Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Auch in Bremen auf Bewährung
Markus Weinzierl versucht, die Trainerdebatte beim VfB auszublenden
STUTTGART (SID/dpa) - Trotz der Kritik gegen ihn hegt Präsident Wolfgang Dietrich vom abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart keine Rücktrittsgedanken. „Rücktritt ist keine Option für mich. Ich nehme mein Mandat ernst und stelle mich der Verantwortung. Wir werden die Dinge, die schief gelaufen sind, gemeinsam wieder in Ordnung bringen“, sagte Dietrich dem „Reutlinger General-Anzeiger“. Die jüngsten Proteste einiger VfB-Anhänger akzeptiert Dietrich. „Mein Frust über einige Spiele der Mannschaft ist größer als der Frust über den Protest der Kurve. Das auszuhalten, gehört dazu. Wer das nicht weiß, sollte nicht Präsident eines Bundesligisten werden“, sagte der 70-Jährige.
Dietrich wird Ämterhäufung vorgeworfen, hinzu kommt die glücklose Verpflichtung von Sportvorstand Michael Reschke, der inzwischen von Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger abgelöst wurde. „Alle haben Fehler gemacht, wir sind absolut nicht zufrieden. Michael Reschke hat öffentlich betont, dass er entscheidend dafür verantwortlich ist, dass man die derzeitige Tabellensituation als dramatisch bezeichnen muss“, ergänzte Dietrich und ist zuversichtlich, dass Hitzlsperger „die richtigen Weichen stellen wird“.
Der VfB liegt nach 22 Spieltagen mit nur 15 Punkten auf dem drittletzten Platz. Am Freitag gastiert der VfB beim Europacup-Aspiranten Werder Bremen (20.30 Uhr/Eurosport-Player), bei einer neuerlichen Niederlage könnte es für Trainer Markus Weinzierl unangenehm werden. „Ich bin sehr enttäuscht über den Saisonverlauf. Die Fallhöhe zwischen dem, wie wir glaubten, aufgestellt zu sein, und dem derzeitigen Zustand ist beträchtlich. Wir stehen vor schweren Wochen. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass wir es schaffen“, betonte Dietrich.
Der Druck für Weinzierl bleibt derweil angesichts einer Bilanz mit elf Niederlagen aus 15 Spielen unverändert hoch. Ob Hitzlsperger bei einer erneuten Pleite an Weinzierl festhält, ist offen. „Die wichtigste Aufgabe ist, schleunigst die richtigen Ergebnisse einzufahren“, hatte Hitzlsperger nach dem 1:3 gegen RB Leipzig betont, aber immerhin die „Herangehensweise“gelobt: „Die Basis ist gut. Einstellung und Mentalität waren sehr, sehr erfreulich und da bauen wir drauf.“Auch Weinzierl äußerte trotz sechs Niederlagen aus den letzten sieben Partien „durchaus Hoffnung. Es ist sehr, sehr unbefriedigend, aber wenn wir so weiterarbeiten, dann werden wir es richten.“Andernfalls könnte am Sonntag darauf ein anderer Trainer im Schicksalsspiel gegen Hannover seine Chance bekommen.
In Bremen dürfte wohl die LeipzigElf beginnen – heißt: Kapitän Christian Gentner sitzt erneut nur auf der Bank. Bis auf Verteidiger Timo Baumgartl (Folgen einer Gehirnerschütterung) und Stürmer Gonzalez (gesperrt) sind alle Spieler einsatzfähig.
Während der VfB um den Klassenerhalt kämpft, blickt Bremen nach Europa. Weinzierl lobte die Entwicklung des Gegners. Werder habe in den letzten ein, zwei Jahren einige „sehr clevere, gute Schachzüge“gemacht. „Es ist ein gutes Beispiel, wie ein Verein erfolgreich sein kann. Das wird ein richtiges Brett“, sagte Weinzierl über das seit fünf Ligaspielen ungeschlagene Team von Florian Kohfeldt.
Pizarro von Anfang an?
Entsprechend selbstbewusst geht Werder ins Duell. „Flutlicht, Freitagabend, gute Ausgangssituation. Es könnte ein schöner Abend werden“, sagte Kohfeldt, der überlegt, RekordTorjäger Claudio Pizarro (40) von Beginn an zu bringen. Er betonte aber auch: „Es wäre vermessen zu sagen, dass es ein lockeres Spiel für uns wird. Es wird sehr schwer. Es wird Momente geben, in denen das Spiel kippen kann. In die eine oder die andere Richtung. Wir werden den Gegner keinesfalls unterschätzen.“