Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Schützen sehen geplante Reform kritisch
Zum Kreisschützentag nach Tannau kommen rund 100 Vertreter aus neun Vereinen
TANNAU - Beim Kreisschützentag am Freitagabend im Tannauer Schützenhaus ist die für 2020/2021 geplante Strukturreform des Verbandes kritisch hinterfragt worden. Kreisoberschützenmeister Richard Pfleghar bedauerte, dass kein Vertreter des Landesverbandes gekommen war, um die vorgesehenen Veränderungen den Mitgliedern näherzubringen. Bezirksoberschützenmeister Leonhard Schunk aus Dettingen empfahl, sich bei der dazu einberufenen Delegiertenversammlung „nicht über den Tisch ziehen“zu lassen.
Oberschützenmeister und Gastgeber Josef Kramer, Vorsitzender des Schützenvereins Tannau, hieß im sanierten Schützenhaus die Sportkollegen aus neun Vereinen von Oberteuringen bis Tannau willkommen und scherzte, eigens für den Kreisschützentag habe man ein neues Rednerpult angeschafft. Acht Jahre lang sei das Tannauer Schützenhaus eine Baustelle gewesen. Ein neues Dach war nötig, die Wasserleitungen mussten ersetzt und eine neue Küche eingebaut werden. Jetzt habe man kein Geld mehr. Unter den Ehrengästen begrüßte er Ortsvorsteher Hubertus von Dewitz als „AllroundMann“, weil aktuell Deutscher Meister im Reiten. Was dieser in seinem Grußwort „abmilderte“und in die Kategorie Seniorenreiten verlegte. Sein Kompliment galt dem funktionieren Vereinsleben vor Ort.
Verschärfung des Waffenrechts
Ganz andere Baustellen als die Strukturreform sieht Bezirksoberschützenmeister Leonhard Schunk vom Verband zu bewältigen. Von der EU drohe eine weitere Verschärfung des Waffenrechts, gegen das er nicht grundsätzlich sei. Das Problem seien nicht die Sportschützen, sondern diejenigen, die nirgendwo registriert sind. „Wir Sportschützen strengen uns an, gesetzeskonform zu sein“, begründete er seine Ablehnung der Reform.
Kreisoberschützenmeister Richard Pfleghar nahm den Ball Strukturreform auf, dessen Ziel unter anderem eine Optimierung des Sportbetriebs und eine Zusammenlegung der Schützenkreise Ravensburg, Bodensee und Wangen bedeutete, außerdem sollen danach für eine Vereinsgründung nur noch drei Mitglieder nötig sein. An der Basis regt sich Widerstand gegen die geplante Reform, nicht zuletzt, weil sie mit einem hohen, zentralisierten Verwaltungsaufwand verbunden wäre. Pfleghar regte an, vor der Abstimmung zur Strukturreform beim Landesschützentag auf geheime Abstimmung zu drängen. Dadurch hätten Vereine pro 50 Mitglieder eine Stimme, bei der Abstimmung mit Handzeichen jeder Verein (egal welcher Größe) insgesamt nur eine.
Deutsche Meister
Den harmonisch verlaufenen Kreisschützentag konnte das Reform-Thema allerdings nicht sprengen. Richard Pfleghar dankte den Freunden in Brochenzell für den bestens ausgerichteten Kreisschützentag im vergangenen Jahr und gratulierte den Brochenzeller Bogenschützen Tamino Offermann für den Gewinn der Deutschen Meisterschaft und Ljubomir Zivadinovic für die Landesmeisterschaft, außerdem dem Kreisschützenkönig Alexander Dietrich aus Kehlen. Erste Plätze bei den Landesmeisterschaften der Bogenschützen schafften auch Angelika Ullmann aus Brochenzell und Alicja Voigt aus Kressbronn. Bei den Landesmeisterschaften mit dem Luftgewehr siegten die Oberteuringer Monika Hildebrand und Nils Friedmann.
Die Mitgliederentwicklung in den neun Vereinen bewegte sich zum Ende des vergangenen Jahres von 1024 auf 994. Auf Bezirksebene nahm die Zahl von ehemals 17 000 auf 16 252 ab. Ihre Jahresberichte gaben Kreisjugendleiter Roland Kumpf, Kreissportleiter Werner Wetzel, Seniorenreferent Rainer Badtke und Kreisschatzmeisterin Gabi van de Löcht. Von „15 tollen Jahren an der Spitze“berichtete Kreisdamenreferentin Stefanie Schiele, deren 31 Damen nicht nur Kaffee getrunken und Kuchen gegessen, sondern auch prima Leistungen gezeigt haben. Einstimmig wurde unter der Leitung von Leonhard Schunk der komplette Vorstand entlastet.