Schwäbische Zeitung (Tettnang)
VfB will Heynen-Nachfolge schnell klären
Mehrere Kandidaten denkbar – Kein Geld in Friedrichshafen für internationale Träume
FRIEDRICHSHAFEN - Wer wird im Sommer Nachfolger von Vital Heynen als Trainer des VfB Friedrichshafen? Diese Frage stellen sich seit Montagnachmittag viele Fans des frisch gekürten Volleyball-Pokalsiegers. In Internetforen werden zahlreiche Namen gehandelt, mal aus der Kategorie „könnte sein“, mal eher von der Sorte „wohl eher nicht“. VfBGeschäftsführer Guido Heerstraß hält sich bedeckt.
Die Entscheidung von Heynen, sich ganz auf die polnische Nationalmannschaft konzentrieren zu wollen, kam für Guido Heerstraß nicht überraschend. „Es wurde deutlich, als er nach der Weltmeisterschaft von Termin zu Termin hüpfen musste“, sagt der Geschäftsführer der VfB-Volleyballer. Nach der offiziellen Verkündung von Heynens Aus zum Saisonende gab es schon die ersten Anfragen von Trainern. „Wir haben natürlich auch Kandidaten im Blick und schon Gespräche geführt“, meint Heerstraß. Namen möchte er nicht nennen. Ein genaues Anforderungsprofil gebe es zwar. Doch auch hier gilt: „Es gibt bestimmte Vorstellungen unsererseits, aber die bleiben erst mal intern.“
Probleme in Lüneburg
Unterhält man sich mit Kennern der deutschen und internationalen Volleyballszene darüber, wer Heynen beerben könnte, fallen Namen wie Marko Klok, Michael Warm und Stefan Hübner. Letztgenannter, am Sonntag mit seinem Bundesligateam SVG Lüneburg beim DVV-Pokalfinale in Mannheim den Häflern unterlegen, trainiert seit Jahren die Norddeutschen erfolgreich und hat gerade erst seinen Vertrag bis 2023 verlängert – scheint somit für den VfB keine Option.
Das könnte sich jedoch eventuell schnell ändern, sollte sich die SVGFührungsriege und der Hallenbetreiber der bundesligatauglichen „Arena Lüneburger Land“, die neu gebaut werden soll, über das Hallennutzungskonzept nicht einig werden und sich die SVG Lüneburg nach einem anderen Spiel- und Trainingsort weit außerhalb der Stadtgrenze umschauen müsste. Womöglich könnte das für Hübner ein Anlass sein, doch nochmals seine berufliche Zukunft zu überdenken.
Auch Marko Klok, Ex-Teamkollege von Vital Heynen und Trainer von Topmannschaften wie dem belgischen Club Asse-Lenik, wird als möglicher Nachfolger von Heynen gehandelt. Der Niederländer, der als Außenangreifer selbst von 1995 bis 1997 beim VfB spielte, blickt auf viel Erfahrung im Profivolleyball zurück und trainiert derzeit die Volleys Amriswil auf der anderen Bodenseeuferseite. Dass Michael Warm, langjähriger Nationalcoach der österreichischen Männermannschaft und bis zum Vorjahr Cheftrainer bei den United Volleys, eine Option ist, verneint dieser auf Anfrage. Er möchte sich ganz auf die EM konzentrieren und stünde erst danach für neue Herausforderungen zur Verfügung.
Man werde sich die nötige Zeit nehmen, um den Nachfolger von Heynen zu finden und dann vorzustellen, betont VfB-Geschäftsführer Heerstraß. Er weiß aber auch, dass „wir nichts verschleppen dürfen“. Denn auch die Spieler wollen wissen, wer in der kommenden Saison in Friedrichshafen trainiert. Vor allem die Spieler, deren Verträge am Saisonende auslaufen. „Wir haben zwar mit Vital schon öfter über den Kader und einzelne Spieler gesprochen“, sagt Heerstraß. „Aber es hängt viel mit dem neuen Trainer zusammen.“
„Druck im Kessel“
Dass bei der Trainersuche ein gewisser „Druck im Kessel“ist, bestätigt Wunibald Wösle. „Mein persönliches Ziel ist es, die Sache in drei Wochen unter Dach und Fach zu bringen“, sagt der VfB-Präsident und Beiratsvorsitzende der VfB Friedrichshafen Volleyball GmbH. Wobei sich die Zielausrichtung auch unter der neuen sportlichen Leitung nicht ändern werde: „Wir wollen weiter in der deutschen Spitze um die Champions-League-Qualifikation mitspielen“, sagt Wösle. „International große Sprünge nach oben zu machen, dafür sehe ich derzeit die finanziellen Mittel nicht.“
Dass die zu treffende Trainerentscheidung Einfluss auf die restliche Saison haben wird, glaubt Guido Heerstraß nicht. „Alle sind heiß auf die Meisterschaft.“Es wäre der perfekte Abschied für den Erfolgstrainer Vital Heynen.