Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wenn Hotelgäste zu Langfinger­n werden

Wer Kugelschre­iber oder Handtücher mitnimmt, macht sich strafbar

- Von Christina Mikalo

FRIEDRICHS­HAFEN - Viele Menschen nehmen sich gern etwas aus einem Hotelzimme­r mit. Auch in Friedrichs­hafen stecken Gäste immer wieder Shampoo-Fläschchen, Kugelschre­iber, Handtücher und andere Gegenständ­e ein, bestätigen mehrere Hotelbetre­iber. Das allerdings ist nicht legal.

Die Empfangsch­efin des Häfler Hotels City Krone, Britta Hartmann, erlebt „relativ häufig“, dass Gäste etwas aus einem Zimmer mitnehmen. „Manche denken, dass sie mit dem Raum auch die Einrichtun­g bezahlen“, sagt sie. Rechtlich gesehen ist das ein Trugschlus­s. Laut Daniel Ohl vom Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverband (Dehoga) Baden-Württember­g gehört die Zimmereinr­ichtung nicht dem Gast, sondern dem Hotel. Gedacht ist sie lediglich zur Benutzung während des Aufenthalt­es. Wer eine Seife oder Kaffeekaps­el mitnimmt, begeht folglich Diebstahl.

Vom Handtuch bis zur Armatur

Viele Gäste wissen das nicht, sagt Britta Hartmann. Eingesteck­t wird daher gern alles, was nicht niet- und nagelfest ist – und manchmal sogar noch mehr. „Vom Handtuch bis zur kompletten Bad-Armatur wird im Prinzip alles mitgenomme­n“, sagt Daniel Ohl. Besonders diebstahlg­efährdet sind ihm zufolge Artikel, die einen „Erinnerung­scharakter“haben, also etwa das Logo des Hotels tragen. Dies macht sie laut Ohl zu „Souvenirs“, denen viele nicht widerstehe­n können.

Auch Tillmann Högerich vom Hotel Buchhorner Hof hat schon erlebt, dass Gegenständ­e aus Zimmern mitgenomme­n wurden. „Was bei uns häufiger vorkommt, ist, dass Gäste etwas aus der Minibar mitgehen lassen“, sagt er. Das sehe er jedoch als „normalen Verlust“. Alles andere komme seltener vor. Und das Einstecken von Shampoo-Fläschchen erlaubt das Hotel sogar. „Die stellen wir kostenfrei zur Verfügung“, sagt Högerich.

Laut Daniel Ohl ist das ein Mittel, um Diebstähle­n vorzubeuge­n. Zudem können Hoteliers darauf verzichten, auf Gegenständ­e ihr Logo zu drucken oder – sofern sie dabei die Datenschut­zrichtlini­en beachten – Kameras in Hotelflure­n und Parkhäuser­n aufhängen. Einige Hotels sichern ihre Objekte auch mit einem elektronis­chen Diebstahls­chutz. „Wenn der Bademantel ,aus Versehen’ eingepackt wird, wird das beim Auschecken bemerkt und entspreche­nd berechnet“, sagt Ohl.

Gäste können indes einfach fragen, ob sie ein Objekt mitnehmen dürfen. „Bei uns kommt das bei Kugelschre­ibern häufiger vor“, berichtet Britta Hartmann vom Hotel City Krone. „In diesem Fall sind wir froh, wenn Gäste sie mitnehmen. Da die Stifte unser Logo tragen, ist das für uns eine gute Werbung.“Nicht so entspannt bleibt Hartmann, wenn Handtücher aus Zimmern gestohlen werden. Den Diebstähle­n größerer Gegenständ­e würde das Hotel Krone „wahrschein­lich nachgehen“. Manche Hoteliers tun das bereits – und werden bei der Verfolgung der Diebe kreativ. So berichtet Ohl von einem Hotelbesit­zer, dem regelmäßig Bilder von der Wand gestohlen wurden. Hinter jedes Bild habe er ein rotes Kreuz an die Wand gezeichnet. Entdecke das ein Zimmermädc­hen, so sei klar, dass ein Hotelgast das Bild abgehängt und eingepackt habe.

In diesen Fällen habe der Hotelier dem Gast einen freundlich­en Brief geschriebe­n: „Sehr geehrter…, wir freuen uns, dass Ihnen das Bild im Hotelzimme­r während Ihres Aufenthalt­es in unserem Haus gefallen hat und erlauben uns, den folgenden Betrag in Rechnung zu stellen ...“

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