Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Paketdienste widersprechen Verdi-Kritik
HAMBURG (dpa) - VerdiChef Frank Bsirske hat erneut scharfe Kritik an den Paketdiensten geübt und von teils „mafiösen Strukturen“gesprochen. „Unternehmen wie Hermes engagieren Firmen, die wiederum andere Firmen beauftragen, die dann Menschen aus der Ukraine, aus Moldawien oder aus Weißrussland in die Lieferfahrzeuge setzen“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Viele hätten gefälschte Pässe, sagte der Verdi-Chef. „Da werden Stundenlöhne von 4,50 Euro oder sechs Euro gezahlt und das bei Arbeitszeiten von zwölf oder sogar 16 Stunden pro Tag.“Die Paketdienstleister wiesen die Kritik am Wochenende deutlich zurück.
Bsirske forderte, die Politik müsse auch in der Paketbranche die Nachunternehmerhaftung einführen. Das bedeute, dass der eigentliche Auftraggeber für die korrekten Arbeitsbedingungen bei allen Subunternehmern verantwortlich sei. Das gibt es bisher nach seinen Angaben nur in der Bau- und in der Fleischbranche.
Hermes erwiderte, als Auftraggeber lege man großen Wert auf unternehmerische Verantwortung. Hermes lasse sich von all seinen Servicepartnern vertraglich zusichern, „dass sie sich vollumfänglich an gesetzliche Vorgaben – insbesondere die Verpflichtung zur Zahlung des gesetzlichen Mindestlohns – halten“, sagte eine Sprecherin. Auch der Bundesverband Paket & Expresslogistik (Biek) betonte, dass die Unternehmen ihre Vertragspartner zur Zahlung des Mindestlohns und zur Arbeitszeitaufzeichnung verpflichten.
DHL, Marktführer vor Hermes, unterstrich, mehr als 98 Prozent der Pakete durch eigene Zusteller auszuliefern. Bei den anderen zwei Prozent müssten sich die beauftragten Firmen „bezüglich Arbeitsbedingungen und Löhnen an die gesetzlichen Bestimmungen halten“, sagte eine Sprecherin.
Der DHL-Konkurrent DPD nannte die Äußerungen von Bsirske „eine nicht nachvollziehbare Vorverurteilung“und „geradezu beleidigend für Tausende von redlichen Transportunternehmen“. Ein Sprecher sagte: „Die beauftragten Transportunternehmen haben klare gesetzliche und vertragliche Verpflichtungen, die von DPD fortlaufend geprüft werden.“