Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Korrekte Satire
Satire darf alles, hat Kurt Tucholsky, einer der bedeutendsten Journalisten zu Zeiten der Weimarer Republik, schon 1919 festgestellt. Wir aber wissen: Es gibt auf dieser Welt nichts, was nicht seine Grenzen hat – auch der Spaß. Selbst in Demokratien gibt es auch 100 Jahre später noch eine Menge Menschen, die bei manchen Themen absolut keinen Spaß verstehen.
Keine Freunde macht man sich zum Beispiel mit Witzen über den Glauben. Für viele eine todernste Angelegenheit, in ihrer verbissenen Ernsthaftigkeit getoppt nur noch von der Fasnet. Wer glaubt, Narren seien lustig, der glaubt auch, dass der Zitronenfalter Zitronen faltet. Der Karnevalshumorist Bernd Stelter hat kürzlich bei einer Sitzung im Kölner Stadtteil Gürzenich ein Witzchen über den Doppelnamen der neuen CDU-Vorsitzenden gewagt. Die lustige Matrosin Gabriele Möller-Hackenback fand das gar nicht witzig, erklomm die Bühne und stellte Stelter zur Rede: „Männernamen sind immer toll – und Frauennamen sind immer scheiße. Und Doppelnamen sind doppelscheiße“, beschied sie dem verblüfften Redner. ●
In der höchsten deutschen Moralinstanz, also dem Internet, tobte die Debatte weiter, mit dem gebührenden Ernst. Wir wissen jetzt: Auch bei Doppelnamen hört der Spaß auf. Allein ein gewisser Hugo Müller-Vogg trotzte dem weiblichen Furor mit einem weiteren gemeinen Witzchen.
PS: Kürzlich wurden wir darüber belehrt, dass auch Satire gewissen Anforderungen genügen müsse. Wir fürchten, dass damit politisch korrekter Witz gemeint ist. Sorry: Da hört für uns der Spaß auf. (hü)