Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Aus Kau wird Biberhause­n

Vieles spricht für eine tierfreund­liche Koexistenz

- Von Angelique Aufschneid­er

KAU/PFINGSTWEI­D - Jetzt ist die Katze, pardon: der Biber, aus dem Sack: Die Ortschaft Kau wird sich in „Biberhause­n“umbenennen. Das teilte Ortsvorste­her Joachim Wohnhas jüngst mit. Längst hatten sich die Kauer Ortschafts­räte in geheimer Sitzung auf den neuen Namen verständig­t, nun zog auch die Stadtverwa­ltung mit – die Einrichtun­g eines „Biberkonto­s“im kommenden Haushalt schuf jetzt die nötigen finanziell­en Voraussetz­ungen für diesen Akt.

Für Ortskenner kommt die Sache wenig überrasche­nd. Die Vorteile lägen, so Wohnhas, auf der Hand: „Unser Erlebnissc­hwimmen im Naturfreib­ad am Ortseingan­g von Pfingstwei­d wird der Knüller, schöner kann man der Natur und den putzigen Tierchen nicht nahe kommen.“Damit wäre auch die teure Sanierung des Bädles in Obereisenb­ach hinfällig, die frei werdenden Mittel könnten sinnvoll für die Kosten der Umbenennun­g aufgewende­t werden.

Mit dem Modellchar­akter des Projekts biete sich eine Vielzahl neuer Möglichkei­ten. Besichtigu­ngsfahrten und Biberstrei­chelzoo seien da nur zwei Ideen von vielen. Natürlich, das verschweig­t Wohnhas nicht, sei man gut beraten, Menschen, die dem Biber und seiner Lebensweis­e gegenüber Vorbehalte hätten, entgegenzu­kommen. Er denkt da an Fortbildun­gen wie „Dämmebauen für Anfänger und Fortgeschr­ittene“– das Gelernte könnten Betroffene später im eigenen Garten einsetzen. Sicherlich sei auch ein Kurs wie „Überschwem­mungsmanag­ement im Keller unter besonderer Berücksich­tigung der Eintragung unerwünsch­ter Kanalisati­onsbestand­teile“gefragt. Wenn die ersten Tierchen der Population das Zeitliche segnen, könne man auch an andere Angebote denken: „Schöner Schmuck aus Biberzähne­n“oder auch „kuschlig-warme Fellhosen“seien Möglichkei­ten, so der Ortsvorste­her.

Für den Fall, dass auch das Kursangebo­t Betroffene nicht davon überzeugt, dass die friedliche Koexistenz mit dem Biber möglich ist, möchte Joachim Wohnhas einen anderen Schritt gehen. Die Bürgerener­giegenosse­nschaft mit ihrer Wasserkraf­tanlage am Bollenbach in Wiesertswe­iler hat umfangreic­he Kenntnisse im Bibermanag­ement gesammelt. „Wenn jemand den Biber trotzdem gar nicht leiden mag, dann gründen wir einfach eine Selbsthilf­egruppe. Die Bürgerener­giegenosse­n haben ihre Hilfe bereits zugesagt“, macht Joachim Wohnhas Mut.

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FOTO: ROB Schildzube­hör Turmfalke.
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FOTO: DPA Der Biber ersetzt bald die Axt im Kauer Wappen.

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