Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Aus Kau wird Biberhausen
Vieles spricht für eine tierfreundliche Koexistenz
KAU/PFINGSTWEID - Jetzt ist die Katze, pardon: der Biber, aus dem Sack: Die Ortschaft Kau wird sich in „Biberhausen“umbenennen. Das teilte Ortsvorsteher Joachim Wohnhas jüngst mit. Längst hatten sich die Kauer Ortschaftsräte in geheimer Sitzung auf den neuen Namen verständigt, nun zog auch die Stadtverwaltung mit – die Einrichtung eines „Biberkontos“im kommenden Haushalt schuf jetzt die nötigen finanziellen Voraussetzungen für diesen Akt.
Für Ortskenner kommt die Sache wenig überraschend. Die Vorteile lägen, so Wohnhas, auf der Hand: „Unser Erlebnisschwimmen im Naturfreibad am Ortseingang von Pfingstweid wird der Knüller, schöner kann man der Natur und den putzigen Tierchen nicht nahe kommen.“Damit wäre auch die teure Sanierung des Bädles in Obereisenbach hinfällig, die frei werdenden Mittel könnten sinnvoll für die Kosten der Umbenennung aufgewendet werden.
Mit dem Modellcharakter des Projekts biete sich eine Vielzahl neuer Möglichkeiten. Besichtigungsfahrten und Biberstreichelzoo seien da nur zwei Ideen von vielen. Natürlich, das verschweigt Wohnhas nicht, sei man gut beraten, Menschen, die dem Biber und seiner Lebensweise gegenüber Vorbehalte hätten, entgegenzukommen. Er denkt da an Fortbildungen wie „Dämmebauen für Anfänger und Fortgeschrittene“– das Gelernte könnten Betroffene später im eigenen Garten einsetzen. Sicherlich sei auch ein Kurs wie „Überschwemmungsmanagement im Keller unter besonderer Berücksichtigung der Eintragung unerwünschter Kanalisationsbestandteile“gefragt. Wenn die ersten Tierchen der Population das Zeitliche segnen, könne man auch an andere Angebote denken: „Schöner Schmuck aus Biberzähnen“oder auch „kuschlig-warme Fellhosen“seien Möglichkeiten, so der Ortsvorsteher.
Für den Fall, dass auch das Kursangebot Betroffene nicht davon überzeugt, dass die friedliche Koexistenz mit dem Biber möglich ist, möchte Joachim Wohnhas einen anderen Schritt gehen. Die Bürgerenergiegenossenschaft mit ihrer Wasserkraftanlage am Bollenbach in Wiesertsweiler hat umfangreiche Kenntnisse im Bibermanagement gesammelt. „Wenn jemand den Biber trotzdem gar nicht leiden mag, dann gründen wir einfach eine Selbsthilfegruppe. Die Bürgerenergiegenossen haben ihre Hilfe bereits zugesagt“, macht Joachim Wohnhas Mut.