Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Wenn Hotelgäste zu Langfingern werden
Wer Kugelschreiber oder Handtücher mitnimmt, macht sich strafbar
FRIEDRICHSHAFEN - Viele Menschen nehmen sich gern etwas aus einem Hotelzimmer mit. Auch in Friedrichshafen stecken Gäste immer wieder Shampoo-Fläschchen, Kugelschreiber, Handtücher und andere Gegenstände ein, bestätigen mehrere Hotelbetreiber. Das allerdings ist nicht legal.
Die Empfangschefin des Häfler Hotels City Krone, Britta Hartmann, erlebt „relativ häufig“, dass Gäste etwas aus einem Zimmer mitnehmen. „Manche denken, dass sie mit dem Raum auch die Einrichtung bezahlen“, sagt sie. Rechtlich gesehen ist das ein Trugschluss. Laut Daniel Ohl vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Baden-Württemberg gehört die Zimmereinrichtung nicht dem Gast, sondern dem Hotel. Gedacht ist sie lediglich zur Benutzung während des Aufenthaltes. Wer eine Seife oder Kaffeekapsel mitnimmt, begeht folglich Diebstahl.
Vom Handtuch bis zur Armatur
Viele Gäste wissen das nicht, sagt Britta Hartmann. Eingesteckt wird daher gern alles, was nicht niet- und nagelfest ist – und manchmal sogar noch mehr. „Vom Handtuch bis zur kompletten Bad-Armatur wird im Prinzip alles mitgenommen“, sagt Daniel Ohl. Besonders diebstahlgefährdet sind ihm zufolge Artikel, die einen „Erinnerungscharakter“haben, also etwa das Logo des Hotels tragen. Dies macht sie laut Ohl zu „Souvenirs“, denen viele nicht widerstehen können.
Auch Tillmann Högerich vom Hotel Buchhorner Hof hat schon erlebt, dass Gegenstände aus Zimmern mitgenommen wurden. „Was bei uns häufiger vorkommt, ist, dass Gäste etwas aus der Minibar mitgehen lassen“, sagt er. Das sehe er jedoch als „normalen Verlust“. Alles andere komme seltener vor. Und das Einstecken von Shampoo-Fläschchen erlaubt das Hotel sogar. „Die stellen wir kostenfrei zur Verfügung“, sagt Högerich.
Laut Daniel Ohl ist das ein Mittel, um Diebstählen vorzubeugen. Zudem können Hoteliers darauf verzichten, auf Gegenstände ihr Logo zu drucken oder – sofern sie dabei die Datenschutzrichtlinien beachten – Kameras in Hotelfluren und Parkhäusern aufhängen. Einige Hotels sichern ihre Objekte auch mit einem elektronischen Diebstahlschutz. „Wenn der Bademantel ,aus Versehen’ eingepackt wird, wird das beim Auschecken bemerkt und entsprechend berechnet“, sagt Ohl.
Gäste können indes einfach fragen, ob sie ein Objekt mitnehmen dürfen. „Bei uns kommt das bei Kugelschreibern häufiger vor“, berichtet Britta Hartmann vom Hotel City Krone. „In diesem Fall sind wir froh, wenn Gäste sie mitnehmen. Da die Stifte unser Logo tragen, ist das für uns eine gute Werbung.“Nicht so entspannt bleibt Hartmann, wenn Handtücher aus Zimmern gestohlen werden. Den Diebstählen größerer Gegenstände würde das Hotel Krone „wahrscheinlich nachgehen“. Manche Hoteliers tun das bereits – und werden bei der Verfolgung der Diebe kreativ. So berichtet Ohl von einem Hotelbesitzer, dem regelmäßig Bilder von der Wand gestohlen wurden. Hinter jedes Bild habe er ein rotes Kreuz an die Wand gezeichnet. Entdecke das ein Zimmermädchen, so sei klar, dass ein Hotelgast das Bild abgehängt und eingepackt habe.
In diesen Fällen habe der Hotelier dem Gast einen freundlichen Brief geschrieben: „Sehr geehrter…, wir freuen uns, dass Ihnen das Bild im Hotelzimmer während Ihres Aufenthaltes in unserem Haus gefallen hat und erlauben uns, den folgenden Betrag in Rechnung zu stellen ...“