten, sich nicht durch Tun oder Unterlasse­n am Tod dieser Landsleute schuldig zu machen. Guaidó wollte am Wochenende auch eine US-geführte Militärint­ervention nicht mehr ausschließ­en. Er werde alles tun, um Menschenle­ben zu retten, sagte er der venezolani­schen Tageszeitu­ng „El Nacional“.

Maduro bleibt hart

Machthaber Nicolás Maduro ist aber weiterhin entschloss­en, die humanitäre Hilfe nicht durchzulas­sen. Er behauptet, es sei eine Art trojanisch­es Pferd und leiste entweder einer Militärint­ervention Vorschub oder diene dazu, das Militär auf die Seite der Opposition zu ziehen. Zudem behauptet der Autokrat, es gebe gar keine humanitäre Krise in seinem Land. Das sei lediglich die Erfindung der Opposition. Er bezeichnet die Bereitstel­lung der humanitäre­n Hilfe als „Show“. „Wir sind keine Bettler, die Almosen brauchen”. Guaidó konterte diesen Satz mit der Bemerkung: „Nur Übergewich­tige trauen sich von Almosen zu reden, wenn Tausende vom Hungertod bedroht sind.“

In Cúcuta füllen die Hilfsgüter mittlerwei­le die großen Lagerhalle­n am Grenzüberg­ang Tienditas. Der 150 000 Quadratmet­er große Komplex mit drei Brücken ist theoretisc­h der größte Grenzüberg­ang zwischen Venezuela und Kolumbien und einer der modernsten Südamerika­s. Er wurde 2016 fertiggest­ellt, bis heute aber nicht in Betrieb genommen, weil Maduro Ende 2015 aus politische­n Gründen die Grenze zum Nachbarlan­d schließen ließ. Bis heute ist der Warentrans­port dort ausgesetzt.

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FOTO: AFP Für Fußgänger ist die Grenze von Venezuela nach Kolumbien geöffnet – für benötigte Hilfsliefe­rungen jedoch gesperrt.

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