Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Razzia bei Hersteller von Medizinprodukten
Firmenverantwortliche und Ärzte sollen Krankenkassen um Millionen betrogen haben
RAVENSBURG - Wegen des Verdachts auf Betrugs und Bestechung im Gesundheitswesen haben am Dienstag rund 100 Ermittler des Landeskriminalamts (LKA) und der Polizei Wohnungen und Geschäftsräume von Mitarbeitern eines Unternehmens sowie Arztpraxen in Baden-Württemberg und Bayern durchsucht.
Die verdächtigen Firmenverantwortlichen sollen bei Krankenkassen Medizinprodukte abgerechnet haben, die entweder gar nicht oder nur in deutlich geringerem Umfang geliefert wurden. Hilfe sollen sie von Ärzten bekommen haben, die dem Unternehmen blanko unterschriebene Rezeptvordrucke überließen. Den Kassen soll dadurch ein Millionenschaden entstanden sein.
Schwerpunkt der Razzia ist der Staatsanwaltschaft Stuttgart zufolge der Landkreis Heidenheim gewesen. Dort wurden insgesamt fünf Objekte durchsucht bei der die Ermittler „zahlreiche schriftliche Unterlagen und elektronische Datenträger sicherstellten“. Darüber hinaus wurden die Beamten in Ulm und im Ostalbkreis sowie an vier Standorten in Bayern vorstellig.
Die Durchsuchungen wegen des Verdachts „des gewerbsmäßigen Betruges sowie der Bestechung und Bestechlichkeit im Gesundheitswesen“erfolgten im Zuge eines Ermittlungsverfahrens der Stuttgarter Staatsanwaltschaft, das dem Vernehmen nach Ende 2018 aufgenommen wurde. Sie richteten sich gegen sechs Beschuldigte im Alter von 26 bis 72 Jahren.
Um welches Unternehmen es sich handelte und welche Medizinprodukte betroffen waren wurde nicht gesagt, LKA-Sprecher Horst Haug zufolge seien jedoch keine Kliniken betroffen. „Die Beweismittel werden jetzt ausgewertet. Erhärtet sich der Anfangsverdacht, kommt es zur Anklage“, skizzierte Haug im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“das weitere Vorgehen.