Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Allgäuer planen Windpark im Altdorfer Wald
Windräder könnten Nabenhöhe von bis zu 160 Metern haben – Bisher noch kein Antrag auf Genehmigung
BERGATREUTE - Im Altdorfer Wald, zwischen Bergatreute und Enzisreute, wird derzeit ein Windpark geplant. Das bestätigen entsprechende Recherchen der „Schwäbischen Zeitung“. Hinter dem Projekt steht die Bio-Energie Allgäu GmbH & KG (BEA) mit Sitz in Kempten. Seit Dezember finden Windmessungen statt, eine artenschutzrechtliche Untersuchung läuft. Ob der Park tatsächlich kommt und in welcher Größe, ist nach Angaben des Projektleiters Andreas Klär allerdings noch offen, wenngleich er theoretisch eine Inbetriebnahme im Jahr 2021 für vorstellbar hält. Nicht öffentlich ist schon von vier bis acht Windrädern mit einer Nabenhöhe von 160 Metern die Rede gewesen. Zum Vergleich: Der Turm des Ulmer Münsters ist 162 Meter hoch.
„In der aktuellen Planungsphase handelt es sich mehr um potenzielle Anlagestandorte und nicht um konkret geplante Anlagen“, sagt Andreas Klär vom Allgäuer Überlandwerk (AÜW), das Eigner der Planerin BEA ist. Erst wenn alle Untersuchungen, wie die artenschutzrechtliche, abgeschlossen und beurteilt seien, könne man eine Aussage über die Anzahl von möglichen Anlagen machen. Auch zur Nabenhöhe könne derzeit nichts konkret gesagt werden. Nur so viel: „Grundsätzlich richtig ist, dass moderne Windenergieanlagen, die für einen Binnenlandstandort grundsätzlich geeignet sind, eine Nabenhöhe von rund 160 Metern aufweisen. Sollten Windenergieanlagen an dem Standort realisiert werden, würde dies mit Anlagen gemäß dem Stand der Technik erfolgen.“
Erste Überlegungen schon 2014
Am selben Standort hat es bereits im Jahr 2014 konkrete Überlegungen gegeben, einen Windpark zu bauen, die allerdings wegen der zu geringen Windhöffigkeit wieder verworfen wurden. Das bestätigt auch Franz Hirth, Pressesprecher des Landratsamtes Ravensburg. Die jüngste Anfrage zu einer Umsetzung für ein Windenergieprojekt an diesem Standort habe es im Sommer 2018 gegeben. Ein Antrag auf Genehmigung eines Windparks liegt dem Landratsamt, das in diesem Fall Genehmigungsbehörde ist, nicht vor.
Mittlerweile schwirren schon Gerüchte durch die Gemeinde Bergatreute, dass Vorarbeiten für den Bau von Windkraftanlagen auf der Fläche im Staatsforst, Grund des Landes Baden-Württemberg, getroffen würden. So würden dort bereits Bäume abgeholzt werden und es sei eine entsprechende Stromleitung im Boden verlegt worden. Auf Nachfrage beim zuständigen Landratsamt heißt es jedoch, dass es sich bei den Fällungen um reguläre Forstarbeiten und die Aufarbeitung von Käfer- und Sturmholz handelt. Die Netze BW, die für den Unterhalt von Stromleitungen zuständig ist, hat aber weder eine solche Leitung verlegt noch ein ähnliches Projekt in dem Gebiet in Planung, sagt sie.
In Bergatreute hat man laut Bürgermeister Helmfried Schäfer über Umwege von dem Projekt erfahren. „Uns ist im vergangenen Jahr zugetragen worden, dass Leute mit Rucksäcken und Messgeräten im Wald auf unserer und auf Waldseer Gemarkung unterwegs waren, die Vögel beobachten, aber niemand wusste, wer das ist“, sagt Schäfer. Auch die Bürgerinitiative Lebenswerter Haistergau machte diese Beobachtung und hat sich an die „Schwäbische Zeitung“gewendet. Die Initiative 2017 hatte gegen den Windpark Tannenbühl (Bad Waldsee) gekämpft. Bürgermeister Schäfer habe nur über Umwege erfahren, dass es sich dabei um ein Heidelberger Institut handelt, das eine Untersuchung in Zusammenhang mit einem möglichen Windpark tätigt. Die AÜW habe dann dem Bergatreuter Gemeinderat in einer nicht öffentlichen Sitzung über eine Planung von einem Windpark mit acht Windrädern berichtet.
Bürgerinformation soll kommen
Auf Nachfrage beim Allgäuer Überlandwerk sagt Andreas Klär, dass es sich in der Gemeinderatssitzung um eine „theoretische mögliche Maximalplanung“gehandelt habe. Außerdem sei die Gemeinde seit dem Abschluss des Gestattungsvertrages durch die Planungsgesellschaft BioEnergie Allgäu GmbH & KG informiert worden. „Die detaillierten Arbeitsschritte werden jedoch nicht mit der Gemeinde abgestimmt“, so Klär. Allerdings soll es eine Bürgerinformationsveranstaltung zum Thema geben, „wenn die Untersuchungen und Vorplanungen derart konkret sind, dass wir zur Einschätzung kommen, dass Anlagen grundsätzlich genehmigungsfähig sind und ein Genehmigungsantrag angestrebt wird“. Ob Windenergieanlagen im Planungsgebiet überhaupt genehmigungsfähig sind, sei zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht von der BEA bewertet.
Vom Landratsamt Ravensburg heißt es: „Bereits im Jahr 2010 wurde der Standort Engenreute im Zuge des Teil-Regionalplans Windkraft ins Gespräch gebracht. Der Standort ist heute nicht mehr in diesem Plan enthalten. Das ist aber kein Ausschlusskriterium für eine Planung.“
Das Thema Windenergie ist im Landkreis Ravensburg zuletzt in Tannenbühl 2017 hochgekocht, aber auch auf der Atzenberger Höhe. Die EnBW hat ihr Projekt dort wegen des Artenschutzes aufgegeben. 2013 gab es Widerstand gegen ein Windprojekt im Heißener Forst (Vogt).