Schwäbische Zeitung (Tettnang)
ZF eröffnet „Fitnesscenter für die Mobilität“
Offizieller Startschuss für neues Getriebeprüfzentrum – Konzern baut direkt daneben Büros für 400 Entwickler
FRIEDRICHSHAFEN - Nach drei Jahren Bauzeit hat ZF am Mittwochnachmittag das neue Getriebe-Prüfzentrum offiziell eröffnet. Gleichzeitig hat Konzernchef Wolf-Henning Scheider bekanntgegeben, dass neben dem neuen, 70 Millionen Euro teuren Gebäude ein Bürotrakt für 400 Entwickler gebaut werden soll.
Auf 18 Prüfständen können ZF-Ingenieure nun elektrische, hybridisierte und verbrennungsmotorische Antriebe auf Herz und Nieren testen. Zudem finden sich in dem Gebäude Prüfanlagen für Getriebesteuerungen, Montage- und Werkstattflächen sowie der zentrale Wareneingang für das gesamte Forschungs- und Entwicklungszentrum (FEZ).
Scheider nannte das Prüfzentrum „Fitnesscenter für die Mobilität der Zukunft. Denn alle Fahrzeugantriebe von ZF erhalten hier ihre Kondition und ihren technischen Feinschliff.“Das Projekt unterstreiche auch die besondere Rolle, die der Standort Friedrichshafen im weltweiten Entwicklungsnetzwerk von ZF spiele, sagte der Konzernchef. Mehr als 2500 Entwickler arbeiten seinen Worten zufolge am See für den Zulieferer, „fast so viele wie in der Produktion“. Auch deswegen plant ZF, östlich neben dem Prüfzentrum ein weiteres Bürogebäude für rund 400 Entwickler zu bauen. Das Projekt befinde sich derzeit „in der Planungsund Genehmigungsphase“und werde einen zweistelligen Millionenbetrag kosten.
„Industrie kann richtig schön sein“, sagte Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand anlässlich der Eröffnung – und meinte damit auch die aus einem Wettbewerb hervorgegangene Fassadengestaltung des Häfler Büros Jauss & Gaupp. Verwaltung und Gemeinderat hätten sich schon die Frage gestellt, ob ein Gebäude dieser Größe an dieser Stelle möglich sei. Die richtige Antwort auf die Frage hätten Bauherr und Architekten gegeben. „Innovationen ‚Made in Friedrichshafen‘ waren und sind prägend für die Entwicklung unserer Stadt“, so Brand. „Daher begrüßen wir, dass ZF an seinem Stammsitz weiter investiert und attraktive und hochwertige Arbeitsplätze in der Bodenseeregion schafft. Das zeigt einmal mehr, dass Friedrichshafen sich mehr und mehr zu einem Hightech- und Wissensstandort entwickelt.“
Der Konzern, der zu 93,8 Prozent der von der Stadt verwalteten Zeppelin-Stiftung gehört, betreibt nach eigenen Angaben in Friedrichshafen zahlreiche Prüfanlagen für unterschiedliche Anforderungen und Produkte. Dazu zählen die bestehenden Getriebeprüfstände im FEZ ebenso wie ein Prüfstand für die laserbasierte Lidar-Technologie, die ein wichtiger Bestandteil des Sensorsets für automatisierte Fahrfunktionen ist.
Fokus auf Dauerlauferprobung
„Im Prüfzentrum steht die Dauerlauferprobung von Antriebstechnologien im Vordergrund“, sagte Dirk Walliser, Leiter der zentralen Forschung und Entwicklung bei ZF. „Hier können wir den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugantriebs – ob elektrisch, hybridisiert oder mit Verbrennungsmotor – in nur drei Monaten simulieren.“
Walliser verwies zudem auf das Testfeld für automatisiertes Fahren, das ZF gemeinsam mit der Stadt Friedrichshafen und dem Institut für Weiterbildung, Wissens- und Technologietransfer der DHBW Ravensburg (IWT) ins Leben gerufen hat. „Das Testfeld ermöglicht es unseren Entwicklern, zum Beispiel automatisierte und autonome Funktionen in unmittelbarer Nähe ihrer Schreibtische zu erproben“, sagte Walliser. „Das ist ein unschätzbarer Vorteil, um unsere Entwicklungsprozesse zu beschleunigen und Testverfahren zu optimieren.“Zudem hätten die Häfler die Möglichkeit, dank der Teststrecke ZF-Innovationen vor Ort im Straßenverkehr zu erleben.
Die kurze und vom SaxophonQuartett des ZF-Werksorchesters bereicherte Eröffnungsfeier endete mit einem symbolischen Druck auf einen Buzzer, der einen Motor in einem Prüfstand hochfahren ließ – zumindest auf der Leinwand im Festsaal.