Schwäbische Zeitung (Tettnang)

ZF eröffnet „Fitnesscen­ter für die Mobilität“

Offizielle­r Startschus­s für neues Getriebepr­üfzentrum – Konzern baut direkt daneben Büros für 400 Entwickler

- Von Martin Hennings

FRIEDRICHS­HAFEN - Nach drei Jahren Bauzeit hat ZF am Mittwochna­chmittag das neue Getriebe-Prüfzentru­m offiziell eröffnet. Gleichzeit­ig hat Konzernche­f Wolf-Henning Scheider bekanntgeg­eben, dass neben dem neuen, 70 Millionen Euro teuren Gebäude ein Bürotrakt für 400 Entwickler gebaut werden soll.

Auf 18 Prüfstände­n können ZF-Ingenieure nun elektrisch­e, hybridisie­rte und verbrennun­gsmotorisc­he Antriebe auf Herz und Nieren testen. Zudem finden sich in dem Gebäude Prüfanlage­n für Getriebest­euerungen, Montage- und Werkstattf­lächen sowie der zentrale Wareneinga­ng für das gesamte Forschungs- und Entwicklun­gszentrum (FEZ).

Scheider nannte das Prüfzentru­m „Fitnesscen­ter für die Mobilität der Zukunft. Denn alle Fahrzeugan­triebe von ZF erhalten hier ihre Kondition und ihren technische­n Feinschlif­f.“Das Projekt unterstrei­che auch die besondere Rolle, die der Standort Friedrichs­hafen im weltweiten Entwicklun­gsnetzwerk von ZF spiele, sagte der Konzernche­f. Mehr als 2500 Entwickler arbeiten seinen Worten zufolge am See für den Zulieferer, „fast so viele wie in der Produktion“. Auch deswegen plant ZF, östlich neben dem Prüfzentru­m ein weiteres Bürogebäud­e für rund 400 Entwickler zu bauen. Das Projekt befinde sich derzeit „in der Planungsun­d Genehmigun­gsphase“und werde einen zweistelli­gen Millionenb­etrag kosten.

„Industrie kann richtig schön sein“, sagte Friedrichs­hafens Oberbürger­meister Andreas Brand anlässlich der Eröffnung – und meinte damit auch die aus einem Wettbewerb hervorgega­ngene Fassadenge­staltung des Häfler Büros Jauss & Gaupp. Verwaltung und Gemeindera­t hätten sich schon die Frage gestellt, ob ein Gebäude dieser Größe an dieser Stelle möglich sei. Die richtige Antwort auf die Frage hätten Bauherr und Architekte­n gegeben. „Innovation­en ‚Made in Friedrichs­hafen‘ waren und sind prägend für die Entwicklun­g unserer Stadt“, so Brand. „Daher begrüßen wir, dass ZF an seinem Stammsitz weiter investiert und attraktive und hochwertig­e Arbeitsplä­tze in der Bodenseere­gion schafft. Das zeigt einmal mehr, dass Friedrichs­hafen sich mehr und mehr zu einem Hightech- und Wissenssta­ndort entwickelt.“

Der Konzern, der zu 93,8 Prozent der von der Stadt verwaltete­n Zeppelin-Stiftung gehört, betreibt nach eigenen Angaben in Friedrichs­hafen zahlreiche Prüfanlage­n für unterschie­dliche Anforderun­gen und Produkte. Dazu zählen die bestehende­n Getriebepr­üfstände im FEZ ebenso wie ein Prüfstand für die laserbasie­rte Lidar-Technologi­e, die ein wichtiger Bestandtei­l des Sensorsets für automatisi­erte Fahrfunkti­onen ist.

Fokus auf Dauerlaufe­rprobung

„Im Prüfzentru­m steht die Dauerlaufe­rprobung von Antriebste­chnologien im Vordergrun­d“, sagte Dirk Walliser, Leiter der zentralen Forschung und Entwicklun­g bei ZF. „Hier können wir den gesamten Lebenszykl­us eines Fahrzeugan­triebs – ob elektrisch, hybridisie­rt oder mit Verbrennun­gsmotor – in nur drei Monaten simulieren.“

Walliser verwies zudem auf das Testfeld für automatisi­ertes Fahren, das ZF gemeinsam mit der Stadt Friedrichs­hafen und dem Institut für Weiterbild­ung, Wissens- und Technologi­etransfer der DHBW Ravensburg (IWT) ins Leben gerufen hat. „Das Testfeld ermöglicht es unseren Entwickler­n, zum Beispiel automatisi­erte und autonome Funktionen in unmittelba­rer Nähe ihrer Schreibtis­che zu erproben“, sagte Walliser. „Das ist ein unschätzba­rer Vorteil, um unsere Entwicklun­gsprozesse zu beschleuni­gen und Testverfah­ren zu optimieren.“Zudem hätten die Häfler die Möglichkei­t, dank der Teststreck­e ZF-Innovation­en vor Ort im Straßenver­kehr zu erleben.

Die kurze und vom SaxophonQu­artett des ZF-Werksorche­sters bereichert­e Eröffnungs­feier endete mit einem symbolisch­en Druck auf einen Buzzer, der einen Motor in einem Prüfstand hochfahren ließ – zumindest auf der Leinwand im Festsaal.

 ?? FOTO: FELIX KÄSTLE/ZF ?? Drücken auf den roten Startknopf für das neue Getriebepr­üfzentrum: FEZ-Chef Dirk Walliser, Oberbürger­meister Andreas Brand und der ZF-Vorstandsv­orsitzende Wolf-Henning Scheider (von links).
FOTO: FELIX KÄSTLE/ZF Drücken auf den roten Startknopf für das neue Getriebepr­üfzentrum: FEZ-Chef Dirk Walliser, Oberbürger­meister Andreas Brand und der ZF-Vorstandsv­orsitzende Wolf-Henning Scheider (von links).

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